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Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns

Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns

Titel: Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns
Autoren: Verschiedene
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weiter. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Er setzte sich wieder in Bewegung, und diesmal ließ ich ihn gehen. Ich hätte ihn gerne noch weiter ausgefragt – ein Pfund war eine Menge Geld, gerade in einer Gegend wie dieser – aber die Anwesenheit Howards hielt mich davon zurück.
    »Und nun zu dir.« Ich wandte mich an Howard. »Was willst du?«
    Howard preßte die Lippen zusammen und musterte mich einen Herzschlag lang schweigend.
    »Du hast dich verändert, Junge«, sagte er schließlich. »Es geht mich vielleicht nichts an, aber du solltest besser nicht ohne Hut auf die Straße gehen. Die Leute beginnen schon über dich zu reden ...«
    »Die Leute«, sagte ich verächtlich. »Was gehen mich die Leute an? Die sollen sich um Ihren eigenen Dreck scheren.«
    »Du solltest mittlerweile wissen, daß sie gerade das nicht tun«, sagte Howard. »Oder hast du vergessen, daß man dich vor kurzem noch beinahe gelyncht hätte?«
    »Nicht nur mich«, brummte ich. »Außerdem ist das hier etwas ganz anderes.«
    »Ach ja? Und warum, wenn ich fragen darf?«
    Ich holte tief Luft, stemmte die Hände in die Hüften und sah Howard so feindselig an, wie ich konnte. Howard wußte ja nicht, wovon er redete.
    »Kümmere dich bitte um deinen eigenen Kram«, sagte ich, schärfer, als ich beabsichtigt hatte. »Ich sehe überhaupt keinen Grund, warum du und dein Gorilla immer noch hinter mir herschleichen.«
    Howard schluckte. Der kummervolle Ausdruck in seinen Augen verschwand und machte einem ärgerlichen Funkeln Platz. Fast begann mir meine gehässige Bemerkung leid zu tun, aber anstatt ruhiger zu werden, spürte ich eine wachsende Erregung in mir.
    Die Worte sprudelten aus mir hervor, bevor ich sie zurückhalten konnte.
    »Und wo wir gerade dabei sind«, fuhr ich fort, »laß bitte dein altväterliches Getue sein, ja? Ich weiß sehr gut, was ich zu tun und zu lassen habe.«
    Howard nickte, ganz langsam und bedächtig. »Vielleicht hast du recht, Junge.«
    Wenn er wenigstens dieses »Junge« sein lassen könnte. Es war vollkommen unnötig, daß er mich immer wieder auf unseren Altersunterschied aufmerksam machte.
    »Aber trotzdem würde ich gerne mit dir reden. Und wenn es geht, nicht unbedingt auf der Straße ...«
    »Damit die Leute nicht über uns reden, was?« Ich versuchte mich zusammenzureißen und die bösen Worte zu unterdrücken, die mir noch auf der Zunge lagen. Es war mir vollends bewußt, daß ich mich unmöglich und ganz gegen meine Natur verhielt, aber dieses Wissen machte mich nur noch wütender.
    »Von mir aus«, brachte ich schließlich halbwegs ruhig hervor. »Und wo?«
    Howard griff mich beim Arm und führte mich wortlos in eine Seitenstraße, in der eine Kutsche wartete. Bevor ich wußte, was er vorhatte, stieg er ein und forderte mich auf, es ihm gleichzutun. Ich zögerte einen Moment und folgte ihm dann.
    ** *
     
    Sean trank sein Glas aus, bedankte sich für die Unterhaltung und ließ sich von dem Wirt sein Zimmer zeigen.
    Es war klein, schäbig eingerichtet und natürlich ungeheizt, aber es war auch preiswert. Sean konnte sich an weit schlechtere Zimmer erinnern, in denen es von Ungeziefer wimmelte, Wasser von der Decke tropfte und eisige Zugluft durch schlecht verkleidete Ritzen blies.
    »In Ordnung«, sagte er und nickte dem Wirt zu. »Ich werde mich gleich aufs Ohr legen. Ich habe einen recht anstrengenden Tag hinter mir.«
    Der Wirt wünschte ihm eine gute Nacht und ließ ihn allein. Sean setzte sich auf die Kante des Bettes, das für einen kleineren Menschenschlag gezimmert worden war, und fragte sich, warum man ihm immer zumutete, sich wie eine Sardine zwischen zwei zu eng stehende Bettpfosten zu quetschen.
    Eine große Gestalt brachte nicht immer nur Vorteile mit sich. Es machte keinen besonderen Spaß, entweder kalte Füße oder Kopfschmerzen zu haben, wenn man erwachte.
    Allerdings hatte er nicht vor, die ganze Nacht im Bett zu verbringen. Das Gespräch mit dem Wirt hatte ihm bestätigt, daß er auf der richtigen Spur war.
    Natürlich konnte er den Morgen abwarten und sich im Tageslicht Mr. Baltimores sonderbares Etablissement ansehen, aber seine Erfahrung sagte ihm, daß man nachts oft viel mehr zu Gesicht bekam als bei Tag.
    Er lehnte sich gegen die Wand und döste vor sich hin; eigentlich nicht mit der Absicht, zu schlafen.
    Nach einer Weile schreckte er von einem Geräusch auf; irgend jemand stieg die Treppe zum Dachboden hinauf, dann quietschte eine Tür und jemand murmelte etwas vor sich hin. Sean
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