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Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes

Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes

Titel: Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes
Autoren: Verschiedene
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gelang.
    »Hörst du, was ich sage, Bruder?« fragte Renard. »Der Heide kommt.«
    Guillaume fuhr hoch, lächelte entschuldigend und tat so, als wäre ihm das mißtrauische Stirnrunzeln Renards nicht aufgefallen. Schlimmstenfalls konnte er sich darauf herausreden, daß er jetzt seit einer Woche fast ununterbrochen im Sattel saß und zu Tode erschöpft war. Nein, die Gefahr, daß sein finsteres Geheimnis entdeckt wurde, bestand nicht.
    Nicht von Menschen, hieß das.
    Und was sein Seelenheil anging – wenn es so etwas gab, dann hatte er es bereits verloren. Und er war bereit es zu opfern, wenn er sie nur wiedersah. Er mußte sie haben. Er mußte einfach.
    Um Renards Mißtrauen nicht noch weiter zu schüren, wandte er sich mit einer bewußt raschen Bewegung um und trat neben ihn, die rechte Hand auf dem Schwert. Sein Blick tastete über den Rand des geborstenen Felsens hinweg in die Wüste und saugte sich an der in schwarzen Stoff gekleideten Gestalt fest, die hoch zu Kamel auf ihre Deckung zuritt.
    Zwei weitere, beladene Kamele folgten dem Mann. Guillaume lächelte dünn. Craven hatte sie überlistet – freilich unabsichtlich und ohne es zu ahnen –, aber noch war das Spiel nicht vorbei. Noch lange nicht.
    Die beiden Tempelritter warteten schweigend, bis der Mann näher kam und in einiger Entfernung absaß. Es war ein Beni Assar, wie sie an seiner Kleidung erkannten, ein hochgewachsener sehr schlanker Mann unbestimmbaren Alters, dessen Gesicht fast völlig von einem struppigen schwarzen Vollbart verborgen wurde.
    Mit gemessenen Schritten – die rechte Hand wie durch Zufall auf dem Griff des Krummsäbels an seiner Seite – näherte er sich der Felsgruppe und blieb erst stehen, als er Renard de Banrieux ansichtig wurde.
    Guillaume preßte sich in den schwarzen Schlagschatten des Felsens und bemühte sich, möglichst flach zu atmen. Er wußte, daß diese Wüstensöhne manchmal über schier übermenschlich scharfe Sinne verfügten.
    »Hast du getan, was wir verlangten?« begann Renard.
    Mahmout nickte. »Der fremde Zauberer ist allein«, sagte er. »Nicht weit von hier. Eine Stunde, mit euren Pferden.« Eine braune, alles andere als saubere Hand tauchte unter dem Stoff seiner schwarzen Jellaba auf. Einen Moment lang blickte Renard diese Hand mit bewußt übertrieben geschauspielertem Unverstehen an, dann nickte er, griff in seinen Beutel und nahm drei Goldmünzen hervor, händigte sie Mahmout jedoch noch nicht aus.
    »Du bist sicher, daß niemand davon erfährt?« fragte er.
    Mahmout nickte ungeduldig. »Ich werde eine Woche fortbleiben und dann in unser Lager zurückkehren«, sagte er. »Niemand wird es wissen. Wenn ihr euer Wort haltet und ihn wirklich wegschafft, heißt das.«
    »Wir halten unser Wort«, sagte Renard. »Er wird an einen Ort gebracht werden, wo seine Zauberkräfte keinen Schaden mehr anrichten können.«
    »Ich hoffe, du sagst die Wahrheit«, versetzte Mahmout. »Die Giaur reden mit gespaltener Zunge, das weiß jeder.«
    »Besser eine gespaltene Zunge als ein gespaltener Schädel, nicht?« sagte Guillaume, während er aus seinem Versteck hervortrat.
    Mahmout fuhr zusammen, wirbelte herum und versuchte seine Waffe zu ziehen, als er den zweiten Tempelritter mit hoch erhobenem Schwert hinter sich stehen sah.
    Er schaffte es beinahe.

    * * *

    Kurz bevor die Sonne unterging, wühlte ich mich aus meinem Loch heraus und kämpfte mich ins Freie. Die Gluthitze, die vor dem Zelt herrschte, traf mich wie ein Hammerschlag. Mein Durst erwachte zu jäher Agonie. Ich hatte das Gefühl, kleingehacktes Sandpapier zu atmen. Für einen Moment drohte mich die Verzweiflung zu übermannen. Alles in mir schrie danach, einfach loszustürmen, ganz egal wohin, nur weg.
    Aber jetzt blindlings loszurennen, wäre wohl das Dümmste, was ich überhaupt tun konnte. Ich wäre keine hundert Yards weit gekommen, in diesem Glutofen.
    Ich raffte alles, was ich mitnehmen wollte – unter anderem den leeren Wasserschlauch – zusammen und wickelte zum Schluß eine meiner Schlafdecken zu einem primitiven Turban zusammen, den ich mir über den Kopf stülpte. Auf jeder arabischen Modenschau wäre ich damit durchgefallen, aber ich hoffte, daß ich so wenigstens der schlimmsten Hitze Paroli bieten konnte.
    Mit dem letzten Licht des Tages verließ ich das Zelt, wandte mich nach Norden und stieg keuchend die größte Düne hoch, um mich zu orientieren – eine Mühe, die ich mir hätte sparen können, denn es gab absolut nichts, was der
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