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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator
Autoren: Charles L. Harness
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Ne­bel­schwa­den aus dem Git­ter em­por.
    Ganz an­ders als Te­xas. Und im Au­gen­blick war er froh, an Te­xas zu den­ken, denn Tria­lin kam ihm in­zwi­schen zu den Oh­ren her­aus. Er muß­te auf­hö­ren, an Tria­lin zu den­ken, oder er wür­de in die­ser Nacht nicht schla­fen kön­nen. Und schla­fen muß­te er, denn sonst wür­de Kuss­man ihn mor­gen auf­fres­sen.
    Und so denkt er an sei­ne Kind­heit in ei­ner klei­nen te­x­a­ni­schen Stadt, an die Zeit, be­vor er nach Os­ten zum Col­le­ge ging.
    Er denkt an das Haus in der Deafs­mith Street.
    Er sieht Bil­ly in die­sem Haus. Fünf­zehn­hun­dert Mei­len von hier, vor vie­len Jah­ren. Die Sze­nen drän­gen her­an und eb­ben zu­rück, sie for­men sich, ver­schwin­den und for­men sich neu. Wäh­rend er fährt, hört er Lau­te, Stim­men. Ge­stal­ten kris­tal­li­sie­ren sich.
    Er be­trach­tet das Haus sei­ner Er­in­ne­rung in erns­tem Schwei­gen. Er er­hascht kur­ze Bli­cke auf die Fens­ter sei­nes klei­nen Zim­mers an der Rück­sei­te und auf Bil­lys grö­ße­res an der Süd­sei­te.
    In die­sem Zim­mer hat­te Bil­ly ge­lebt, und dort war er ge­stor­ben. Er war an No­va­rel­la ge­stor­ben, wäh­rend der Großen Epi­de­mie. No­va­rel­la, ei­ne Krank­heit, die in den An­fangs­ta­gen der DNS-Re­kom­bi­na­ti­on au­ßer Kon­trol­le ge­ra­ten war, äh­nel­te der Lun­gen­ent­zün­dung, nur daß hier­bei nicht nur die Lun­ge ver­sag­te, son­dern auch das Hä­mo­glo­bin des Kran­ken zer­stört wur­de, so daß das Op­fer schließ­lich er­stick­te. Al­le Al­ter­s­stu­fen wa­ren glei­cher­ma­ßen ge­fähr­det. So­gar im Mut­ter­leib ver­ur­sach­te die Krank­heit fö­ta­le Miß­bil­dun­gen. Ei­ne Hei­lung gab es nicht. Als Bil­ly im Ster­ben lag, hat­te Mam­mi syn­chron mit ihm ge­at­met, als wol­le sie ihm so ei­ne Art em­pa­thi­scher Wie­der­be­le­bung an­ge­dei­hen las­sen. Aber nicht ein­mal Mam­mi hat­te sei­nen Tod ver­hin­dern kön­nen.
    Das Eß­zim­mer lag ge­gen­über. Er und Bil­ly hat­ten dort im­mer Schach ge­spielt, an dem großen Eß­tisch.
    Und dort in der Ga­ra­ge hat­te der al­te Vier-Zy­lin­der-Ma­li­bu ge­stan­den. Weit hin­ten konn­te er den Schup­pen er­ken­nen, in dem Bil­ly ihm die An­fangs­grün­de der Che­mie bei­ge­bracht hat­te.
    Bil­ly. Die Ab­kür­zung für Wil­liam Jen­nings Bry­an Bland­ford. Ei­ne ei­gen­ar­ti­ge Ab­kür­zung für ei­ne so weit­ge­fä­cher­te Per­sön­lich­keit. Es war, als woll­te man Goe­the „Jack“ oder da Vin­ci „Len­nie“ nen­nen.
    Was für ein Mensch war Bil­ly? Ein ju­gend­li­cher Mi­che­lan­ge­lo oder ein Fran­cis Ba­con oder Pra­xi­te­les oder Omar Khayyam – ehe sie et­was voll­bracht hat­ten, des­sent­we­gen man sich über Jahr­hun­der­te hin­weg an sie er­in­nern wür­de.
    In die­sem Schup­pen hin­ter dem Haus hat­te Bil­ly sein La­bor ge­habt. Hier hat­te er Paul das Schieß­pul­ver er­klärt.
    „In der Ge­schich­te geht es oft dar­um, cle­ver zu sein. Cor­tez und die Er­obe­rung von Me­xi­ko zum Bei­spiel. Als er sei­ne Schif­fe in Ve­ra Cruz ver­brann­te, schnitt er sich da­mit von je­dem Nach­schub ab. Als er sein Schieß­pul­ver ver­braucht hat­te, war Schluß. Aber es war sein ein­zi­ger Vor­teil ge­gen­über den Az­te­ken ge­we­sen. Er brauch­te ei­ne Men­ge Schieß­pul­ver, oder er war ein to­ter Mann. Al­so mach­te er es selbst.“ Bil­ly wies auf drei klei­ne Häuf­chen auf ei­nem Blatt Pa­pier. „Holz­koh­le, Ka­li­um­ni­trat und Schwe­fel. Ge­nau ab­ge­wo­gen: fünf­zehn, fünf­und­sieb­zig und zehn Tei­le. Holz­koh­le war na­tür­lich kein Pro­blem. Die mach­ten sie aus Holz. Aber das Ni­trat?“
    Paul run­zel­te die Stirn. „Weiß ich nicht.“
    „Aus Höh­len. Fle­der­maus-Gua­no. Reich an Stick­stoff. Es war da­mals wohl­be­kannt, daß sich in den feuch­ten Kel­lern und Höh­len in Eu­ro­pa KNO3-Ab­la­ge­run­gen bil­de­ten – sie dran­gen in der Nä­he von Sicker­gru­ben und Mist­hau­fen aus dem Bo­den. Im Grun­de die glei­che Her­kunft. Das Kö­nigs­haus hat­te so­gar die Sal­pe­ter-Schürfrech­te in fran­zö­si­schen Kel­lern. Ein­mal im Jahr mach­ten die kö­nig­li­chen Krat­zer­ko­lon­nen
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