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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Rebecca Gablé
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seinen Ellbogen und hielt ihn zurück. »Bleib lieber hier. Du … bist in Schwierigkeiten.«
    Er wandte den Kopf. »Tatsächlich?«
    Crispin nickte und schlug beklommen die Augen nieder. »Wo warst du nur so lange? Die Meisterin hat sich Sorgen gemacht.«
    Jonah schnaubte verächtlich. »Das will ich glauben. Schließlich war ich mit einem ganzen Ballen erstklassiger Wolle unterwegs.« Er riss seinen Arm los, öffnete die Tür und trat hinaus.
    Auch im Hof war es finster, doch er brauchte kein Licht, um das vertraute, kleine Quadrat zu überqueren. Er ließ das Hühnerhaus und die klapprige Holzbude mit dem Abort rechter Hand liegen und schritt zwischen den Gemüsebeeten einher, bis seine linke Hand die Brunneneinfassung streifte. Gleich hinter dem Brunnen lag die Küchentür. Auch sie war gut geölt und ließ sich ohne einen Laut öffnen.
    Jonah nahm den schweren, tropfnassen Mantel ab, hängte ihn sich über den Arm und glitt ins Trockene. Er war ausgehungert, und ehe er seinem Meister unter die Augen trat, wollte er wenigstens sehen, ob er nicht ein Stück Brot oder vielleicht gar ein paar Reste vom Abendessen fand. Aber er hatte Pech. Kaum hatte er die Küche betreten, öffnete sich eine zweite Tür, die zur Treppe und dem Flur führte, der Laden und Küche verband, und die Meisterin trat ein, einen Messinghalter mit einer Kerze in der Linken.
    Er neigte fast unmerklich den Kopf. »Mistress.«
    Sie fuhr entsetzt zurück; der dunkle Schatten in der lichtlosen Küche hatte sie erschreckt. Als sie ihn erkannte, verengten sich die haselnussbraunen Augen, die sonst eher vollen Lippen waren plötzlich zu einem schmalen weißen Strich zusammengepresst. Das von Natur aus eigentlich fröhliche, junge Gesicht unter der schlichten weißen Haube wurde hässlich. Jonah stellte nicht zum ersten Mal, aber mit unverminderter Verblüffung fest, dass der Zorn ihre Nase beinah um das Doppelte länger erscheinen ließ.
    »Schon zurück?«, fragte sie schneidend. »Und der feine Lord wollte erst einmal speisen, ja? Wann hattest du die Absicht, uns von deiner glücklichen Heimkehr in Kenntnis zu setzen?«
    »Gleich im Anschluss«, antwortete er wahrheitsgemäß.
    Vielsagend zog sie die Tür auf, durch die sie gekommen war, und ruckte das Kinn Richtung Flur. »Wenn du essen willst, komm in Zukunft pünktlich zu den Mahlzeiten. Und jetzt scher dich nach oben. Master Hillock brennt sicher schon darauf, deine Geschichte zu hören.«
    Mit einer spöttischen kleinen Geste ließ er ihr den Vortritt, folgte ihr dann durch den schmalen Gang und die Treppe hinauf. Die alten Holzstufen ächzten unter ihren Schritten.
    Über dem Laden lag die Halle, die Master Hillocks Haushalt als Wohngemach diente, außer der Küche der einzig beheizte Raum im Haus.
    Rupert Hillock saß mit einem Becher Ale und einer Kerze am Tisch nahe des Fensters und las in einem Buch mit englischen Nacherzählungen biblischer Geschichten. Ein Bär von einem Mann mit ebenso rabenschwarzen Haaren und dunklen Augen wie Jonahs, doch war sein Gesicht fleischiger, gerötet, eine Spur verlebt und beinah zur Hälfte von einem dichten schwarzen Bart bedeckt.
    Als er seine Frau und Jonah eintreten sah, klappte er das Buch zu, erhob sich, streckte wortlos die Hand aus und trat vor seinen Lehrling.
    Ohne alle Eile öffnete der den schlichten braunen Lederbeutel an seinem Gürtel, schüttete den klimpernden Inhalt in seine Linke und ließ ihn in Ruperts Hand fallen, ohne sie zu berühren.
    Rupert zählte murmelnd. »… zwei, drei Pfund und sechs, acht, zehn, zwölf, vierzehn, sechzehn, achtzehn, zwanzig Shilling. Vier Pfund. Stimmt«, brummte er unwillig, nickte und ließ das Geld in seinem eigenen Beutel verschwinden. »Und wo hast du den ganzen Tag gesteckt, du Lump?«, fragte er.
    »Im Haus des Baron of Aimhurst. Es hat Stunden gedauert, ehe man mich vorließ.«
    »Hast du das Tuch seiner Frau ausgehändigt, wie ich gesagt habe?«, fragte Ruperts Frau begierig.
    Jonah schüttelte den Kopf. Er hatte die Baroness nicht zu Gesicht bekommen. Sie sei nicht zu Hause, hatte der Diener behauptet, der ihn einließ, aber Jonah war sicher gewesen, dass der Mann log.
    »Warum nicht?«, herrschte Rupert ihn an. »Hab ich dir nicht aufgetragen, du sollst dafür sorgen, dass sie selbst die Wolle auf der Stelle begutachtet? Wir haben sie viel zu preiswert abgegeben; es sollte ein Köderangebot sein! Aber wenn du es ihrer Zofe überlassen hast, war die Mühe umsonst.«
    »Sie hat sich verleugnen
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