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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman
Autoren: Lara Morgan
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nicht noch weiter ausspinnen. Sie hatte auch so schon genügend Probleme.
    Ihr Magen knurrte, als sie an einer Obstverkäuferin vorbeikamen, die gerade erst ihre Waren auslegte. »Ich habe solchen Hunger, hast du ein paar Münzen dabei?«, fragte sie und machte einen Schritt über eine Kiste mit sorgsam eingewickelten Äpfeln hinweg.
    »Nein. Hoppla!« Tuon griff nach ihrer Hand, als sie beinahe über eine weitere Obstkiste gestolpert wäre, die ein junger Bursche plötzlich in den Weg geschoben hatte.
    »Heda, ihr zwei!« Eine große Frau mit einem langen, roten Kleid drängelte sich durch die Menge in ihre Richtung. »Was macht ihr denn da? Haltet euch von meinem Obst fern. Ihr zerdrückt es mir noch, und dann werdet ihr mit euren mageren Knochen dafür bezahlen!«
    Shaan fühlte sich plötzlich übermütig, bückte sich und tat so, als mache sie sich an ihrer Sandale zu schaffen, während sie mit einem breiten Grinsen zu Tuon emporsah. Das war ein uralter Diebestrick, und es kostete sie nur einen winzigen Augenblick, nach der Frucht zu greifen.
    »Lass das!« Tuon packte sie am Arm. »Die Frau sieht groß genug aus, um uns beide in den Abfallkarren zu werfen.« Sie zerrte an Shaans Ellenbogen und zog sie fort.

    »Ach, komm schon! Diese fette Seekuh würde uns doch nie einholen.« Shaan folgte Tuon mit eiligen Schritten und schnappte sich geschickt einige noch warme Leckerbissen von einem Tablett mit Backwaren, das ein Mann an ihnen vorbeitrug.
    »Hier.« Sie schloss wieder auf und bot Tuon ein Stück Gebäck an, dann zog sie die Äpfel vorne aus ihrem Kleid. »Lass uns die Beweisstücke vertilgen.«
    Lächelnd schüttelte Tuon den Kopf. »Du bist eine Diebin, Shaan.« Sie sah zurück und stellte fest, dass der großen Frau durch einige rangelnde Jungen der Weg versperrt war. »Aber du hast das Glück auf deiner Seite.«
    Die Frau starrte ihnen über die Köpfe der Jungen hinterher, aber sie kam nicht an ihnen vorbei. So blieb ihr nichts anderes übrig, als den beiden Mädchen ein paar ausgesuchte Beleidigungen hinterherzurufen, sich umzudrehen und zu ihrem Stand zurückzukehren. Shaan fing Tuons Blick auf, lachte, und gemeinsam drangen sie tiefer in das Labyrinth von Ständen vor, bis sie schließlich die Grünanlage erreichten. Dort blieben sie im Schatten einiger Bäume beim Springbrunnen stehen, um zu essen. In der Mitte des sprudelnden Wassers befand sich die Statue einer nackten Frau mit einem Fisch in der Hand. Auf der anderen Seite der Fontäne, halb verdeckt von der Brunnengestalt, standen drei prachtvoll gekleidete Männer und unterhielten sich mit dicht zusammengesteckten Köpfen. Unmittelbar neben ihnen wartete ein großer Mann mit einem schwarzen Wams, der ein Schwert an der Hüfte trug und mit aufmerksamem Blick die Gegend absuchte. Seine Haut war sonnengebräunt, und das dunkle Haar hing ihm bis auf die Schultern. Auf seinem Kinn lag der Schatten eines Bartes, der seit ein oder zwei Tagen nicht mehr abrasiert worden war.
    Shaans Magen machte einen Satz, als sie ihn erblickte, und rasch schlug sie die Augen nieder, kniete sich an den Brunnen und spritzte sich Wasser ins Gesicht, während sie spürte, wie der Mann sie musterte. Tuon sog scharf die Luft ein, als sie sich neben sie kniete. Männer wie dieser machten sie beide gleichermaßen
nervös. Das schwarze Wams kennzeichnete ihn als ein Mitglied der Glaubenstreuen, der Stadteinheit der Elitekämpfer.
    Einen wie ihn sollte man besser nicht auf sich aufmerksam machen, denn das war weitaus schlimmer, als den Stadtwachen aufzufallen. Man erzählte sich, dass die Jäger der Glaubenstreuen alles und jeden aufzuspüren vermochten, und dass ihre Verführer den eigenen Geist nach Belieben in jede Richtung lenken konnten. Bei ihnen handelte es sich um die mächtigsten und am meisten gefürchteten Gesetzeshüter Salmuts. Sie waren die Krieger, die die Führerin ausgewählt hatte, dafür zu sorgen, dass der Gefallene niemals würde zurückkehren können.
    Versonnen sah Shaan zu Boden und fragte sich, was ein solcher Mann in diesem Teil der Stadt verloren hatte. Unter den gesenkten Lidern hervor riskierte sie einen Blick und sah, dass der Mann inzwischen tief in eine Unterhaltung mit den anderen versunken war. Sie stieß einen erleichterten Seufzer aus und starrte in das seichte Wasser hinab, ließ die Finger darin kreisen und kaute an ihrem Gebäck. Neben ihr trank Tuon einen Schluck aus ihren gewölbten Händen; dann setzte sie sich auf den Rand des
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