Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der grosse eBook-Raetselkrimi

Der grosse eBook-Raetselkrimi

Titel: Der grosse eBook-Raetselkrimi
Autoren: Marc Ritter
Vom Netzwerk:
rasch handeln. Er ging in die kleine Unterstandshütte, die der Alpenverein direkt in dem engen Sattel zum Schutz gegen Unwetter errichtet hatte. »Birkkarhütte« verkündete das Schild etwas großspurig. Für seine Zwecke war das Hüttl aber genau richtig. Drinnen roch es streng – den Sichtschutz der Bretterbude nutzten manche Bergsteiger eben auf jede erdenkliche Weise. Bei einer Jahresmitteltemperatur von minus vier Grad blieben die Spuren lang erhalten, selbst wenn ab und zu jemand heraufkam und das Notdürftigste entsorgte. Gut für mich, sagte sich Spindler. Der Geruch schreckt die Leute ab. Besonders an einem heißen Tag wie heute, an dem sich das volle Hüttenaroma entfalten kann. Er musste lächeln. Er zog den Zettel aus der Tasche, kritzelte schnell etwas darauf und pinnte ihn an die Unterseite des Tisches.
    Schlauchkar, 2110 Meter, 11.00 Uhr
    »Mann, ist das ekelhaft, auf diesem Geröll zu gehen«, schimpfte Stephanie Gärtner.
    »Berge müssen auch erst einmal bezwungen werden. Da gibt es halt auch mal steile und schotterige Anstiege. Da oben vom Sattel haben wir einen super Blick.«
    Gärtner sagte nichts darauf. Sie ergab sich in ihr Schicksal. In der Oberschenkeltasche ihrer Berghose piepste und summte es. »Anselm, ich habe wieder Empfang. Du kannst also mit deinen Geheimquellen in München telefonieren.«
    »Pscht, wenn dich wer hört!«
    »Wer soll uns denn hier hören?«, fragte sie. Unvermittelt blieb sie stehen und drehte sich nach unten. Es war ihr, als wären die beiden Bergwanderer, die dreihundert Meter unter ihnen gingen, auch stehen geblieben und hätten ihre Köpfe blitzschnell abgewendet. »Sind das die feschen Buben von gestern, die mit dem Armeesäbel?«, wollte sie Plank fragen. Aber da sah sie die beiden schon nicht mehr. Sie mussten hinter einem der wenigen größeren Steine verschwunden sein, dort, wo sie vor einer Viertelstunde pausiert hatten. Wahrscheinlich hatten sie sich auch zur Rast hingesetzt. Plank und sie würden ja sehr bald von den Burschen eingeholt werden, wenn sie es wären. Bei dem Tempo, das die gestern draufhatten. Sie ging weiter, Schritt für Schritt dem Birkkarsattel entgegen.
    Plank wollte erst oben sein Handy auspacken. Dort wäre der Empfang sicher stabiler als hier im Kar. Außerdem wusste er dort das alte Schutzhütterl, das ein wenig Schatten spenden würde. Er schwitzte aus allen Poren. Bestimmt hatte er auf dieser Tour bislang drei Pfund abgenommen, alleine heute ein Kilo durch den Wasserverlust. Doch das war alles nichts, wenn sich bewahrheiten sollte, was er über den weiteren Verlauf dieser alpinen Schnitzeljagd vermutete. Spätestens am kommenden Tag, so war er sich sicher, würde Klarheit herrschen. Wenn Spindler die Fährte über das Inntal hinaus in Richtung Süden legen würde, war bestimmt einer der Schauplätze der alten Bergschlachten des Ersten Weltkrieges das Ziel. Bei Spindlers Vorliebe für Historisches lag das auf der Hand. Im Zweiten Weltkrieg hatten die Alpen nur in der Propaganda von der Alpenfestung, die es nie gab, eine Rolle gespielt. Aber im Ersten wurde zwischen Österreichern und Italienern verbissen um die Gipfel gekämpft – meist vollkommen sinnlos, aber umso menschen-und materialaufwendiger. Zog es Spindler dorthin? An die Marmolata, den Col di Lana, den Monte Piano? Wenn das der Fall wäre, dann müssten sie sich im wahrsten Wortsinn warm anziehen. Dann wäre der Weg durch das Karwendel ein lauer Prolog. Dann wäre die große Frage, ob Stephanie Gärtner da mitmachen würde. Ob sie es könnte. Und, das wurde Plank bei jedem Schritt schmerzlich bewusst, auch, ob er das durchstehen würde. Hatte das alles etwas mit der Nibelungensage zu tun? Natürlich: Auch das Kaiserreich war diesen alten Geschichten nicht abgeneigt. Hatte Plank sich vertan? War sein Kontrahent gar keiner Nazigeschichte auf der Spur? Sondern einer älteren? Oder viel älteren? Je mehr Plank die Sonne auf den Schädel brannte, umso schwerer fiel ihm das Denken. Doch ein bisschen nachzugrübeln war eine gute Ablenkung von der Hitze, die sich im Hochtal staute, und von der Steilheit des Geländes. Ja, eine ältere Geschichte. 800 Jahre war die Nibelungenhandschrift alt. Vielleicht ging es um einen versteckten Hinweis aus dieser Zeit? Die Alpen waren im Mittelalter durchzogen von Verkehrswegen. Wie heute auch noch. Sie würden auf der anderen Seite dieses Berges ins Inntal hinunterkommen. Und von dort ging es über den Brenner hinunter nach Italien. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher