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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein
Autoren: Martin Scott
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aus. Nach einer Weile krame ich eine Flasche Kleeh aus einer Schublade meiner Kommode und mache damit weiter. Der Kleeh rinnt mir brennend die Kehle hinunter. Das ist beste Qualität, gebrannt in den Hügeln von Turai. Die Sonne bahnt sich den Weg durch die Löcher in den Vorhängen. In meinen Räumen ist es heißer als in der orgkischen Hölle. Wie soll ein Mensch bei einer solchen Hitze nachdenken? Vermutlich werde ich meine Tage in ZwölfSeen beschließen, pleite, wütend und unbetrauert. Ich leere die Kleehflasche, werfe sie in den Müll und schlafe ein.

2. KAPITEL
    Ich träume von der Zeit, als ich ein Bierwetttrinken in Abelasi gewonnen habe. Ich musste gegen sieben Gegner antrinken, und sie alle lagen bereits besinnungslos unter dem Tisch, als ich noch unverdrossen nach mehr Bier schrie, und zwar fix, verdammt noch mal! Das war eine meiner Sternstunden … Ich werde rüde aus diesem Traum geweckt, weil jemand versucht, mir den Arm auszurenken. Ich springe auf und greife nach meinem Schwert.
    »Ich bin’s.« Sie ist es. Makri.
    Die Störung erbost mich. »Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht in mein Zimmer kommen sollst!«, brülle ich sie an. »Ich schwöre dir, wenn du noch einmal uneingeladen hier auftauchst, dann mache ich dich fertig.«
    »Du könntest mich nicht mal fertig machen, wenn man mir beide Arme auf den Rücken gebunden hätte, du fetter Ochse«, kontert Makri. Sie ist nicht gerade jemand, die einen schönen, deftigen Streit ausschlägt.
    »Eines Tages mache ich eine halbe Portion aus dir, du dürres Trollschätzchen.«
    Jetzt erst fällt mir auf, dass Makri nicht allein ist.
    »Du erinnerst dich an Dandelion?«
    Meine Laune sinkt auf den Nullpunkt. Ach was, sie stürzt in einen bodenlosen Abgrund. Selbst in einer Stadt, in der es von merkwürdigen Gestalten nur so wimmelt, fällt Dandelion auf. Sie ist eine besonders merkwürdige junge Frau. Letztes Jahr hat sie mich einmal engagiert, und auch wenn ich zugeben muss, dass am Ende alles korrekt gelaufen ist, hat mich die ganze Angelegenheit nicht unbedingt für sie eingenommen. Dandelion ist verschroben. Nicht so barbarisch wie Makri oder so ätherisch wie die Elfen. Sie ist einfach nur verschroben. Eines der Dinge, die mir an ihr nicht gefallen, ist ihre Gewohnheit, barfuß herumzulaufen. Das kann ich einfach nicht verstehen. In einer Stadt, deren Straßen bis zum Überlaufen mit Müll übersät sind, widerspricht das jedem Fünkchen gesunden Menschenverstandes. Man kann jederzeit auf eine tote Ratte treten oder auf Schlimmeres. Außerdem trägt Dandelion einen langen Rock, auf den sie die Zeichen des Tierkreises gestickt hat, und plappert irgendwelchen Blödsinn davon, dass sie mit der Natur kommuniziere. Sie hat mich im Auftrag der Delfine engagiert, die in unserer Bucht leben. Wahrscheinlich war auch nichts anderes von ihr zu erwarten.
    »Was wollt Ihr?«, knurre ich sie an. »Drückt Eure sprechenden Delfine mal wieder ein Zipperlein?«
    Die Delfine sprechen natürlich nicht turanianisch, sondern verständigen sich in einem komplizierten Pfeifdialekt. Ich habe selbst gehört, wie Dandelion mit ihnen geflötet hat, aber ich vermute stark, dass sie nur so getan hat, als wäre das ein wechselseitiges Gespräch.
    Sie versucht ein Lächeln, aber sie ist sichtlich nervös. Wahrscheinlich flößt es den Leuten Unbehagen ein, wenn ich mit meinem Schwert in der Hand herumstehe, also stecke ich es weg. Vielleicht hat die Frau ja doch irgendwas Nützliches auf dem Herzen. Mir fällt ein, dass sie mich damals ganz gut bezahlt hat, mit einigen wertvollen antiken Münzen, die angeblich aus der Bucht stammten. Ich kann es mir nicht leisten, irgendwelche Klienten zu verscheuchen, ganz gleich, wie exzentrisch sie auch sein mögen.
    »Dandelion möchte dir eine Warnung überbringen«, erklärt Makri.
    Sie verzieht dabei keine Miene, aber ich spüre, dass sie sich insgeheim köstlich amüsiert. Wahrscheinlich entspricht es ihrer kruden Vorstellung von einem großartigen Scherz, mir Dandelion auf den Hals zu hetzen, wenn ich gerade zehn Bier ausschlafe.
    »Eine Warnung? Von den Delfinen?«
    Dandelion schüttelt den Kopf. »Nicht von den Delfinen. Obwohl sie immer noch sehr dankbar für deine Hilfe sind. Du solltest ihnen einmal einen Besuch abstatten.«
    »Wenn ich das nächste Mal das unwiderstehliche Bedürfnis verspüre, mit der Natur zu kommunizieren, führt mich der erste Weg geradewegs zum Strand. Und was ist das für eine Warnung?«
    »Du
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