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Der Knochenmönch

Der Knochenmönch

Titel: Der Knochenmönch
Autoren: Jason Dark
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damit.«
    Suko strich durch sein Haar. »Gut, wir werden es herausfinden.« Dieser Satz war so etwas wie ein Startzeichen. Beide Männer bewegten sich auf die breite Treppe am Ende des leeren Flurs zu. Die Stufen waren flach, der Handlauf des Geländers bestand aus Holz, das Gitter war aus Eisen gefertigt, das rotbraunen Rost angesetzt hatte. Die Treppe schlug einen leichten Bogen, bis sie die erste Etage erreichte, und beide Männer konnten ihr Ende nicht sehen. Suko ging vor.
    Jeder Schritt erhöhte die Spannung. Er saugte die Luft durch die Nasenlöcher ein, weil er einen bestimm ten Verdacht harte, von dem er hoffte, daß dieser sich nicht bestätigen würde.
    Ihre Sohlen schleiften über das Gestein hinweg. Sie hatten die Mitte erreicht, als sie in den Treppenbogen hineinschritten, und es war Suko, der plötzlich stehenblieb.
    Er hatte etwas entdeckt.
    »Was ist los?« flüsterte Ignatius.
    Suko hob den Arm.
    Ignatius mußte sich neben ihn stellen, um genauer hinsehen zu können.
    Er wurde nicht blaß, er schüttelte nur den Kopf und wunderte sich.
    Auf der obersten Stufe stand wie ein unheimlicher und makabrer Wächter ein bleicher Totenschädel!
    ***
    Beide Männer schwiegen, denn niemand wußte, wie sie diesen Schädel einordnen sollten. Es war nicht einmal zu erkennen, ob er aus Knochen bestand oder aus einem anderen Material, er strahlte einen matten Glanz aus, und er hatte die gleiche Größe wie ein menschlicher Totenkopf.
    »Bis dorthin und nicht weiter«, sagte der Pater leise. »Oder sehe ich das falsch?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Was willst du tun?«
    »Weitergehen.«
    »Okay, ich gebe dir Rückendeckung.«
    Der Schädel bewegte sich nicht.
    Aus seinen leeren Augenhöhlen ›glotzte‹ er in die Tiefe. Er war kompakt, jedenfalls kompakter, als bestünde er nur aus dünnen Knochen. Suko schien es, als wäre er aus Stein modelliert, vielleicht sogar aus Marmor.
    Er bewegte sich nicht. Beide Männer allerdings fühlten sich beobachtet, und zwar von einer Kraft, die sie nicht einordnen konnten. Der Schädel bewachte den Zugang zur ersten Etage, und obwohl er so klein war, konnte Suko sich vorstellen, daß in ihm eine gefährliche Magie steckte.
    Noch drei Stufen trennten ihn von dem Schädel. Bei Ignatius waren es zwei mehr.
    Da geschah es.
    So schnell, daß die Männer überrascht wurden. Der Schädel stieg in die Höhe, drehte sich dabei und verwandelte sich während der Bewegung in eine lange Staubfahne.
    Ein Geist?
    Nein, kein Geist, denn der Staub blieb nicht nur Staub, er nahm eine feste Gestalt an.
    Arme, Beine – ein Körper entstand, ein Kopf…
    Nein, kein normaler Menschenkopf.
    Auf dem kurzen Halsstumpf saß plötzlich der häßliche Schädel einer Hyäne…
    ***
    Es war wirklich kein Vergnügen, den jahrhundertealten Tunnel zu betreten, denn uns umfing ein Geruch aus Moder, Staub, Verwesung und abgestandener Luft.
    Hier hatte es seit wahnsinnig langen Zeiten kein Licht mehr gegeben, und es war der Strahl meiner Lampe, der diese Finsternis zum erstenmal unterbrach.
    Driscoll blieb dicht hinter mir. Ich spürte seinen Atem, der über meinen Nacken streifte. »Hier hat man das Gefühl, allmählich zu ersticken, John. Wenn ich nicht wüßte, was auf dem Spiel steht, würde ich auf der Stelle umkehren und zurückgehen.«
    »Er ist den Weg auch gegangen.«
    »Und er hat Kraft«, flüsterte Driscoll. »Einer, der seit Jahrhunderten eigentlich tot sein muß oder soll, schafft es tatsächlich, die Mauer einzutreten. Das will mir noch immer nicht in den Kopf. Ich kann es drehen und wenden, eine Erklärung finde ich nicht.«
    »Stimmt.«
    Meine Antwort verwunderte ihn. »Sie auch nicht?«
    »Ich kann nicht sagen, was genau geschehen ist. Wir müssen uns beide zunächst mit einer allgemeinen Erklärung zufrieden geben. Dieser Mönch hat sich gedreht. Er ist in den langen Jahren der Einsamkeit zu dem Schluß gelangt, daß es noch eine andere Seite gibt. Und der hat er sich mit Haut und Haaren angeschlossen. Wie das genau geschehen ist, darüber kann ich nur spekulieren.«
    »Aber Sie haben doch Ihre Erfahrungen, John.«
    »Stimmt. Nur ist jedes Wesen verschieden. Jeder reagiert irgendwie anders, wenn er sich den Mächten der Finsternis anschließt. Ich kann mir denken, daß es Verginius geschafft hat, einen Dämon zu beschwören. Er hat, wie auch immer, zu ihm Kontakt aufnehmen können, und dieser Dämon hat ihn nicht im Stich gelassen.«
    »Sie meinen das Wesen mit dem Hyänenschädel?«
    »Genau, seinen
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