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Der Kopflose Rächer

Der Kopflose Rächer

Titel: Der Kopflose Rächer
Autoren: Jason Dark
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Wellen. Es war halblang geschnitten und endete im Nacken. Sie trug eine Brille mit ebenfalls rotem Gestell und hatte die Lippen blaß geschminkt. Hinter den Brillengläsern schauten uns hellwache Augen an. Daß sie nervös war, konnte sie nicht verhehlen, denn sie spielte permanent mit dem Bügel der Handtasche.
    »Ich bin ja so froh, daß Sie Zeit für mich gefunden haben, Sir James. Sie glauben gar nicht, welchen Mut mir das gibt.« Die Worte richtete sie nach der Begrüßung an meinen Chef und kümmerte sich dann um mich.
    »Sie müssen John Sinclair sein.«
    Da ich stand, sagte ich: »Sogar in Lebensgröße.«
    »Sehr witzig.«
    Ich hob die Schultern und nahm wieder Platz. Auch Brenda Tradlin setzte sich. Sie schlug die Beine übereinander, streifte den Rock nach unten und nickte uns zu. »Ich kann mir vorstellen, was Sie über mich gedacht haben, aber vergessen Sie alle Vorurteile. Was ich gesehen habe, das habe ich gesehen. Ich bin keine verrückte Spinnerin. Mein Chef hat, als ich das Büro betrat, an seinem alten Stammplatz hinter dem Schreibtisch gesessen. Daran gibt es nichts zu rütteln, da können Sie auch sagen, was Sie wollen, meine Herren.«
    »Wir haben nichts gesagt.«
    »Ich kann mir vorstellen, was Sie denken, Sir James.«
    »Sie sind ohnmächtig geworden?« fragte ich.
    Brenda Tradlin drehte sich nach links, um mich anschauen zu können.
    »Ja, ich bin gefallen. Zum Glück auf den Teppich und nicht gegen die Wand. Ich habe es recht gut überstanden.«
    »Wie war das dann, als sie wieder erwachten?«
    »Da gab es den Richter nicht mehr.«
    »Er war also weg!«
    Sie lächelte süffisant. »Das sagte ich Ihnen bereits, Mr. Sinclair. Er war nicht mehr da.«
    »Aber zuvor?«
    Ihre Augen funkelten. »Kann es sein, daß Sie mir nicht glauben, Mr. Sinclair?«
    Sir James stand mir bei. »Das ist nicht entscheidend. Wir müssen uns nur absichern und die Wahrheit herauskriegen.«
    »Ja, ich weiß. Ich kenne den Job, ich mache ihn lange genug, wenn auch auf einem etwas anderen Gebiet. Was Sie mich hier jetzt fragen, das können Sie sich sparen. Da brauchen Sie nur in den Aussageprotokollen nachschauen.« Sie klopfte mit der flachen Hand auf die Lehne. »Ich will, daß Sie den Fall bearbeiten, und zwar von dem Zeitpunkt an, wo ich den kopflosen Jerome T. Harker hinter seinem Schreibtisch habe sitzen sehen.«
    Sir James nickte mir zu, ein Zeichen, daß ich mich mit dieser energischen Person herumschlagen sollte, und ich kniff auch nicht.
    »Mrs. Tradlin«, sagte ich, »lassen wir mal Ihre schreckliche Entdeckung zunächst beiseite, sondern kümmern wir uns um die Zeit, als der Richter noch gelebt hat.«
    »Warum das denn?«
    »Lassen Sie mich ausreden.«
    »Ja – schon gut«, erwiderte sie etwas unwillig.
    »Der Richter war hier in London ein sehr bekannter Mann. Er galt als ein aufrechter, unbestechlicher Mensch, der zudem mit einem Auge nach Italien schielte, wo man versucht, der Mafia Herr zu werden. Das war auch das Ziel seiner Arbeit.«
    »Nicht nur das!« korrigierte sie mich. »Er wollte von unten anfangen und sich weiter hocharbeiten, aber er starb.«
    »Durch wen?«
    Brenda Tradlin verzog den Mund. »Ihre Kollegen haben es leider nicht geschafft, den Mörder zu finden, obwohl ich ihn kenne. Ich weiß, daß er die Bande der schwarzen Henker gejagt hat, an deren Spitze ein Mann namens Mac Maschke steht.«
    Ich hatte von dieser Bande am Rande gehört und wußte, daß ihr Gebiet die Erpressung war. Das fiel nicht in meinen Bereich, doch in diesem Fall mußte ich mich darum kümmern.
    »Maschke ist noch frei«, sagte Sir James.
    »So ist es leider.«
    »Kommen wir noch einmal auf Sie zurück«, sagte ich, »denn das erscheint mir wichtig.«
    »Was habe ich damit zu tun?«
    »Nun, es geht mir um Ihr Verhältnis zu Richter Harker.«
    Brenda Tradlin sah aus, als wollte sie von ihrem Stuhl in die Höhe schnellen. »Was erlauben Sie sich! Ich hatte kein Verhältnis mit dem Richter, obwohl er seit zwei Jahren Witwer war.«
    »So habe ich es nicht gemeint. Ich denke mehr an das berufliche Verhältnis.«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Schön, wenn Sie es so sehen. Auch ich habe eine Sekretärin, mit der ich schon lange zusammenarbeite. Da ergibt sich ein vertrauensvolles Verhältnis, und ich glaube, daß es bei Ihnen auch nicht viel anders gewesen ist.«
    »Stimmt.«
    »Sie haben sehr an Ihrem Chef gehangen?«
    »Stimmt auch.«
    »Sie waren sehr traurig, als er starb.«
    »Das brauche ich nicht besonders zu
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