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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros
Autoren: George R.R. Martin
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oder sie suchten sich Verstecke, in denen sie Sicherheit zu finden hofften. Und als Daemon das Schwert zog und es über seinen Kopf hob, sahen alle Anwesenden, dass es nicht Schwarzfeuer war. »Wir geben ihnen heute ein zweites Rotgrasfeld«, versprach der Prätendent.
    »Ach, scheiß auf das Rotgrasfeld, Fiedeljunge«, rief ein grauhaariger Knappe zurück. »Ich möchte lieber leben.«
    Am Ende ritt der zweite Daemon Schwarzfeuer allein hinaus und zügelte sein Pferd vor dem königlichen Heer. Er forderte Lord Blutrabe zum Zweikampf heraus. »Ich kämpfe gegen Euch oder gegen den Feigling Aerys oder jeden Recken, den Ihr mir schickt.« Stattdessen wurde er von Lord Blutrabes Männern umzingelt. Man zog ihn vom Pferd und legte ihn in goldene Ketten. Sein Banner wurde in den schlammigen Boden gerammt und angezündet. Es brannte lange Zeit, und die Rauchfahne, die aufstieg, konnte man meilenweit sehen.
    Nur einmal wurde an jenem Tag Blut vergossen, als ein Mann in Diensten von Lord Vyrwel damit prahlte, dass er eines der Augen von Lord Blutrabe gewesen sei und dafür bald reich belohnt werden würde. »Bei Neumond werde ich Huren vögeln und dornischen Roten trinken«, sollte er angeblich gesagt haben, kurz bevor einer von Lord Costayns Rittern ihm die Kehle aufschlitzte. »Trink das«, sagte er, während Vyrwels Mann im eigenen Blut ersoff. »Kein Dornischer, aber rot.«
    Ansonsten war es ein mürrischer, schweigender Zug, der durch das Tor von Weißstein trottete und die Waffen auf einen glitzernden Haufen warf. Alle wurden gefesselt und davongeführt, um Lord Blutrabes Urteil zu erwarten. Dunk ging mit ihnen hinaus, und ihm schlossen sich Ser Kyl die Katze und Glendon Ball an. Sie hatten Ser Maynard fragen wollen, ob er sich zu ihnen gesellen wollte, aber Pflum war irgendwann im Laufe der Nacht verschwunden.
    Es dauerte bis zum späten Nachmittag, ehe Ser Roland Rallenhall von der Königsgarde Dunk zwischen den anderen Gefangenen entdeckte. »Ser Duncan. In welcher der Sieben Höllen habt Ihr denn gesteckt? Lord Strom fragt schon seit Stunden nach Euch. Wenn Ihr bitte mitkommen wollt.«
    Dunk schloss sich ihm an. Rallenhalls langer Mantel wallte bei jeder Windböe auf. Er war so weiß wie Schnee im Mondlicht. Der Anblick erinnerte ihn daran, was der Fiedler oben auf dem Dach zu ihm gesagt hatte. Ich habe geträumt, Ihr wärt von Kopf bis Fuß in Weiß gekleidet und von Euren breiten Schultern würde ein langer heller Mantel herabwallen . Dunk schnaubte. Ja, und Ihr habt geträumt, aus dem Steinei werde ein Drache schlüpfen. Das eine ist so wahrscheinlich wie das andere.
    Der Pavillon der Hand stand eine halbe Meile von der Burg entfernt im Schatten einer weit ausladenden Ulme. Ein Dutzend Kühe grasten auf der Wiese in der Nähe. Könige kommen und gehen, dachte Dunk, aber Kühe und einfache Leute kümmern sich um ihre Angelegenheiten. Das hatte der alte Mann immer gesagt. »Was wird aus ihnen werden?«, fragte er Ser Roland, während sie an Gefangenen vorbeigingen, die im Gras saßen.
    »Man bringt sie nach Königsmund und stellt sie vor Gericht. Die Ritter und Soldaten kommen sicherlich glimpflich davon. Sie sind nur ihren Lehnsherren gefolgt.«
    »Und die Lords?«
    »Manche werden begnadigt, sofern sie die Wahrheit sagen, über das, was sie wissen, und einen Sohn oder eine Tochter als Geisel für ihre zukünftige Treue stellen. Für jene, die schon nach dem Rotgrasfeld begnadigt wurden, wird es schlimmer ausgehen. Sie werden eingekerkert oder enteignet. Die Schlimmsten wird es wohl den Kopf kosten.«
    Blutrabe hatte damit bereits begonnen, sah Dunk, als er seinen Pavillon erreichte. Neben dem Eingang steckten die Köpfe von Gormon Gipfel und dem Schwarzen Tom Heddel auf Spießen, und daneben standen ihre Schilde. Drei Burgen, schwarz auf Orange. Der Mann, der Roger von Hellerbaum erschlagen hat.
    Noch im Tod waren Lord Gormons Augen hart und dunkel. Dunk schloss sie mit den Fingern. »Warum habt Ihr das getan?«, fragte eine der Wachen. »Die Krähen werden sie ohnehin bald fressen.«
    »Das war ich ihm schuldig.« Wenn Roger an jenem Tag nicht gefallen wäre, hätte der alte Mann Dunk nicht weiter beachtet, als er das Schwein durch die Gassen von Königsmund jagte. Ein alter toter König hat ein Schwert dem einen Sohn und nicht dem anderen gegeben, und damit hat alles angefangen. Und jetzt stehe ich hier, und der arme Roger liegt im Grab.
    »Die Hand wartet«, befahl Roland Rallenhall.
    Dunk ging an ihm vorbei
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