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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger
Autoren: Bill Fitzhugh
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konterte Marcel, während er die Papiere wieder in die Mappe stopfte, "das Honorar von zweihundertundfünfzigtausend Dollar würde weitgehend dazu beitragen, Ihre beträchtlichen Spielschulden zu begleichen.»
    "Suchen Sie sich jemand anderen. Eine gierige Familie ist kein Grund zum Tötell», sagte Klaus und meinte es auch.
    Jean spielte mit dem Gedanken, an dem losen Faden zu ziehen, den er an seinem Seidenhemd bemerkte, entschied sich dann aber dafür, zu warten, bis er eine Schere zur Hand hatte.
    Klaus nahm seinen Koffer mit dem Bargeld und ging zur Tür. Noch einmal drehte er sich zu Marcel um und unterkühlte ihn mit einem eisigen Blick. "Und Sie, mein rundlicher Freund, werden viel länger leben, wenn Sie daran denken, daß meine Schulden Sie nichts angehen.»
    Drehte sich um und ging.
    Nach einer kurzen Pause schluckte Marcel trocken. "Na, das ist ja großartig. Jetzt haben wir nur noch zwei Wochen, jemand für diesen Job zu finden.»
    Erregt nahm er die Mappe in die Hand. "Wie können diese Leute erwarten, daß wir so kurzfristig jemand auftreiben? Jean, ich sag dir, manchmal wünsche ich mir, ich hätte einfach etwas Geld geerbt, anstatt so hart dafür arbeiten zu müssen.»
    "Soll ich Chantalle anrufen?» fragte Jean, wobei er sich schwelgerisch vorstellte, was sie zu einem Treffen ~ragen könnte.
    Marcel ging zum Fenster hinüber. "Ja, ist wohl besser.»
    Bob und Mary und ihre Tochter Katy wohnten in 2439, 30th Street, in der Astoria-Gegend von Queens. Ihr schmales einstöckiges Backsteinhaus hatte eine niedrige Veranda, die mit mehreren hastig aufgetragenen Schichten von dunkelgrüner Farbe überwältigt worden war.
    . Dieser Abschnitt der 30th Street, unweit vom Astoria Boulevard, befand sich in einem verblichenen, aber insgesamt sicheren Viertel in der Nähe der Endstation der RR-Linie, die auf erhöhten Gleisen über der 31st Street verlief. Es war ein ruhiges Viertel, das von anständigen Bürgern der unteren Mittelschicht bevölkert war, die arbeiten mußten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen - Leute, die erst nach einem Lotteriegewinn Hausbesitzer sein konnten.
    Die Innenausstattung von 2439, 30th Street, war gemütlich und gab einem nie dieses gräßliche Gefühl, daß man im nächsten Moment einem hochnäsigen Fotografen von Architectural Digest über den Weg laufen könnte. Im Wohnzimmer war eine Art unbeabsichtigter Minimalismus am Werk, wobei das Familienbild auf dem Kaminsims offenbar als Zentrum fungierte.
    Das Foto zeigte Bob, die Arme um Mary und Katy gelegt, alle drei überglücklich lächelnd. Sie waren einen Hund und ein halbes Kind davon entfernt, die vorbildliche amerikanische Durchschnittsfamilie zu sein.
    Hervorstechendes Merkmal der beengten Küche war ein müder, olivgrüner elektrischer Herd und ein dazu passender Kühlschrank, der sichtlich bebte, wenn der Kompressor eine Ruhepause brauchte.
    Die restlichen Zimmer des Hauses waren gleichermaßen uninteressant, bis auf eines. Mit Marys Erlaubnis und Hilfe hatte Bob das untere Schlafzimmer zu seinem Arbeitszimmer umgebaut. Dieser Raum war dem Studium mehrerer Spezies wirbelloser Tiere gewidmet, die der Klasse Insecta angehörten - Bobs «WanzsaaI,>, wie er ihn scherzhaft nannte, nachdem ihm eines Abends - vertieft in die Arbeit mit seinen Krabbeltierchen aus heiterem Himmel ein kleiner verrückter Satz durch den Kopf geschossen war: Wenn Killerwanzen Tango tanzen ...
    Der wenige Platz war mit grauen Regaleinheiten vollgestellt, auf dem Trödel erworbenen Tischen, einem Arbeitstisch mit einem uralten PC und einem ramponierten Drehstuhl auf Rädern.
    Auf dem vorderen Rand des PC hockten mehrere Plastikinsekten - Weihnachtsgeschenke von Katy - neben einigen mumifizierten Insektenhülsen, die aus dem Garten stammten und die Bob als seine Maskottchen adoptiert hatte. Es waren eine Maulwurfsgrille (Gryllotalpa hexadactyla), ein Hain-Laufkäfer (Carabus nemoralis) und eine Gespenstheuschrecke (Diapheromera ftmorata). Sie hießenJiminy, Ringo beziehungsweise Slim.
    Der Raum enthielt auch Dutzende von Insektarien, jedes mit einer anderen Spezies von Kerbtieren bevölkert. Die Behälter waren mit feinem Maschendraht überspannt und mit besonderen blauvioletten Lampen ausgestattet, die den Raum in ein unheimliches, wissenschaftliches Licht tauchten, das die Viecher irgendwie zu beruhigen schien.
    Neben den acht Spezies von Mordwanzen, die Bestandteil von Bobs Experiment waren, beherbergte das ehemalige Schlafzimmer auch noch andere
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