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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger
Autoren: Bill Fitzhugh
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Sinne war er das auch. Aber Klaus war nicht irgendein Exporteur, der mit den Rohstoffen und handgefertigten Gütern ihres Landes handelte; sein Geschäft war der Tod. Klaus war ein professioneller Killer. Er half, Seelen zu exportieren.
    Obwohl sie es anstandshalber bestreiten, unterhält jeder Staat, der auch nur einen Heller wert ist, mindestens eine Abteilung, die interne Auftragsmörder beschäftigt. Die frühere Sowjetunion hatte den KGB, Großbritannien hat den MI5 und Israel den Mossad. In den USA beschäftigen die CIA, das FBI sowie das J ustizministerium alle ihre eigenen «Ausputzer».
    In weniger entwickelten Ländern wird derartige Arbeit von kleinen, inoffiziellen Polizeitrupps erledigt. Aber die meisten dieser Killer sind relativ derbe Söldner verglichen mit den auswärtigen Profis, die ihre Dienste anbieten.
    Klaus beispielsweise galt unter Fachleuten als weltbester Killer. Es gab natürlich noch andere, aber unter Kennern herrschte allgemeine Übereinstimmung darüber, wer die besten fünf oder sechs waren, und Klaus war im Moment die Nummer eins.
    Der zweite Platz war von einem ungeheuer großen Nigerianer belegt, dessen Name nicht bekannt war. Der Ferne Osten konnte sich rühmen, den drittbesten Killer der Welt zu stellen, einen Mann namens Ch'ing. Aus Europa, auf Platz vier und fünf, kamen die faszinierende und elegante Chantalle und der britische Transvestit und Zwerg Reginald. Die USA steuerten einen Newcomer zu der Liste bei - mit einer Kugel seit der letzten Umfrage um acht Plätze auf Rang sechs aufgerückt. Er kam aus Oklahoma und wurde «Cowboy» genannt.
    Diese Leute arbeiteten für Regierungen und gelegentlich für absurd wohlhabende Mitglieder des privaten Sektors. Sie lebten in einer kleinen Welt und waren sich ihrer Klassierung in den Killercharts wohl bewußt. Das Honorar wurde oft auf Grundlage des aktuellen Ranglistenplatzes ausgehandelt.
    Viele Jahre lang war Klaus als die Nummer eins gewertet worden, da er selbst die schwierigsten Aufträge mit großer Gelassenheit erledigte. Er hatte in siebenundzwanzig Ländern getötet und dabei mit minimalem Aufwand selbst die aufwendigsten Sicherheitsrnaßnahmen umgangen.
    Aber Klaus war keineswegs ein Söldner im eigentlichen Sinne des Wortes. Er nahm nicht jeden Auftrag an. Wählerisch unterzog er jedes Angebot rigoros demselben anspruchsvollen Prüfkriterium. Nichts konnte ihn davon abbringen, mochte auch noch soviel Geld winken.
    Seine Gesichtszüge hatten etwas Mediterranes. Er sah blendend aus und war irgendwo Mitte Fünfzig. Seine taubengrauen Augen waren warm und traurig, überhaupt nicht so, wie man sich die Augen eines Killers vorstellen würde, weder kalt noch erbarmungslos. Sein dunkles Haar war mit Grau durchsetzt und sorgfältig frisiert.
    Im Augenblick befand sich Klaus in einem jener unbeständigen afrikanischen Staaten, die den Kartographen Kopfschmerzen bereiten, indem sie alle paar Jahre ihren Namen ändern. Er war im Begriff, einen weiteren Auftrag auszuführen.
    Den nigerianischen Hünen hatte man für diese Angelegenheit gar nicht in Betracht gezogen, aus zwei Gründen - erstens, weil Killer nicht gerne auf dem gleichen Kontinent töten, auf dem sie leben. Der zweite und praktischere Grund war, daß die Auftraggeber in diesem besonderen Fall sich einfach nicht mit dem Zweitbesten zufriedengeben wollten.
    Unbemerkt ging Klaus durch einen Eingang in ein hohes Gebäude, das sich an einer Straße knapp abseits von der Route der Parade befand. Drinnen schlüpfte er durch eine weitere Tür, die zu einer Treppe führte. Schnell erklomm er die Stufen des kühlen, dunklen Treppenhauses, in seiner Rechten den kleinen abgewetzten Koffer, der mit einem unscheinbaren braunen Stoff bespannt war. Oben im Treppenhaus schien die Sonne durch die Ritzen eines Durchgangs, der auf das Dach führte. Klaus blieb vor der sonnenumrandeten Tür stehen, zog eine Pistole mit aufgeschraubtem Schalldämpfer aus dem Hosenbund, überprüfte sie, machte dann ruhig die Tür auf und schlüpfte in die schädlichen UV-Strahlen hinaus.
    Er ließ den Blick über das Dach schweifen und entdeckte einen einsamen Angehörigen der Militärpolizei, der, eine Zigarette rauchend und ein altes Gewehr sowjetischer Herkunft über die Schulter geschlungen, in der Nähe des Dachrandes postiert war. Lästig, dachte Klaus, aber kein Problem. Er schlüpfte hinter einen sperrigen importierten Ostblock-Belüftungsschacht, wobei er absichtlich mit seinem Koffer gegen das
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