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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Rebecca Gablé
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ihm vorbei in das Schlafgemach. »Mein Recht.«
    Der großzügige Raum war nur spärlich möbliert, doch der Baldachin und die Vorhänge des breiten Bettes waren aus kostbarem, weinrotem Brokat und mit Ranken aus venezianischem Goldfaden bestickt.
    »Mutter?«
    Die Bettvorhänge raschelten. »Eduard? C’est vous? Mais pourquoi …«
    Eine unfreundliche Hand umklammerte Edwards Ellbogen und schleuderte ihn herum. »Was erlaubt Ihr Euch, Edward? Schert Euch zum Teufel! Und wagt es nicht noch einmal, Eurer Mutter und mir nachzustellen!«
    Edward befreite seinen Arm mit einem beiläufigen Ruck. »Ihr verkennt die Situation, Sir. Ihr seid am Ende. Ihr ebenso wie meine verehrte Mutter.«
    Der Mann starrte ihn einen Augenblick ungläubig an, sah zu den beiden Begleitern und begann zu lachen. »Was soll das darstellen? Eine Revolte? Ein alter Schulmeister, ein verlotterter Bettelritter und ein Knabe?« Er hörte abrupt auf zu lachen. »Besser, du verschwindest auf der Stelle wieder. Dann werde ich vielleicht vergessen, was hier heute passiert ist. Hast du nicht gehört?«
    Er streckte plötzlich die Hand aus, doch Edward hatte sein Gelenk gepackt, ehe er die Waffen auf dem niedrigen Schemel erreichen konnte. Der Mantel bedeckte die Blöße des Mannes nicht länger. Edward neigte leicht den Kopf zur Seite, sah kurz auf das runzelige Glied und räusperte sich ironisch. »Ich schlage vor, Ihr kleidet Euch an, ehe wir nach London aufbrechen.«
    Der Bettvorhang wurde zurückgeschoben, und die Königinmutter kam zum Vorschein, mit offenen Haaren, aber immerhin vollständig bekleidet. »Eduard!« Ihre Stimme klang schneidend.
    »Auch Ihr solltet Euch reisefertig machen, Mutter.«
    »Jetzt ist es genug«, grollte ihr Liebhaber. »Was glaubt Ihr eigentlich, wen Ihr hier vor Euch habt? Ihr könnt uns keine Befehle erteilen!« Er unterbrach sich kurz, riss sich von Edwards Griff los und verschränkte die Arme. »Jetzt hör gut zu, du Grünschnabel: Auch wenn du hier wie ein Strauchdieb eingedrungen bist und meine Wachen niedergemetzelt hast, ändert das nichts an den Tatsachen. Deine Mutter ist die Königin, ich bin der Earl of March, Nachfahre von König Artus und dem ruhmreichen Brutus, und wir regieren dieses Land!«
    Edward lächelte unverbindlich. »Nicht mehr.« Er nickte Bury und Montagu zu. »Fesselt ihn und bringt ihn hinaus.«
    Das ließen sie sich nicht zweimal sagen.
    Mortimer sah ungläubig zu, wie Montagu die vorbereiteten Stricke um seine Gelenke wickelte, und warf Edward einen gefährlichen, hasserfüllten Blick zu. »Das hat dein Vater auch schon versucht. Aber es hat ihm nichts genützt. Dieser jammervolle Schwächling konnte mich nicht aufhalten, auch wenn er mich eingesperrt und mir meine Güter gestohlen hat.«
    Edward blickte ihm in die Augen und nickte langsam. »Einer seiner unverzeihlichsten Fehler. Dieses Mal, Sir, werdet Ihr hängen.«







London, November 1330
     
    E s war stockfinster, als Jonah heimkam; in ganz Cheapside schien es kein einziges Licht mehr zu geben. Die Läden und Werkstätten, die die Straßenfront der meist zweigeschossigen, schmalen Holzhäuser bildeten, hatten längst geschlossen, und schwere Wolken hatten den Sichelmond und die Sterne verschluckt. Seit dem Nachmittag fiel ein lautloser Regen, der die Straßen und Gassen in zähen Morast verwandelt hatte und Jonahs Fackel zu ertränken drohte. In Sichtweite des Hauses gab sie endgültig den Geist auf. Er warf sie achtlos zu Boden und überquerte den kleinen Platz vor der St.-Lawrence-Kirche mit eiligen Schritten. Aus der Taverne »Zum schönen Absalom« drüben neben Robertsons Mietstall drang gedämpftes Stimmengewirr, aber kein Mensch war auf der Straße. Kein Mensch bis auf ihn.
    Er klopfte verhalten an die Tür zu Hillocks Tuchladen.
    »Wer ist da?«, erkundigte sich eine kräftige, helle Stimme.
    »Ich.«
    Die Pforte öffnete sich lautlos. Der fünfzehnjährige Crispin stand mit einem Öllämpchen auf der Schwelle. Seine Augen wirkten wie tiefe leere Höhlen im flackernden Licht, und er schützte die kleine Flamme, die Jonah gleißend hell vorkam, mit einer Hand vor der Zugluft.
    Blinzelnd trat Jonah ein, nickte und ging an ihm vorbei.
    Crispin verriegelte hastig die Pforte und folgte ihm zur Hintertür, die in den kleinen Innenhof des Hauses führte. »Ich habe auf dich gewartet, statt mich schlafen zu legen, weißt du. Du könntest wenigstens danke sagen.«
    »Danke.«
    Jonah legte die Hand an die Tür, aber Crispin nahm
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