Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein
Autoren: Martin Scott
Vom Netzwerk:
meine Stimmung nicht heben. Selbst Tanroses Wildeintopf richtet nichts aus. Als die Kaschemme sich allmählich mit Hafenarbeitern füllt, die von ihrer Nachmittagsschicht aus den Lagerhäusern hereinschauen, schnappe ich mir noch ein Bier und gehe nach oben. Ich war einmal Hoher Ermittler im Palast und lebte in einer schnuckeligen Villa in Thamlin. Jetzt hause ich in zwei schäbigen Zimmern über einer Kaschemme. Das stimmt mich nicht gerade zufrieden mit meinem Leben. Makri wohnt in einer anderen Kammer auf derselben Etage. Ich stoße fast mit ihr zusammen, als sie herauskommt. Sie hat ihr winziges, zweiteiliges Kettendress angezogen, wie immer, wenn sie ihre Schicht als Kellnerin anfängt.
    »Schon bessere Laune?«, erkundigt sie sich.
    »Nein.«
    »Seltsam. Normalerweise müssten doch acht oder neun Biere reichen. Was hast du denn? Du bist doch schon früher vor Gericht beschimpft worden. Wenn ich mich recht erinnere, bist du doch sogar noch letztes Jahr im Senat kritisiert worden, hab ich Recht?«
    »Allerdings. Ich wurde sogar von den Besten behelligt. Ist dir eigentlich klar, dass ich mich an demselben Punkt befinde wie damals, als du vor zwei Jahren angekommen bist?«
    »Du meinst, du bist betrunken?«
    »Nein, ich bin pleite. Ohne einen Heller auf der Naht. Ich bin darauf angewiesen, dass Ghurd mir Kredit für mein Bier gewährt, bis irgendein Nichtsnutz durch die Tür stolziert und mich bittet, in irgendeinem Fall zu ermitteln. Zweifellos werde ich dabei meinen Hals riskieren, und das für lausige dreißig Gurans am Tag. Das ist nicht gerecht. Bedenke nur, was ich alles für die Stadt getan habe. Ich habe in den Kriegen gekämpft, habe die Niojaner zurückgehalten und die orgkischen Horden zurückgetrieben. Hat mir jemals jemand dafür einen Orden an die Brust geheftet? Kein Gedanke daran! Und wer hat die Stadt gerettet, als Harm der Mörderische versucht hat, Turai mit seinem Acht-Stadien-Terror auszuradieren? Ich. Erst letzten Winter habe ich sozusagen im Alleingang dafür gesorgt, dass eine Turanierin Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung wurde.«
    »Dabei habe ich dir geholfen.«
    »Ein bisschen. Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass ich Besseres verdient hätte, als in dieser miesen Taverne zu vergammeln. Ich sollte im Palast arbeiten.«
    »Da warst du doch angestellt. Sie haben dich gefeuert, weil du getrunken hast.«
    »Das unterstreicht nur meinen Standpunkt. Es gibt einfach keine Dankbarkeit. Eines kann ich dir sagen: Wenn dieser nutzlose Vizekonsul Zitzerius sich noch einmal hier blicken lässt und meine Hilfe sucht, schiebe ich ihm einen Drachenzahn in seinen Rüssel und schicke ihn in die orgkische Hölle. Sollen sie doch alle zur Hölle gehen!«
    »Es ist einfach nicht fair!«, erklärt Makri.
    »Damit hast du verdammt Recht!«
    »Ich verstehe einfach nicht, warum ich diese mündliche Prüfung ablegen soll. Ich muss so viel kellnern, dass ich kaum Zeit für mein Studium habe.«
    Für ihr Gejammer habe ich nur einen verächtlichen Blick übrig. Ich sehe das folgendermaßen: Wenn jemand, der Elfen-und Orgk-Blut sowie einen Schuss Menschenblut in den Adern hat, beschließt, seine Wächter niederzumetzeln, in die Zivilisation zu entkommen, und sich dann sofort an einer Hochschule einschreibt, hat er sich seine Probleme selbst zuzuschreiben. Makri hätte Gladiatorin bleiben sollen. Davon verstand sie wirklich etwas. Sie war unbesiegter Champion. Sie ist schlicht gesagt die wildeste Kämpferin, die ich im Weiten Westen jemals gesehen habe. Das Abschlachten von Gegnern zählt zu ihrer Spezialität. Die Innungshochschule dagegen ist eine alberne Institution, die ein langes Studium der Rhetorik, Philosophie, Mathematik und Gott weiß was sonst noch verlangt. Kein Wunder, dass Makri unter Druck steht. Diese … Frau, ich benutze einmal diesen in ihrem Fall etwas ungenauen Begriff, schwebt, selbst wenn sie gute Laune hat, am Rande des Wahnsinns. Vermutlich ist das ein Resultat ihres gemischten Bluts, ihrer spitzigen Elfenohren und ihres Glaubens, dass alle Fährnisse des Lebens im Zweifelsfall mit einigen wohlgesetzten Schwerthieben gelöst werden können. Makri geht nach unten. Ich nehme mein Bier mit in meine Zimmerflucht, schlage die Tür hinter mir zu und befreie mein Sofa von dem Müll, der sich darauf angesammelt hat. Ich habe die Nase voll. Diese Armut macht mich fertig. Es muss für einen begabten Mann wie mich doch einen Weg geben, hier in dieser Stadt weiterzukommen. Ich trinke mein Bier
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher