Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Titel: Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
Arcenborough-Textile-Corporation für einen nicht unbeträchtlichen Aufruhr gesorgt, und seither spürte ich dieses seltsame Gefühl. Etwas schien bei der Gesellschaft nicht ganz so zu laufen, wie es eigentlich sollte. Zugleich bestätigte mich die entstandene Aufregung in meinem Vorhaben. Es konnte nichts schaden, den Herren mal etwas auf die Finger zu schauen. Nur wer etwas zu verbergen hatte, fürchtete eine Kontrolle.
    Es hatte mittlerweile zu dämmern begonnen. Die Kutsche kam nur langsam vorwärts. Dauernd sanken die Räder in Schlammlöcher ein, und wir hatten bislang Glück gehabt, daß wir noch nicht steckengeblieben waren. Das Gelände war hügelig, und besonders in den Talsohlen war der Weg miserabel. Nur mit Mühe zogen die Pferde die Kutsche von der Stelle.
    »Das ist die Stelle, an der wir auf dem Herweg steckengeblieben sind«, sagte Carringham, als die Kutsche in eine Kurve bog. Die ganze Fahrt über beobachtete er mich so unauffällig wie möglich, aber ich nahm seine sondierenden Blicke aus den Augenwinkeln heraus wahr. Eine blütenreine Weste hatte der Gesellschafter sicherlich nicht, und wahrscheinlich suchte er verbissen nach einer Möglichkeit, wie er mich am besten über die wahren Vorgänge täuschen konnte. Ich erwiderte seinen Blick nicht, sondern starrte die ganze Zeit über aus dem Fenster. Mein Vater hatte sich nie um seinen Besitz gekümmert; ein ideales Pflaster für Korruption und Betrug.
    Carringham benutzte ein süßliches Parfüm, das mir unangenehm in die Nase stach. Seine Unfähigkeit mich einordnen zu können, machte ihn nervös, denn er rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her, wobei er bei jeder Bewegung neue Duftwolken freisetzte.
    »Wie lange wird es noch dauern?« fragte ich, betont gelangweilt und ohne meine Blickrichtung dabei zu ändern. Ich sah sein Gesicht als verschwommene Spiegelung auf der Scheibe.
    »Nicht mehr lange. Ein paar Minuten nur, Mr. Craven.«
    Plötzlich erschütterte ein harter Stoß die Kutsche. Nur mit Mühe konnte ich mich auf dem Sitz halten und gleichzeitig verhindern, daß mein Gepäck durch den Wagen flog.
    Ephraim Carringham hatte weniger Glück. Er wurde nach vorne geschleudert, auf mich zu. Ich wich ihm im letzten Moment aus. Seine schützend vorgestreckten Hände prallten gegen die Kutschenwand. Ich sah, daß er die linke Hand dabei in einem ungünstigen Winkel hielt. Er mußte sie sich mindestens verstaucht haben.
    Mit einem klagenden Wimmern ließ er sich auf den Sitz zurücksinken und hielt sich das malträtierte Handgelenk. Ich kümmerte mich nicht weiter um ihn, sondern öffnete den Schlag und sprang aus der Kutsche, um nachzusehen, was geschehen war.
    Ich hätte es nicht tun sollen. Bis zu den Knien versank ich im Morast, fiel um ein Haar vollends nach vorne und fluchte erbittert. Neben mir waren die Kutschenräder eingesunken und steckten bereits bis zu den Achsen im Erdreich.
    »Wie konnte das geschehen?« rief ich dem Kutscher zu.
    Der Mann zuckte hilflos mit den Achseln. Er drosch mit einer Peitsche auf die Pferde ein. Die Tiere gaben ihr letztes, aber es gelang ihnen nicht, das schwere Gefährt auch nur ein kleines Stück von der Stelle zu bewegen.
    »Die Pferde sind noch ohne Schwierigkeiten über die Stelle gekommen. Unter der Kutsche brach der Boden plötzlich ein. Ich verstehe das nicht.«
    »Du verstehst gar nichts, du Dummkopf«, tobte Carringham. Er hatte mein Mißgeschick voll kaum verhohlener Schadenfreude beobachtet und vermied es, ebenfalls auszusteigen. Statt dessen streckte er nur den Kopf zum Fenster heraus und schimpfte auf den Kutscher, dem er die Schuld für den Vorfall gab. Sein cholerisches Temperament ging mit ihm durch.
    »Steigen Sie endlich aus!« brüllte ich. »Durch Ihr Gewicht versinkt die Kutsche noch schneller, und wir bekommen sie überhaupt nicht mehr frei!«
    Carringhams feistes Gesicht ruckte zu mir herum. »Ich werde mir doch meine Kleidung nicht beschmutzen«, antwortete er so entsetzt, als hätte ich von ihm verlangt, er solle sich nackt ausziehen.
    Zornesröte stieg mir ins Gesicht. Mit Mühe zog ich einen Fuß aus dem Schlamm. Das aufgeweichte Erdreich setzte meinen Bemühungen ungewöhnlich starken Widerstand entgegen, als hätten sich verborgene Arme um meine Beine geklammert und zerrten mit Zentnergewichten an ihnen. Mein Sprung hatte mich tief in den Boden einsinken lassen. Nun verlagerte ich mein Körpergewicht behutsam von einem Bein auf das andere. Bei den vorsichtigen Schritten sank
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher