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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman
Autoren: Lara Morgan
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ihren Kopf hinein.
    »Tuon, bist du wach?«
    Das Zimmer war doppelt so groß wie ihr eigenes. In der Ecke gegenüber lag eine Frau quer auf einem breiten Bett, die Decke über den Kopf gezogen. Zu sehen waren nur ihre rosafarbenen Zehen, die unter dem zerknautschten Bettzeug hervorlugten.
    »Tuon, aufwachen.« Sie ließ die Tür gegen die Wand krachen.
    Ein zerzauster Haarschopf schob sich unter den Laken hervor, gefolgt von einer Hand, die ein Kissen in Shaans Richtung schleuderte. »Lass mich in Ruhe.«
    Shaan sah ungerührt zu, wie der federgefüllte Sack gegen den Türrahmen prallte.
    »Das nächste Mal musst du besser zielen.« Mit langen Schritten durchquerte sie den Raum und baute sich vor der Frau auf, die Hände in die Hüften gestemmt. »Komm schon. Ich muss zum Angeln. Du könntest mich doch begleiten und schwimmen gehen. Das würde auch ein wenig von diesem Gestank von dir abwaschen.«
    Aber Tuon bewegte sich nicht, und Shaan sah verärgert zu ihr hinunter. Dann beugte sie sich über sie und riss ihr die Decke weg. »Nun komm schon. Selbst Mistkäfer bewegen sich schneller als du.«

    »Ist ja schon gut!« Tuon rollte sich auf den Rücken und blinzelte, dann rieb sie sich verschlafen über den nackten Bauch. »Nach dem gestrigen Missgeschick bist du, wie ich sehe, eine sehr angenehme Begleitung.«
    Tuon war blond und üppig, was sie zur Favoritin vieler Matrosen machte, die im Red Pepino einkehrten. Ihre Haut war hell im Vergleich zu Shaans, sie war einen Kopf größer, zehn Jahre älter und für Shaan der einzige Familienersatz, den sie hatte.
    Shaan rümpfte die Nase und ging über die Bemerkung hinweg. »Himmel, ist das stickig hier!« Sie trat ans Fenster und riss es mit einem Ruck auf. »Warum lüftest du nicht hin und wieder mal?«
    »Wir sind ja prächtiger Laune heute!« Tuon setzte sich mühsam im Bett auf. »Ein Glück, dass Torg dich nicht für sich arbeiten lässt. So, wie du aus der Wäsche schaust, würdest du weniger als ein Straßenjunge verdienen.«
    »Als ob ich mich von irgendeinem schwitzenden, stinkenden Schwein von einem Seemann besteigen ließe.«
    Shaan kratzte mit einem Fingernagel an einem Flecken der abgesplitterten Farbe auf ihrem Arm.
    »Tatsächlich? Aber du bist dir nicht zu schade, ihnen die eine oder andere Geldbörse zu stehlen?«
    »Na, wenn schon.« Shaan zuckte mit den Schultern. »Sie waren betrunken und dumm, und es ist ihnen ganz recht geschehen.« Sie konzentrierte sich weiter auf die Farbreste und tat so, als bemerke sie Tuons hochgezogene Augenbrauen überhaupt nicht. Sie hatte einiges verlernt, wenn Tuon sie hatte beobachten können. Als sie noch mit den Straßenbanden herumgezogen war, hatte sie mitten auf dem dichtgedrängten Marktplatz einem Händler die Börse entwenden können, ohne dass irgendjemand Verdacht geschöpft hätte. Aber diese Zeiten gehörten der Vergangenheit an.
    »Wenn Torg das herausfindet, wird er gar nicht erfreut sein«, sagte Tuon. »Das macht es schwerer für die Kunden, seine Mädchen zu bezahlen. Mich eingeschlossen.«
    »Tja, nun«, antwortete Shaan und sah auf, »dieser Seemann war ohnehin zu betrunken, um einen hochzubekommen.«

    Tuons Augen wurden schmal. »Du stiehlst doch nur, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Was ist es diesmal? Kannst du wieder nicht schlafen, oder machst du dir noch immer Sorgen wegen dieses Septenführers?«
    »Ich mache mir keine Sorgen.« Shaan schnippte einen Farbkrümel zum Fenster hinaus.
    »Nein, natürlich nicht.« Tuon verschränkte die Arme vor ihren nackten Brüsten. »Hat ja auch nichts zu bedeuten, wenn man von dem Mann angeschrien wird, der beim Wettkampf über das eigene Schicksal zu entscheiden hat. Geschieht doch alle Tage. Und klar«, sie warf ihr einen schelmischen Blick zu, »ist es völlig unwichtig, dass dieser Mann auch noch verdammt gutaussehend ist.«
    »Und das auch weiß«, schnaubte Shaan.
    »Das wissen sie doch immer«, entgegnete Tuon trocken. »Aber trotzdem - ein Septenführer …«
    »Der einer Arbeiterin wohl kaum einen zweiten Blick gönnen wird«, unterbrach Shaan sie. »Nicht, dass ich darauf Wert legen würde.«
    »Das wollte ich auch nicht angedeutet haben.« Tuon sah sie prüfend an, und Shaan spürte, wie ihr die heiße Röte in die Wangen stieg. »Ich wollte nur sagen, dass ich mir Sorgen machen würde, wenn ich diejenige wäre, die eine Reiterin werden will, und der Septenführer auf mich wütend wäre. Oder gibt es sonst einen Grund, warum du dich aufplusterst wie
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