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Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Titel: Der Grosse Eisenbahnraub: Roman
Autoren: Michael Crichton
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großen Seufzer hören, verstehen Sie, um ihm zu zeigen, daß ich es allmählich leid bin, denn er ist ein ganz Vorsichtiger, dieser Pierce, und ich will endlich zur Sache kommen. Darum dieser große Seufzer.«) Es folgte ein kurzes Schweigen. Schließlich sagte Agar: »Es sind zwei Jahre her, seit wir uns zuletzt gesehen haben. Wohl viel zu tun gehabt, ja?«
    »Ich war auf Reisen«, sagte Pierce.
    »Auf dem Kontinent?«
    Pierce zuckte mit den Schultern. Er betrachtete das Glas Whisky in Agars Hand und das halbgeleerte Glas mit Gin und Wasser, das Agar vorher getrunken hatte. »Immer noch ‘ne ruhige Hand?«
    »Könnte nicht ruhiger sein«, meinte Agar. Zum Beweis streckte er beide Hände mit gespreizten Fingern aus: nicht das geringste Zittern.
    »Ich hätte da vielleicht ein oder zwei kleine Sachen für Sie«, sagte Pierce.
    »Hackensprung-Jack hat sich nicht in die Karten sehen lassen«, sagte Agar. »Das steht mal fest. Er hat sich zwar aufgeblasen wie ‘n Frosch, aber dichtgehalten hat er wie ‘ne Auster.«
    »Jack liegt auf Eis«, versetzte Pierce kurz.
    Das war, wie Agar später erklärte, doppeldeutig. Es habe heißen können, daß Hackensprung-Jack untergetaucht sei.
    Aber man gebrauchte diese Wendung auch, wenn einer draufgegangen war. Das komme ganz darauf an. Er, Agar, habe nicht weiter nachgebohrt. »Diese ein oder zwei kleinen Sachen, handelt sich’s dabei vielleicht um Brüche?«
    »Könnte sein.«
    »Kitzlige Sachen?«
    »Sehr kitzlig«, sagte Pierce.
    »Müßte ich drinnen oder draußen arbeiten?«
    »Das weiß ich noch nicht. Wenn es soweit ist, werden Sie vielleicht ein oder zwei Schnucken brauchen. Und Sie werden dichthalten müssen. Wenn das erste Ding glattgeht, gibt’s noch mehr zu tun.«
    Agar trank seinen Whisky aus und wartete. Pierce bestellte ihm noch einen.
    »Schlüssel also?« fragte Agar.
    »So ist’s.«
    »Wachs oder Dietrich?«
    »Wachs.«
    »Auf die Schnelle, oder habe ich Zeit?«
    »Auf die Schnelle.«
    »Also gut«, sagte Agar. »Ich bin Ihr Mann. Ich mache einen Wachsabdruck schneller, als Sie Ihre Zigarre anzünden können.«
    »Weiß ich«, sagte Pierce. Er riß an der Theke ein Zündholz an und hielt es an die Spitze seiner Zigarre. Agar, der selbst nicht rauchte – das Rauchen war eben erst nach achtzig Jahren wieder in Mode gekommen –, erschauerte leicht. Es gab ihm jedesmal einen Stich, wenn er den Phosphor-und-SchwefelGeruch eines Zündholzes einatmete. Es erinnerte ihn an seine Zeit in der Zündholzfabrik.
    Er sah zu, wie Pierce an seiner Zigarre zog, bis sie richtig brannte.
    »Worum geht’s also?«
    Pierce sah ihn kalt an. »Das werden Sie noch rechtzeitig erfahren.«
    »Sie sind ganz schön zugeknöpft.«
    »Deshalb«, sagte Pierce, »habe ich auch noch nie gesessen.« Verschiedene Zeugen waren anderer Meinung. Sie sagten
    aus, Pierce habe in Manchester unter dem Namen Arthur Wills dreieinhalb Jahre wegen Einbruchdiebstahls gesessen.
    Agar sagte aus, Pierce habe ihm schließlich noch einmal warnend gesagt, er solle ja dichthalten. Dann habe Pierce die Theke verlassen und sei durch den verräucherten, lärmerfüllten Schankraum des »Bulle und Bär« gegangen.
    Er habe sich kurz zu einer hübschen Frau hinabgebeugt und ihr etwas ins Ohr geflüstert. Die Frau habe gelacht. Er, Agar, habe sich abgewandt. Weitere Erinnerungen an diesen Abend habe er nicht.

Ein un w issentlicher Komplice
    Mr. Henry Fowler, siebenundvierzig, hatte Edward Pierce in ganz anderer Umgebung kennengelernt. Fowler gab freimütig zu, über die Herkunft und die Lebensumstände Pierce’ wenig zu wissen: der Mann habe ihm gesagt, er sei als Waisenjunge aufgewachsen. Pierce sei offensichtlich ein gebildeter Mann. Er sei wohlhabend und führe ein exzellentes Haus, das zudem mit den neuesten und raffiniertesten Errungenschaften ausgestattet sei.
    Mr. Fowler erinnerte sich vor allem an einen klug erdachten Ofen, mit dem das Vestibül des Hauses geheizt wurde. Dieser Ofen habe die Form einer Ritterrüstung und funktioniere bewundernswert. Mr. Fowler erinnerte sich auch, einen Feldstecher gesehen zu haben, ein besonders schönes Gerät in einem Etui aus Maroquin. Dieses Fernglas habe ihn so sehr fasziniert, daß er sich auch eines habe kaufen wollen. Zu seinem Erstaunen habe er feststellen müssen, daß so ein Ding 80 Shilling koste! Ein exorbitanter Preis. Kein Zweifel, Pierce sei sehr wohlhabend. Es sei recht amüsant gewesen, gelegentlich mit ihm zu speisen.
    Henry Fowler erinnerte sich
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