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Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Titel: Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons
Autoren: Verschiedene
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Schrecken.
    Der Boden zu den Füßen des Grauen Bredshaw begann sich zu bewegen. Wellen liefen gleich zuckenden Schlangenkörpern durch den Sand. Die Erde brach in einer Fontäne aus Sand und Dreck auseinander. Selbst Bredshaw schien von dem Ergebnis seiner Beschwörung überrascht zu sein, denn er wich einige Schritte zurück, und seine Augen weiteten sich in ungläubigem Entsetzen. Etwas schob sich aus der Erde, das Vernon Brewster durch einen jäh entstehenden Schleier aus grauem, wogendem Nebel nur schemenhaft erkennen konnte.
    Das Ding war unförmig, der gigantische Schatten manifestierten Ekels, oktopoid und urwelthaft, ein zu protoplasmischem Fleisch gewordener Auswurf des Urschlamms, der alles Böse vor Äonen von Jahren ausgestoßen hatte.
    Das Grauen, das der Anblick ausstrahlte, riß Brewster aus der Erstarrung. Er schlug die Hand vor das Gesicht und preßte die Finger gegen die Augen, als wolle er sie herausreißen, um dem gräßlichen Bild zu entrinnen. Blind taumelte er auf der Plattform herum, aber der unbeschreibliche Anblick der Kreatur, die der Graue Bredshaw gerufen hatte, hatte sich in seinem Gehirn festgefressen. Er sah sie noch immer; beinahe deutlicher als zuvor.
    Die Gedanken rasten wie kleine, beißende Ratten in seinem Kopf herum, zu schnell, um auch nur einen von ihnen zu fassen und sich daran festzuklammern. Panisch schlug Vernon Brewster um sich, hämmerte seine Faust gegen die massiven Glasscheiben, immer und immer wieder, bis sie unter den Schlägen zerbarsten und der Schmerz in seine Hand schnitt. Für einige Sekunden kam er wieder zu Bewußtsein und riß die Augen auf.
    Alles war wieder normal. Das Anwesen schien wieder in die Ferne gerückt und von aufsteigenden Nebeln eingehüllt. Der Alptraum war wieder hinter den Mauern der Realität verschwunden. Aber es war kein Traum gewesen.
    Kein morbides menschliches Gehirn hätte sich diese Bestie auszumalen vermocht. Brewster war noch immer wie benommen. Nur schemenhaft nahm er seine Umgebung wahr. Er stolperte zur Tür, aber er brauchte mehrere Minuten, um sie zu öffnen. Mehrmals strauchelte er auf den Stufen, und einmal stürzte er einen ganzen Treppenabsatz hinunter. Er spürte es kaum.
    Ein gütiges Schicksal rettete ihn vor einem endgültigen Absturz. Es gelang ihm, sich wieder auf die Beine zu quälen und weiterzutaumeln. Am Fuß des Turms verharrte er kurz, als müsse er sich orientieren. Der Wald drehte sich um ihn, obwohl ihm nicht schwindelig war. Irgend etwas, das begriff er voller Entsetzen, war mit ihm geschehen. Der Anblick der fürchterlichen... Kreatur hatte etwas in ihm berührt. Es war kein bloßer Schrecken, kein reines Entsetzen mehr, sondern ein Gefühl, als hätte der alleinige Anblick des Scheusals seine Gedanken vergiftet. Und dieses Etwas wirkte weiter, fraß und wühlte in seinem Bewußtsein wie eine schleichende Krankheit und zerstörte – oder schlimmer noch veränderte etwas in ihm. Als er seinen Weg taumelnd fortsetzte, ließ er sich mehr von einem inneren Instinkt als von klarer Vernunft leiten. Ein schwarzes Loch klaffte in seinem Kopf, der Wahnsinn hielt Vernon Brewster fest in seinen Krallen.
    Irgendwann brach er entkräftet zusammen. Den Wald mit seinem grauenhaften Geheimnis hatte er hinter sich gelassen, aber das Entsetzen hatte sich in seiner Seele eingenistet und war ihm gefolgt.
    Verbissen krallte Vernon seine Hand in das weiche Erdreich. Er fühlte, wie die Nässe und Kälte des Bodens in ihm hochkroch und nun auch seinen Körper zu Eis erstarren ließen. Er war am Ende seiner Kraft, unfähig, sich ein weiteres Mal hochzustemmen. Er spürte eine fast behagliche Schwere, die sich in ihm ausbreitete, dann einen kurzen, furchtbaren Schmerz, bis eine Ohnmacht ihm gnädig Vergessen schenkte.

    * * *

    Ganz wohl fühlte ich mich bei dem Gedanken an Arcenborough nicht, aber ich mußte einen Ort haben, eine Art Sprungbasis, um von dort aus mit der Suche nach Necrons Drachenburg zu beginnen. Ursprünglich hatte ich an Arkham gedacht, den Gedanken aber wieder verworfen. Arcenborough lag ungleich näher, und ich verfügte momentan nicht über genügend Bargeld, bis nach Neu-England zu reisen. Seltsamerweise hatte ich gleichzeitig einen instinktiven Impuls gespürt, der mich nach Arcenborough zog. Im Laufe der Zeit hatte ich gelernt, auf meine Gefühle zu hören.
    Kurzerhand hatte ich an die Gesellschaft telegraphiert und mein Kommen angekündigt. Mein geplanter Besuch hatte bei der
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