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Der Hundeknochen

Der Hundeknochen

Titel: Der Hundeknochen
Autoren: Niklaus Schmid
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gegen Honorar, versteht sich, und wie stände ich dann da, in der eigenen Firma? Nee, die großen Detekteien sind wie alle aufgeblähten Betriebe – zur Not beschaffen die sich die Arbeit selber.«
    Ob Erfahrung oder Mutmaßung, mit seiner Einschätzung des Schnüfflergewerbes lag er gar nicht so schief. Ich sagte: »Und der alte Elmar Mogge, Einmannbetrieb, arm und ehrlich, soll’s aus Kameradschaft machen, ist es das?«
    Er guckte übertrieben entrüstet, griff in die Anzugtasche und holte ein Scheckbuch heraus. Wortlos unterschrieb er einen Scheck, setzte bei der Ortsangabe Duisburg ein und schob ihn mir zu. »Die Summe kannst du nach eigenem Ermessen eintragen.«
    Ich war baff. Seine Großzügigkeit machte ihn mir nicht viel sympathischer, ein wenig aber doch. Vor allem machte sie mich nachdenklich. Glaubte sich Salm wirklich in höchster Gefahr? Oder war der Mann, wie viele Außendienstleute, einfach nur ein ausgezeichneter Menschenkenner, der wußte, wie man sein Vertrauen beweisen konnte?
    Ich schnippte gegen den Scheck, faltete ihn einmal in der Mitte und ließ ihn in meine Tasche gleiten. »Wenn in den nächsten Tagen eine Summe um die dreitausend Mark von deinem Konto abgebucht wird, besagt das, daß ich den Auftrag angenommen habe.«
    Er nickte. »Einverstanden, Elmar, nur« – er zögerte – »kannst du mir nicht jetzt schon wenigstens einen Ratschlag geben? Soll ich mich verstecken?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Dann wüßte man, Auftraggeber und Killer, daß du aufmerksam geworden bist. Sie würden sich was Neues ausdenken, sie würden dich finden. In deiner gewohnten Umgebung bist du noch am sichersten. Angenommen, es geht um mehr als nur Bangemachen, nur angenommen, dann heißt es Mord auf Bestellung, und dann liegt der Auftrag bei einem Syndikat.«
    Salms Miene war die eines Patienten, der seinen Arzt aufgefordert hat, ihm schonungslos die Wahrheit zu sagen, und es dann nicht fassen kann.
    »Sind es aber Profis, lassen sie sich Zeit«, fuhr ich fort.
    »Zeit?« krächzte er.
    Zugegeben, Trost zu sprechen, war nicht meine Stärke.
    Er drückte die Hände zusammen, daß die Fingerkuppen weiß wurden. »Elmar, was kann ich inzwischen tun? Ich will mal wieder ruhig schlafen.«
    »Trink Lindenblütentee«, sagte ich ungerührt.
    Es gab Typen, die mich regelrecht dazu reizten, ihnen eins vor den Bug zu knallen. Fitti Salm, Sohn reicher Eltern, der sich früher bei den Mitschülern mit Geschenken eingeschmeichelt hatte und der heute drauf und dran war, mich zu kaufen, dieser Fitti Salm gehörte zu den Typen, die mir nicht besonders lagen. Außerdem hatte er wirklich einen meiner schlechten Tage erwischt, obwohl es mir jetzt schon merklich besser ging.
    Ich nickte Salm zu, nahm seine Visitenkarte, bezahlte meine Rechnung am Tresen und wandte mich zum Ausgang. Ein Gast, Lederjacke, verspiegelte Brille, kam herein und hielt mir die Tür auf. Meine Sonnenbrille lag zu Hause.
    Ich tappte hinaus ins grelle Tageslicht.

4.
     
     
     
    »Schieß los!« sagte er aufgeräumt.
    Durch die Telefonleitung sah ich förmlich, wie Kurt Heisterkamp, Kriminalhauptkommissar bei der Duisburger Mordkommission, sich im Stuhl zurücklehnte und die Pfeife stopfte. Entgegen weitverbreiteter Ansicht lassen sich auch Polizisten gern bei der Arbeit unterbrechen; und sei es nur deshalb, um sich hinterher über die Störung beschweren zu können.
    »Ein persönliches Gespräch wäre mir lieber«, sagte ich.
    »Na, dann komm doch heute abend zum Essen. Gisela wird sich freuen.«
    Mit Kurt Heisterkamp hatte ich früher, als ich bei der Schutzpolizei war, dienstlich nur zwei- oder dreimal zu tun gehabt. Denn trotz all der beschworenen Zusammenarbeit gibt es zwischen den Dienststellen eine Menge Gerangel um Kompetenzen, gibt es Neid und Konkurrenz. Erst nachdem ich die Uniform abgelegt hatte, kamen wir uns persönlich näher. Freundschaft will ich es nicht nennen, ab einem gewissen Alter schließt man nicht mehr so schnell Freundschaften. Wir trafen uns häufig, ohne uns auf die Nerven zu gehen, respektierten einander und fanden den einen oder anderen Grund zum Lachen, und das ist ja schon mal was.
    Mit den Kollegen aus meiner Abteilung, die mich für einen Abtrünnigen hielten, hatte ich überhaupt keinen Kontakt mehr. Als privater Ermittler kriegt der Mogge nicht mal eine Euroscheckkarte von seiner Bank, lautete einer der Sprüche, die nach meinem Abgang zu mir durchsickerten. Das Üble an dieser üblen Nachrede war, daß sie
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