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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
Autoren: Carin Bartosch Edström
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ihr Cello höher auf die Schultern, bevor sie die Treppe in Angriff nahm. Peder hielt einige Meter Abstand, um sie besser betrachten zu können, ihre engen Jeans, die ihre Hüften betonten, die Konturen ihrer Brüste, die dazu führten, dass die Lederjacke über dem Brustkorb Falten warf, als sie die spiralförmige Treppe erklomm. Jetzt muss sie sich vorbeugen, um das Gewicht auf dem Rücken auszugleichen, dachte er, bald wird das nicht mehr nötig sein.
    Je weiter sie nach oben kamen, desto deutlicher wurde die Melodie der Geige, Ysaÿes zweite Sonate für Solovioline. Er hatte sie schon hundertmal gehört, zumindest kam es ihm so vor, als Louise sie damals für ein Vorspiel übte. Das musste fast dreißig Jahre her sein. Die stürmischen Folgen und die gefühlvollen Phrasen erneut zu hören hatte etwas Wehmütiges, aber gleichzeitig auch auf eine neue Art Aufreizendes. Als wollten sie ihn frech in die Schranken weisen.
    Auf halbem Weg ins dritte Stockwerk begann Caroline ihre Schlüssel zu suchen. Sie wühlte in den Taschen ihrer Jacke und ihrer Jeans, stöhnte verärgert und nahm das Cello vor der Wohnungstür von den Schultern, um sich besser bewegen zu können. Peder nahm die letzten Stufen ganz langsam und stellte sich dann direkt hinter sie. Er konnte hören, wie sich ihr Atem beschleunigte, weil sie nicht fand, was sie suchte. Sie sah ihn nicht an. War es wirklich möglich, dass sie seine Aufmerksamkeit nicht spürte? Oder tat sie dies sehr wohl und versuchte nur geschickt, die Situation zu entschärfen, um ihnen beiden Peinlichkeiten zu ersparen?
    Diskret trat Peder einen Schritt zur Seite. Er wünschte sich, so vertraut mit ihr zu sein, dass er einfach seinen Arm um ihre Schultern legen und dabei augenzwinkernd feststellen könnte, sie habe wohl wieder einmal ihren Schlüssel verschlampt. Aber er würde es nicht wagen, mit den Fingerspitzen über ihren milchweißen Hals zu fahren. Noch nicht.
    »Kommt ihr gleichzeitig?« Die Tür wurde aufgerissen, und auf der Schwelle stand eine zartgliedrige Frau mit Geige und Bogen in der Linken.
    »Endlich hab ich sie!« Caroline hielt ihr einen klappernden Schlüsselbund hin. Mit einem resignierten Seufzer nahm sie ihr Cello und betrat die Wohnung.
    Louise ging zur Seite, um auch Peder eintreten zu lassen. Er umarmte sie kurz.
    »Ich wette, sie hat die Zeiten durcheinandergebracht«, meinte Louise entschuldigend. »Ich hatte ihr ausdrücklich gesagt, sie soll um sieben Uhr zu Hause sein.«
    »Solange sie die Tage nicht durcheinanderbringt«, meinte Peder und sah in Louises ernstes Gesicht.
    Aus dem Badezimmer ertönte wenig später das Rauschen von Wasser. Die Badewanne wurde eingelassen. Als Caroline die Tür öffnete, drang der kaugummisüße Geruch von Badeschaum in den Flur. Sie hatte sich in ein weißes Badelaken gewickelt. So unkompliziert, so natürlich, solch zeitlos klare Linien, und das nur drei Meter von ihm entfernt. Peder wusste nicht recht, wo er hinschauen sollte.
    »Du siehst aus wie ein Michelangelo«, meinte er und versuchte, nicht allzu aufdringlich zu klingen. Er beeilte sich, Louise einen Arm um die Schultern zu legen.
    »W as?«, schnaubte Caroline verächtlich. »So eine Ninja Turtle? Ich habe den ganzen Tag geübt und bin wahnsinnig müde. Es ist doch okay, wenn ich mich jetzt in die Badewanne lege?« Carolines Blick wanderte zwischen Louise und Peder hin und her.
    »Liebling«, begann Louise und machte sich von Peder los. Langsam ging sie auf Caroline zu, legte ihr die Hände auf die Hüften und küsste sie zart auf den Mund, wobei sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste.
    Caroline runzelte fragend die Stirn. »W as?«
    »Du hast es vollkommen vergessen, nicht wahr?«
    Die Stimme war warm, aber Caroline entging nicht der beißende Unterton. Statt zu antworten, wartete sie ab, was folgen würde. Louise neigte den Kopf ein wenig und lächelte auf eine nachsichtig skeptische Weise …
    »Leg dich nur in die Badewanne, ich muss noch eine Kleinigkeit mit Peder klären.« Sie warf Caroline einen lang anhaltenden Blick zu, um dieser Gelegenheit zu geben, ihre Gedankenlosigkeit wettzumachen. Caroline atmete tief ein und beugte den Kopf mit geschlossenen Augen nach hinten.
    »Um Gottes willen, ich hatte es vollkommen vergessen.« Sie sah Louise an. »W ie konnte ich nur? Ich kann es nicht fassen.«
    Aus den Augenwinkeln sah Louise, wie Peder im Salon verschwand. Caroline zog ihr Badelaken unter den Achseln hoch und begegnete dann Louises Blick. Sie
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