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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Rebecca Gablé
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lassen.«
    »Und damit lässt du dich abspeisen, ja?«
    »Was sollte ich tun? Die Halle erstürmen?«
    Rupert ohrfeigte ihn. Es war ein harter Schlag. Jonah taumelte einen Schritt zur Seite und hielt mit Mühe das Gleichgewicht.
    »Wem hast du meine vierundzwanzig Yards feinster flämischer Wolle für vier Pfund verhökert, he? Raus damit!«
    »Dem Baron of Aimhurst.« Jonah hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken. Der Baron selbst war schließlich am frühen Abend über den einsamen, geduldig wartenden Kaufmannslehrling in seiner Vorhalle gestolpert, hatte ihn barsch gefragt, was er wünsche, und ihm dann voller Ungeduld den vereinbarten Preis für die bestellte Wolle bezahlt, ehe er ihm brüsk die Tür wies. Jonah war jedoch nicht gleich gegangen, hatte er doch eine Botschaft für den Baron, die nicht das Geringste mit Rupert Hillocks flämischer Wolle zu tun hatte …
    Rupert war einen Augenblick sprachlos. Er stemmte die Hände in die Seiten. »Du hast mit dem Baron selbst gesprochen?«
    Jonah nickte.
    »Was hat er gesagt?«
    Er hob kurz die Schultern. »Nichts weiter.«
    Aber Rupert hatte sein verräterisches, höhnisches Grinsen gesehen. Er packte den Lehrling mit einer seiner Pranken amOberarm, schlug ihn wieder ins Gesicht und knurrte: »Was hat er gesagt? Gib gefälligst Antwort, du maulfauler Bastard !«
    Jonah hob den Kopf, wischte sich mit dem Handrücken ein bisschen Blut aus dem Mundwinkel und sah seinem Meister in die Augen. »›Das sieht euch ähnlich‹, hat er gesagt. ›Dieses Land geht vor die Hunde, in Tyburn hängen sie Roger Mortimer wie einen gewöhnlichen Dieb, die ganze Stadt ist in Aufruhr, und ihr Pfeffersäcke könnt an nichts als eure Tuchballen denken.‹«
    Ruperts großporiges Gesicht nahm eine bedenklich dunkelrote Farbe an. Jonah versuchte, nach rechts auszuweichen, doch die Faust erwischte ihn am Jochbein, und er ging zu Boden. Er rollte sich zusammen, aber nicht schnell genug. Ein mörderischer Tritt traf ihn in den Magen. Jonah rang keuchend um Atem und hustete erstickt. Er wollte sich aufstützen, er wusste, er musste fliehen, aber er konnte sich nicht rühren. Also legte er schützend die Arme um den Kopf und wartete.
    Doch ehe der nächste Schlag fiel, hörte er ein wutentbranntes Krächzen: »Rupert! Hör sofort auf damit!«
    »Madam Großmutter …« Rupert Hillock versuchte ohne großen Erfolg, seiner Stimme einen freudigen Unterton zu verleihen, seinen Schrecken zu verbergen. »Ich glaubte, Ihr seiet schon schlafen gegangen.«
    Die zierliche alte Dame trat näher. Sie zog das linke Bein nach, die dürre, gichtgekrümmte Hand hielt den eleganten Stock umklammert, auf dessen Hilfe sie angewiesen war, doch ihre Haltung war kerzengerade, das vom perlgrauen Tuch der Rise umschlossene Kinn angriffslustig vorgestreckt. Cecilia Hillock war mit ihren beinah achtzig Jahren so unglaublich alt, dass es einem schon unheimlich davon werden konnte. Zweifellos war es ihr eiserner Wille, der sie am Leben hielt, und sie war das unangefochtene, allseits gefürchtete Oberhaupt der Familie.
    »Du hast dich geirrt«, versetzte sie frostig. »Wie so oft.«
    Jonah hatte festgestellt, dass er zumindest in kleinen, schmerzhaften Zügen wieder atmen konnte, und mit dem Atemwar auch Leben in seinen Körper zurückgekehrt. Er stand lautlos vom Boden auf und glitt in die Dunkelheit nahe der Tür, außerhalb der Lichtkreise von Feuer und Kerze.
    »Du solltest dich schämen, Rupert!«, fuhr die alte Dame fort. »Was fällt dir ein, den Jungen so zu behandeln?«
    Rupert Hillock hob beinah flehentlich die Hände. »Er ist aufsässig und unverschämt! Es ist meine Pflicht, ihm beizubringen, dass man so nicht durchs Leben kommt!«
    Jonah wollte das nicht hören. »Kann ich gehen, Sir?«
    »Du bleibst hier«, beschied Cecilia.
    »Er tut einfach nicht, was ich ihm sage«, stieß Rupert hervor.
    »Ich bin sicher, er hat seine Gründe.«
    »Großmutter …«, protestierte Elizabeth und verstummte, als der Blick der uralten, dunklen Augen auf sie fiel.
    »Du sei lieber still.« Es war ein leises, aber unmissverständlich drohendes Krächzen. »Wenn du dich weniger um deinen Ehrgeiz und die Belange deines Mannes und stattdessen mehr um deine eigenen Pflichten kümmern würdest, könntest du vielleicht auch einmal ein Kind neun Monate lang austragen und diesem Haus einen Erben geben!«
    Elizabeth presste eine Hand vor den Mund und wich einen Schritt zurück.
    Jonah betrachtete die alte Frau mit einer Mischung
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