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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman
Autoren: Lara Morgan
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der Tischplatte folgten ihnen, als sie den Hof überquerten und durch die Hinterpforte hinausgingen.
    Die Straßen waren beinahe leer, und sie kamen im gewöhnlich überfüllten Seefahrer-Viertel gut voran. Als sie sich jedoch dem Marktplatz näherten, wurden die Gassen belebter. Von vorn drangen die Rufe der Standverkäufer zu ihnen, die ihre Waren anpriesen, und Wagen, voll beladen mit Gemüse, fuhren schaukelnd an ihnen vorbei, gezogen von schnaubenden Muthus. Der Markt befand sich auf einem riesigen Platz, der von allen Seiten von hohen Gebäuden gesäumt wurde, in denen Geschäfte, Tavernen und Kaf-Häuser untergebracht waren. Ein Kreis von Wagen und behelfsmäßigen Ständen füllte den Hauptteil der offenen Fläche. Bunt gemusterte Tücher waren über Stangen gespannt, um die Waren vor der Sonne zu schützen. In der Mitte befanden sich ein schattiger Garten und ein Springbrunnen.
    Die Szenerie war ebenso chaotisch wie vertraut, aber Shaan spürte einen Hauch von Unbehagen in der Luft, während sie und Tuon sich ihren Weg durch das Gewimmel bahnten. Die Menschen lärmten nicht so ausgelassen wie sonst. Verkäufer drängten sich in Grüppchen zusammen, und mit in sorgenvolle Falten gelegten Gesichtern spähten sie nervös in den Himmel hinauf, während sie murmelnd die Köpfe zusammensteckten. Die Kunden stöberten halbherzig in den Auslagen, und ihre Versuche, um den Preis zu feilschen, waren leise und ohne rechte Begeisterung.
    »Ich frage mich, was heute mit allen los ist«, sagte Shaan.
    Tuon warf ihr einen Blick zu. »Hast du denn nichts von den Gerüchten gehört?«
    »Von welchen denn? Dass wild gewordene Drachen Dörfer angreifen? Natürlich.«

    Shaan zuckte mit den Schultern. »Aber das sind doch wohl nur Geschichten von Leuten, die Panik schüren wollen.«
    Tuon sah sie stirnrunzelnd an. »Warum sollte irgendjemand solche Lügen erzählen?«
    »Ich weiß es nicht. Aber Drachen töten keine Menschen, Tuon. Schon vor langer Zeit wurde ein Pakt geschlossen, um uns zu schützen. Außerdem habe ich nichts davon gehört, dass irgendeiner der Drachen hier in Salmut irgendetwas tut, und da ich in der Anlage arbeite, würde ich wohl eine der Ersten sein, die davon erführe.«
    Tuon warf ihr einen finsteren Blick zu. »Als ob sie einer Arbeiterin anvertrauen würden, was vor sich geht. Und du weißt genau, dass die Geschichtsschreibung besagt, eines der ersten Anzeichen Seiner Rückkehr würde ein verändertes Verhalten der Drachen sein. Wir wären gut beraten, wenn wir alle Warnungen ernst nähmen, anstatt sie in den Wind zu schlagen. Wenn wirklich der Gefallene zurückkommen sollte …«
    »Der Himmel würde schwarz vor Verzweiflung werden«, unterbrach Shaan sie. »Ich kenne die Worte aus der Rolle der Gründung ebenso gut wie jeder andere auch.«
    Aber Tuon wollte nicht von dem Thema ablassen. »Sie besagt außerdem«, fuhr sie fort, »dass Drachen, die Menschen angreifen, die ersten Zeichen Seiner Wiederkehr sein würden. Und man hört doch Gerüchte, dass jene Dörfer im Norden von Drachen attackiert wurden.« Sie legte erneut die Stirn in Falten, griff an einem Stand nach einer Bahn kastanienbrauner Seide und ließ sie schließlich wieder sinken. »Ich denke, es wäre leichtsinnig, irgendwelche Warnzeichen zu missachten, das ist alles.«
    »Es gibt keine Beweise, dass es Drachen waren«, gab Shaan zu bedenken. »Wahrscheinlich waren es die Scanorianer.«
    »Scanorianer sind nichts als schmutzige, kleine Höhlenbewohner, Shaan. Sie verschlingen keine Menschen. Und man sagt, dass man Körper gefunden hat, die halb angefressen waren, und andere, die in Stücke gerissen waren. Ganze Dörfer wurden bis auf die Grundfeste niedergebrannt.«

    Shaan schüttelte den Kopf. Auch sie hatte die Gerüchte gehört, aber die Drachen waren ihre Beschützer und ihre Verbündeten. Das alles ergab keinen Sinn, und sie war überrascht, dass Tuon dem Gerede so viel Glauben schenkte. Gewöhnlich war sie die Erste, die alles abtat, von dessen Wahrheitsgehalt sie sich nicht selbst überzeugt hatte. Das hier sah ihr gar nicht ähnlich. Die Möglichkeit, dass die Angriffe die Rückkehr des Gefallenen ankündigen könnten, war etwas, das weder sie noch sonst irgendjemand für denkbar halten wollte. Der Gefallene war eine Legende, ein Mythos, ein Monster aus den Albträumen der Kinder. Gerüchte zu streuen, er könne zurückkehren, war … Sie schüttelte den Kopf und verdrängte entschlossen den Gedanken daran, denn sie wollte ihn
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