Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
- Der Jünger des Teufels

- Der Jünger des Teufels

Titel: - Der Jünger des Teufels
Autoren: Glenn Meade
Vom Netzwerk:
schlug entsetzt eine Hand vor den Mund. » Daddy! «
    Der Jünger sprang auf die Kleine zu, umklammerte mit stählernem
Griff ihre Kehle und stach ihr die Spritze in den Arm. Sie wimmerte und glitt
zu Boden. Benzodiazepin war ein starkes Narkotikum, das häufig eingesetzt wird,
um schwierige Patienten in der Psychiatrie ruhig zu stellen.
    Der Jünger schwitzte, als er seine beiden bewusstlosen
Opfer in den Kofferraum des Pontiacs hievte. Er fesselte und knebelte sie, ehe
er den Kofferraumdeckel zuschlug. Dann hob er den Stadtplan und die Schlüssel
des Mannes auf und steckte beides in die Tasche; die Taschenlampe behielt er in
der Hand. Der Regen wurde stärker und fegte über die menschenleere Straße. Im
Licht der Taschenlampe suchte der Jünger den Boden ab für den Fall, dass er
oder seine Opfer Beweisstücke verloren hatten, fand aber nichts. Er stieg in
den Pontiac und fuhr davon.
    Um ein Uhr nachts hatte er die Höhlen erreicht. Er parkte den
Wagen im Schutz einer Baumgruppe und streifte dicke Plastikschutzbezüge über
seine Schuhe, ehe er das bewusstlose Paar fünfzig Meter in die Höhlen
hineinzerrte. Es regnete noch immer heftig, und der Wind frischte auf. Der
Jünger war völlig durchnässt, als er seine betäubten Opfer Seite an Seite auf
den Höhlenboden legte. Er hatte seinen Tatort bereits drei Mal aufgesucht und
in Augenschein genommen. Die Touristen wurden hier mit der Kunst der
Ureinwohner angelockt; es gab hier Zeichnungen der Apache-Indianer auf den
Felswänden. Doch nach Sonnenuntergang betrat niemand mehr die Höhlen. Nur Jugendliche
kamen in ihren Pick-ups hierher, um sich am Rand des Parks mit Bier zu
besaufen. Doch mitten in der Nacht und bei einem solchen Wetter hielt sich hier
kein Mensch auf.
    Der Jünger wischte sich den Regen aus dem Gesicht. Es war Zeit,
mit dem Gemetzel zu beginnen.
    Mitten bei der Arbeit hörte er das Mädchen stöhnen und sah,
dass es aufwachte. Zu dem Zeitpunkt war der Leichnam des Mannes schon
blutüberströmt. Der Jünger hatte ein handgroßes schwarzes Holzkreuz neben den
grässlich entstellten Toten gelegt. Der Benzinkanister stand neben ihm auf der
Erde. Mit dem Benzin würde er beide Leichen verbrennen, sobald er mit dem Mädchen
fertig war.
    Der Jünger fühlte sich nie so lebendig wie in dem
Augenblick, wenn er seine Opfer getötet und zerlegt hatte. Heute war es nicht anders.
Er war in Hochstimmung, und sein Körper zitterte vor Erregung. Das Sortiment an
Messern und Hackbeilen, die er benutzt hatte, um den Mann zu zerstückeln, lag
nun ordentlich auf den Felsen. Die Organe, die er mit chirurgischer Präzision
aus dem Leib des Opfers entfernt hatte, lagen als blutiger Haufen auf der Erde:
Herz und Lunge, Bauchspeicheldrüse und Milz, Leber, Gedärme und Magen. Er ging
zu dem Mädchen, um seine Arbeit fortzusetzen, als er sah, dass ihre Augenlider
zuckten. Sie kam zur Besinnung, und ihr benommener Blick wanderte umher.
    Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie aufwachen oder das
Klebeband auf ihrem Mund sich lockern würde. Vermutlich hatte er die Menge
Benzodiazepin, die er ihr gespritzt hatte, falsch eingeschätzt. Doch als das
Mädchen den ausgeweideten Leichnam ihres Vaters neben sich liegen sah, stieß es
einen gellenden Schrei aus, der wie eine Sirene durch die Höhle hallte. Der
Jünger wühlte in seiner schwarzen Tasche, suchte das Klebeband und drückte es
hastig auf den Mund des Mädchens.
    Melanie verstummte und erstarrte zu völliger
Bewegungslosigkeit. Als der Jünger Minuten später ein anderes Messer auswählte,
um sein Gemetzel fortzusetzen, vernahm er Geräusche. Er verharrte, lauschte,
hörte aber nichts mehr. Hatte der Schrei des Mädchens jemanden alarmiert oder
ein Tier aufgescheucht? Er brauchte Gewissheit. Er nahm seine Taschenlampe,
ließ das Mädchen gefesselt zurück und lief die fünfzig Meter zum Eingang der
Höhle, das gezackte Messer in der Hand und die Sinne bei jedem Schritt
geschärft. Plötzlich strahlte ihn das grelle Licht einer Taschenlampe an, als
zwei uniformierte Park Ranger wie aus dem Nichts auftauchten. »Stehen bleiben!
Bleiben Sie stehen!«
    Augenblicke später wurde die Höhle in helles Licht
getaucht; jemand hatte die Neonröhren eingeschaltet, die in regelmäßigen Abständen
hinter Schutzgittern an den Wänden angebracht waren. Der Killer geriet in
Panik, floh zurück zu dem Mädchen, packte es und zerrte es hinter sich her
durch die unterirdischen Gänge. Doch nach fünfzehn Minuten war er wieder da, wo
er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher