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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros
Autoren: George R.R. Martin
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oder ist er schon wieder abgehauen?«
    »Nein, er ist da«, sagte Dunk. »Du scheinst keine Gäste zu haben.«
    »Die halbe Stadt ist ausgeflogen, um sich das Turnier anzusehen. Meine beiden wären auch dort, wenn ich es dulden würde. Sie erben das Gasthaus, wenn ich einmal nicht mehr bin, aber der Junge würde lieber mit den Soldaten herumschwadronieren, und das Mädchen seufzt und kichert jedes Mal, wenn ein Ritter vorbeireitet. Ich schwöre, ich kann dir nicht sagen, warum. Ritter sind genauso gebaut wie andere Männer, und ich habe noch nie gehört, dass ein Turnier etwas an den Eierpreisen geändert hätte.« Sie sah Dunk neugierig an; sein Schwert und Schild verrieten ihr eines, das Seil als Gürtel und der grobe Waffenrock etwas anderes. »Du bist selbst zu dem Turnier unterwegs? «
    Er trank einen Schluck Bier, ehe er antwortete. Es hatte eine dunkelbraune Farbe, wie Nüsse, und war kräftig gebraut, so wie er es mochte. »Ja«, sagte er. »Ich will einer der Recken werden.«
    »Ach, tatsächlich?« antwortete die Schankwirtin nicht unhöflich.
    Auf der anderen Seite des Zimmers hob der junge Lord den Kopf aus der Weinlache. Sein Gesicht hatte eine fahle, ungesunde Farbe unter einem Rattennest aus sandfarbenem Haar; blonde Stoppeln überzogen sein Kinn. Er rieb sich den Mund, sah Dunk an und sagte: »Ich habe von dir geträumt.« Seine Hand zitterte, als er mit dem Finger auf ihn zeigte. »Bleib mir vom Leib, hast du gehört? Bleib mir bloß vom Leib.«
    Dunk sah ihn unsicher an. »Mylord?«
    Die Schankwirtin beugte sich zu ihm herab. »Achtet nicht auf den da, Ser. Er macht nichts anderes als trinken und von seinen Träumen sprechen. Ich kümmere mich um das Essen.« Sie entschwand.
    »Essen?« Bei dem jungen Lord klang das Wort wie ein Schimpfwort. Er erhob sich taumelnd und stützte sich mit einer Hand auf der Tischplatte ab, damit er nicht umfiel. »Mir wird schlecht«, verkündete er. Die Vorderseite seines Waffenrocks war von alten Weinflecken rot verkrustet. »Ich wollte eine Hure, aber hier ist nirgends eine zu finden. Alle sind nach Aschfurt aufgebrochen. Gute Götter, ich brauche Wein!« Er schlurfte unsicher aus dem Schankraum, Dunk hörte ihn leise singend eine Treppe hinaufgehen.
    Ein trauriges Geschöpf, dachte Dunk. Aber warum glaubt er, dass er mich kennt? Er dachte einen Moment bei seinem Bier darüber nach.
    Das Lamm war das beste, das er je gegessen hatte, und die Ente war sogar noch besser, mit Kirschen und Limonen gekocht und längst nicht so fett wie die meisten. Die Schankwirtin brachte Buttererbsen und Haferbrot dazu, das noch ofenwarm war. Das heißt es, ein Ritter zu sein, dachte er bei sich, als er das letzte Stückchen Fleisch vom Knochen nagte. Gutes Essen und Bier, wann immer ich es will, und niemand, der mir eine Ohrfeige gibt. Er trank einen zweiten Krug Bier zu der Mahlzeit und einen dritten, um sie hinunterzuspülen, dann einen vierten, weil ihm niemand sagte, dass er das nicht dürfe, und als er fertig war, bezahlte er die Frau mit einem Silberhirschen und bekam trotzdem noch eine Handvoll Kupfermünzen zurück.
    Als Dunk wieder hinausging, war es dunkel geworden. Sein Magen war voll, seine Börse ein wenig leichter, aber er fühlte sich gut, als er zu den Ställen ging. Vor sich hörte er ein Pferd wiehern. »Sacht, Junge«, sagte die Stimme eines Knaben. Dunk legte stirnrunzelnd einen Schritt zu.
    Er fand den Stallburschen, der die Rüstung des alten Mannes trug, auf Donner sitzend. Das Panzerhemd war länger als er, und er musste den Helm auf seinem kahlen Kopf nach hinten schieben, weil er ihm sonst die Augen verdeckt hätte. Er sah vollkommen konzentriert und vollkommen absurd aus. Dunk blieb an der Stalltür stehen und lachte.
    Der Junge schaute auf, errötete und sprang zu Boden. »Mylord, ich wollte nicht …«
    »Du Dieb«, sagte Dunk und versuchte, streng zu klingen. »Nimm die Rüstung ab, und sei froh, dass Donner dir nicht gegen den Narrenkopf getreten hat. Er ist ein Schlachtross, kein Kinderpony.«
    Der Junge nahm den Helm ab und warf ihn ins Stroh. »Ich könnte ihn genau so gut reiten wie Ihr«, sagte er so kühn wie möglich.
    »Mach den Mund zu, ich will deine Frechheiten nicht hören. Das Panzerhemd auch, zieh es aus! Was hast du dir dabei gedacht? «
    »Wie soll ich Euch das sagen, wenn ich den Mund zumachen soll?« Der Junge wand sich aus dem Kettenhemd und ließ es fallen.
    »Zum Antworten kannst du den Mund aufmachen«, sagte Dunk. »Jetzt heb das
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