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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros
Autoren: George R.R. Martin
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wissen, dass wir ein harmloser Haufen sind.« Daemon hatte ihnen die Gemächer des Maesters überlassen und befohlen, die Verletzungen zu verbinden, die Ser Glendon erlitten hatte. Außerdem sollte man ihn auf den Tjost vorbereiten.
    Als Dunk ihm das Blut von Gesicht und Händen wusch, sah er, dass ihm links drei Fingernägel gezogen worden waren. Das bereitete ihm die größten Sorgen. »Könnt Ihr eine Lanze halten?«
    »Eine Lanze?« Blut und Speichel tropften aus Ser Glendons Mund, als er zu sprechen versuchte. »Habe ich noch alle meine Finger?«
    »Zehn«, sagte Dunk, »aber nur sieben Fingernägel.«
    Ball nickte. »Der Schwarze Tom wollte mir die Finger abschneiden, aber er wurde weggerufen. Soll ich gegen ihn kämpfen?«
    »Nein. Den habe ich schon getötet.«
    Das rief ein Lächeln auf seine Lippen. »Irgendwer musste es ja tun.«
    »Ihr sollt gegen den Fiedler reiten, aber sein richtiger Name ist …«
    »… Daemon, ja. Das haben sie mir gesagt. Der Schwarze Drache.« Ser Glendon lachte. »Mein Vater ist für ihn gestorben. Ich wäre mit Freuden in seine Dienste getreten. Ich hätte für ihn gekämpft, hätte für ihn getötet und wäre für ihn gestorben, aber verlieren konnte ich nicht für ihn.« Er drehte den Kopf um und spuckte einen abgebrochenen Zahn aus. »Könnte ich einen Becher Wein bekommen?«
    »Ser Kyl, holt den Weinschlauch.«
    Der Junge nahm einen langen, tiefen Schluck und wischte sich den Mund ab. »Seht mich an. Ich zittere wie ein Mädchen.«
    Dunk runzelte die Stirn. »Könnt Ihr überhaupt auf einem Pferd sitzen?«
    »Helft mir, mich zu waschen, bringt mir Schild, Lanze und Sattel«, sagte Ser Glendon, »und Ihr werdet sehen, was ich kann.«
    Der Morgen dämmerte längst, ehe der Regen genug nachließ, damit der Kampf durchgeführt werden konnte. Der Burghof war ein Morast aus weichem Schlamm, der im Licht von hundert Fackeln feucht glänzte. Jenseits des Platzes stieg grauer Dunst auf und schickte seine geisterhaften Finger am blassen Stein entlang zu den Wehrgängen. Viele Hochzeitsgäste waren während der vergangenen Stunden verschwunden, doch wer geblieben war, stieg auf die Tribüne und suchte sich auf den nassen Planken einen Platz. Unter ihnen befand sich auch Ser Gormon Gipfel inmitten einer Schar niederer Lords und Hausritter.
    Er waren nur einige Jahre vergangen, seit Dunk der Knappe des alten Ser Arlan gewesen war, und er hatte nichts vergessen. Er zurrte die Riemen von Ser Glendons schlecht sitzender Rüstung zu, machte seinen Helm an der Halsberge fest, half ihm in den Sattel und reichte ihm den Schild. Die vorherigen Durchgänge hatten tiefe Spuren im Holz hinterlassen, doch der flammende Feuerball war noch gut zu erkennen. Er sieht so jung aus wie Ei, dachte Dunk. Ein verängstigter Junge mit grimmigem Gesicht. Seine Rotfuchsstute trug keinen Rossharnisch und war nervös. Er hätte bei seinem eigenen Pferd bleiben sollen. Die Stute ist vielleicht das bessere Tier und schneller, aber ein Reiter reitet immer auf dem Pferd am besten, das er am besten kennt, und dieser Rotfuchs ist ihm fremd.
    »Ich brauche eine Lanze«, sagte Ser Glendon. »Eine Kriegslanze.«
    Dunk ging zum Gestell. Kriegslanzen waren kürzer und schwerer als die Turnierlanzen, die bei den bisherigen Tjosten benutzt worden waren: Fast drei Meter massiver Esche endeten in einer Eisenspitze. Dunk suchte eine aus, zog sie hervor und überprüfte sie auf Risse.
    Am anderen Ende der Bahn brachte einer von Daemons Knappen ihm eine entsprechende Lanze. Jetzt war er nicht mehr der Fiedler. Anstelle von Schwertern und Fiedeln zeigte der Harnisch seines Pferdes nun den dreiköpfigen Drachen des Hauses Schwarzfeuer, schwarz auf rotem Feld. Der Prinz hatte sich außerdem die schwarze Farbe aus dem Haar gewaschen, das nun silbern und golden auf seine Schultern wallte und im Fackelschein wie getriebenes Metall glänzte. Ei hätte das gleiche Haar, wenn er es sich wachsen lassen würde, dachte Dunk. Er konnte sich ihn so kaum vorstellen, doch eines Tages würde es so weit sein, wenn sie beide lange genug lebten.
    Der Herold stieg hoch zu seiner Plattform. »Ser Glendon der Bastard wird des Diebstahls und des Mordes angeklagt«, verkündete er, »und tritt nun vor, um seine Unschuld zu beweisen, indem er bei Gefahr für Leib und Leben in den Kampf geht. Daemon aus dem Hause Schwarzfeuer, der Zweite Seines Namens, rechtmäßiger König der Andalen und der Rhoynar und der Ersten Menschen, Herr der Sieben Königslande und
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