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Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Titel: Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume
Autoren: Verschiedene
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sagen Sie mir endlich, was Sie über diese geheimnisvollen Kräfte wissen«, forderte er. »Dies ist wahrlich nicht der Moment für Geheimniskrämerei. Ich habe mich Ihnen vor mehr als zehn Jahren angeschlossen und bin dafür aus der britischen Armee desertiert, weil ich Ihre Pläne unterstützt habe! Seither habe ich England nicht mehr wiedergesehen, und ich habe meinen Entschluß niemals bereut. Jetzt aber kommen mir Zweifel, wenn sie mir nach all den Jahren immer noch nicht vertrauen, Kapitän.«
    Fahrig schüttelte Nemo den Kopf und strich sich erneut durchs Haar. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück; ein gequälter Ausdruck erschien auf seinem scharfgeschnittenen Gesicht.
    »Das hat nichts mit Vertrauen zu tun«, entgegnete er leise. »Ich weiß, daß ich Ihnen vertrauen kann und Sie kein Wort weitererzählen würden, wenn es darauf noch ankäme. Aber darum geht es nicht. Manchmal wünschte ich, ich wüßte selbst nichts über die Dinge, mit denen wir es hier zu tun haben. Es liegt in Ihrem eigenen Interesse, wenn ich schweige.«
    »Es hat etwas mit dieser Sache bei Krakatau vor einem Jahr zu tun, nicht wahr?« vermutete Galbright. »Die Männer haben die wüstesten Geschichten erzählt, aber ich habe es nicht glauben wollen.«
    Wiederum nickte Nemo. »Ich vermute, daß es am Rande etwas damit zu tun hat, ja. Aber es wäre gefährlich für Sie, mehr über die Zusammenhänge zu wissen. Hätten wir diese unseligen Stollen nur niemals entdeckt.« Er machte eine kurze Pause. »Unter diesen Umständen sind die Wachen natürlich sinnlos geworden. Die Männer können in ihre Quartiere zurückkehren. Das wäre alles. Gehen Sie jetzt.«
    Einen Augenblick lang sah es fast so aus, als ob Galbright den Befehl schlichtweg ignorieren würde, aber dann wandte er sich abrupt um und ging mit abgehackten Schritten zur Tür. »Wie Sie meinen, Sir.« Er betonte das Sir, als handele es sich um ein Schimpfwort.
    Aus vor Müdigkeit geröteten Augen blickte Nemo ihm nach. Er empfand nicht einmal mehr Zorn über Galbrights Auftritt. In sich fühlte er nichts als eine entsetzliche Leere. Er hatte mit seinem Tun an Mächte gerührt, denen er nicht gewachsen war, und die Last der Verantwortung, die er dafür trug, erdrückte ihn fast.
    »Wenn nur Howard bald käme«, flüsterte er mit bebender Stimme.

    * * *

    Der Mann machte einen heruntergekommenen Eindruck – auf den ersten Blick.
    Auf den zweiten wirkte er erschreckend.
    Wie die meisten der anderen Gäste trug er Seemannskleidung; ein einfaches Hemd, über das er eine wetterfeste Jacke gestreift hatte, und eine Leinenhose, dazu schwere, eisenbeschlagene Schuhe. Aber etwas an ihm war anders. Er gehörte nicht zu der Bande von Halsabschneidern, die sich in der Hafenspelunke tummelten, ganz entschieden nicht.
    Ich entschuldigte mich im Stillen für das, was ich über ihn gedacht hatte. Der Mann wirkte lediglich so verwahrlost, weil er Schreckliches durchgemacht haben mußte. Was ich für Schmutz auf seiner Kleidung gehalten hatte, entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als Flecken noch nicht ganz getrockneten Blutes, das aber nicht sein eigenes zu sein schien, da ich mit Ausnahme einer Schwellung an seinem Kinn keine Verletzung bei ihm entdecken konnte.
    Verwirrt sah er mich an, dann wandte er sich an Howard. »Ich heiße van der Croft. Sie müssen Mr. Lovecraft sein«, sagte er mit kaum wahrnehmbarem holländischen Akzent. Für einen Mann seines Aussehens, registrierte ich überrascht, hatte er eine erstaunlich gepflegte Aussprache.
    Howard nickte. »Ich habe auf Sie gewartet. Sie kommen spät.«
    »Wir hatten Schwierigkeiten an Bord. Es kam zu...«
    Howard unterbrach ihn mit einer hastigen Handbewegung. »Nicht hier. Wir erregen bereits mehr Aufmerksamkeit, als gut ist, Kommen Sie. Ist mit... dem Schiff alles in Ordnung?«
    Ich beobachtete ihn genau und bemerkte, wie er nach dem Nicken des Holländers erleichtert aufatmete. Das Stocken in seiner Stimme war mir ebenfalls nicht entgangen, aber ich schwieg. Howard hatte recht: Wir erregten bereits zuviel Aufsehen. Die Gespräche um uns herum waren verstummt, und die meisten Männer starrten uns an.
    Ich winkte dem Wirt zu, warf eine Münze auf den Tisch und schob Howard und den Mann kurzerhand zur Tür hinaus. Nach der Wärme in der Schankstube ließ die Kälte mich trotz des Mantels erschaudern.
    Eine eisige Brise wehte vom Meer her und trug den Geruch von Salzwasser und Tang mit sich. Die Temperaturen lagen noch unter dem
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