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Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Titel: Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
Autoren: Moritz von Lech
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sicher, dass er schließlich doch noch die Anerke n nung finden würde, die er für seinen weiteren Weg brauchte.
    Zunächst aber holte er in einem verspäteten Siege s ta u mel alles nach, was er im vergangenen Jahr ve r säumt hatte. Kaum eine Feier, auf der er nicht e r schien, und kein Gelage, auf dem er nicht weni g stens kurz vorbe i schaute. Fast kehrte er zu seinen alten Gewohnheiten zurück, doch jetzt waren es die Abkömmlinge großer Familien, die sich um die G e sellschaft des ve r dienten Offiziers rissen. Nur hei m lich besuchte er ab und zu ein Fest seines alten Freundes Metrobius, und niemand konnte ihn dann daran hindern, auf einem Tisch st e hend aus der Ili o na zu deklamieren:
    “Mater te appello, tu quae curam somno suspenso l e vas,
    neque te mei miseret: surge, et sepeli natum…   “
     
    Eines Nachts, als er von einer dieser vergnüglichen Gesellschaften nach Hause schwankte, kreuzte sich sein Weg mit einem düsteren Zug von Menschen, die offensichtlich versuchten, sich so unauffällig wie mö g lich aus der finsteren Stadt zu stehlen. Lucius, den Blumenkranz des letzten Gelages noch auf dem Sche i tel, blieb verblüfft stehen. Auch der Reiter, der den Zug anführte, hielt sein Pferd an und zog den verhüllenden Mantel von seinem Kopf. Es war Gaius Marius. Der Konsul sah auf seinen Gege n spieler hinunter, ein ve r ächtliches Lächeln kräuselte seine Lippen.
    „Sieh an, der größte Säufer und Hurenbock Roms treibt sich wieder in den Gassen herum. Da muss es ja wieder aufwärts gehen mit dem Imperium.“
    Lucius genoss die hilflose Wut, die aus den Worten seines Gegners sprach. Lachend und seine Ang e tru n kenheit absichtlich übertreibend antwortete er: „Besser ein guter Hurenbock als ein schlechter Ve r räter. Hat man dich jetzt endlich aus der Stadt g e worfen?“
    Marius zog die Toga enger um seinen Hals, der goldene Ring an seiner linken Hand blinkte in der Dunkelheit.
    „Ein Gelübde führt mich aus Rom fort.“
    „Ein Gelübde! Eine schwächere Ausrede ist dem Senat wohl nicht eingefallen, um deinem Rauswurf ein Mä n telchen umzuhängen. Ein Gelübde... du hattest einen Vorsprung, der auf Jahre hinaus au s gereicht hätte, aber du warst dumm genug, alles zu verpfuschen. Du hattest perfekte Verbündete, aber du hast sie verraten. Und jetzt wirft Rom dich hi n aus. Ein Gelübde!“ 
    Lucius verschluckte sich fast vor Begeisterung. M a rius fuhr auf, er riss den Mantel zurück, se i ne Hand fuhr an den Schwertknauf. In letzter Sekunde b e herrschte er sich.
    „Du wirst mich nicht provozieren. Du warst doch i m mer nur ein Wichtigmacher und eine Marionette. Alle r dings eine ganz nützliche Marionette. Und weil du mir bisweilen so überaus nützlich gewesen bist, will ich dir jetzt ein Geheimnis verraten.“
    Marius lenkte das Pferd ein wenig näher, beugte sich aus dem Sattel herunter und dämpfte seine Stimme zu einem Flüstern: „Du hast Recht, mein kleiner Offizier, ich habe versagt. Ich habe meine Verbündeten verraten und das Spiel um die Macht verloren. Aber ich habe ve r sagt, weil ich das G e heimnis noch nicht kannte.“
    Marius machte eine Pause. Lucius wich unwillkü r lich einen Schritt vor der verzerrten Grimasse se i nes alten Feldherrn zurück. Marius lachte trocken.
    „Das Geheimnis lautet, dass der tödlichste Krieg nicht gegen die Barbaren gefochten wird. Ich glaubte, ich müsse als Konsul Politik machen, ta k tieren, Freun d schaften pflegen und Rücksichten nehmen... Niema n den vor den Kopf stoßen und eine breite Basis haben... Das war mein Fehler. A l les war falsch, weil ich die Wahrheit zu spät e r kannt habe.“
    Er machte eine Pause und sah Lucius lauernd an. Dann fuhr er fort: „Denn die Wahrheit ist, dass der Krieg die Stadt Rom erreicht hat, der Krieg hat die heilige Gre n ze übersprungen, hat sich in den Str a ßen und Gassen der Hauptstadt verbreitet und durchdringt die Köpfe der Me n schen. Alles ergibt einen Sinn und für alles hätte ich eine Lösung g e funden, hätte ich dieser E r kenntnis früher Raum gegeben. Hätte ich die Maßstäbe der Kriegsführung angelegt, hätte ich niemals den Fe h ler begangen, meine Verbündeten den Ansprüchen meiner Ge g ner zu opfern. Nie hätte ich mich stümpe r haft in Diplomatie versuchen sollen, wo doch bereits die Zeit der offenen Konfrontation gekommen war.“
    Marius richtete sich wieder im Sattel auf und atm e te tief durch. „So, mein kleiner, widerwilliger U n terstützer. Jetzt kennst
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