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Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Titel: Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert
Autoren: Verschiedene
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auch.
    Ich nickte auf seine Frage, stand auf und verhielt dann noch einmal mitten in der Bewegung. Irgend etwas hatte sich geändert an der Szene unten am Ufer.
    »Warten Sie noch«, sagte ich. Frane nickte nervös und sah wieder zum Gut hinauf. Er schien etwas sagen zu wollen, schwieg dann aber doch. Er konnte mir gar nicht widersprechen, selbst wenn er es gewollt hätte. Aber das wußte er nicht. Und bei seinem Intelligenzquotienten würde es auch noch eine ganze Weile dauern, bis ihm auffiel, daß ihm selbst der größte Blödsinn, den ich von mir gab, einleuchtend erschien.
    Und so genau wußte ich selbst nicht, was ich überhaupt dort oben im Gut zu finden hoffte. Frane war sehr redselig geworden, nachdem ich ein wenig nachgeholfen hatte, aber er war nur ein kleiner Handlanger, dem man offenbar nur gesagt hatte, was er unbedingt wissen mußte, und das war nicht viel. McGillycaddy hatte ihm aufgetragen, bis zum Sonnenaufgang auf Several aufzupassen; dann würde er zurückkommen und sie alle zum Strand führen. Was sie dort unten tun sollten, wußte Frane allerdings nicht, und nachdem ich mich eine Weile mit ihm unterhalten hatte, konnte ich McGillycaddy sogar verstehen. Jemandem wie Frane hätte ich allerhöchstens die Uhrzeit anvertraut. Vielleicht.
    Aber das Gut war der einzige Ort, an dem ich überhaupt ansetzen konnte. Die einzige Alternative dazu war, noch einmal in diesen verfluchten See hinabzutauchen – und mir fielen auf Anhieb ungefähr zehntausend Dinge ein, die ich lieber getan hätte.
    Ich blickte wieder auf den See hinab. Diesmal war ich sicher, daß ich eine Bewegung gesehen hatte.
    In der Mitte des riesigen, blaßsilbernen Spiegels begann sich das Wasser zu kräuseln, zuerst langsam, dann stärker und stärker, bis die Oberfläche des Sees zu Millionen blitzender Spiegelscherben zerbrochen war. Dann erschien der Schatten.
    Es war mir unmöglich, ihn zu beschreiben. Es war ein... ein Ding, groß, monströs und mißgestaltet, ein Gigant ohne klar umrissene Form. Wie ein Berg wuchs er aus den schäumenden Wogen empor, bäumte sich zu ungeheurer Größe auf und fiel mit einem urgewaltigen Rauschen wieder zurück. Eine gewaltige, weißgekrönte Woge breitete sich kreisförmig von der Mitte des Sees her aus und brach sich klatschend an den Ufern.
    »Gott!« keuchte Frane neben mir. »Wass issn das?«
    »Halten Sie den Mund«, sagte ich alarmiert. Frane nickte geflissentlich und schwieg. Fast tat er mir leid.
    Das Ding war wieder so weit ins Wasser gesunken, daß es nur als monströser Schatten zu erkennen war. Es war riesig, größer als ein Wal, und schien in beständiger fließender Bewegung, als wäre es in Wahrheit nur eine Wolke aus zerfließendem Grau, die sich rein zufällig zu dieser Form zusammengeballt hatte. Dann teilte es sich.
    Es sah aus wie das Teilen einer ins Absurde vergrößerten Amöbe. Ein Teil der zerfaserten Schwärze trennte sich von der gigantischen Hauptmasse ab und begann, pulsierend wie ein bizarres schlagendes Riesenherz, auf das Ufer und den Scheiterhaufen zuzugleiten.
    »Er kommt!« kreischte eine Stimme unter mir. »Unser Herr hält sein Versprechen. Er schickt uns seinen mächtigsten Diener, um uns zu zeigen, wie gewaltig seine Macht ist.«
    »McGillycaddy!« keuchte Frane. »Das ist McGillycaddy. Sehen Sie!«
    Ich versuchte es, aber gegen den gelb-orange leuchtenden Hintergrund des Scheiterhaufens war die Gestalt des Schotten nur als Umriß zu erkennen. Trotzdem konnte ich ein Schaudern nicht unterdrücken, als ich ihn dort unten stehen sah, mit hoch erhobenen Armen und gespreizten Beinen, einem dämonischen Priester bei einer urtümlichen Beschwörung gleich.
    Aber vielleicht war der Unterschied gar nicht so groß.
    Langsam kam der monströse Schatten näher. »Seht!« brüllte McGillycaddy. »Seht hin, meine Kinder! Seht, wie unser Herr jene bestraft, die es wagen, mit Feuer und Schwert in sein Reich einzudringen!«
    Im gleichen Moment erreichte der Schatten das Ufer. Erst glaubte ich, eine Art riesiger schwarzer Qualle zu sehen, aber dann zerfloß sein Körper, formte sich neu, wurde zu einem Gewebe, dann zu einer klumpigen Zusammenballung schwärzlich geronnener Dinge...
    Dafür konnte ich umso besser erkennen, was er gebracht hatte.
    Einen Menschen. Einen Menschen in einem monströsen, aus schwarzem Kautschuk und messingfarbenem Metall gefertigten Anzug. Einen von Nemos Männern!
    Die Leiche eines seiner Männer, genauer gesagt. Der schwere, aus zähem
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