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Der Grenzgänger

Der Grenzgänger

Titel: Der Grenzgänger
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Müllsack Wollfäden gefunden, die zu einem blauen Seemannspullover gehören müssen. Solche Fäden haben wir auch in Wagners Büro aufgespürt. Das Chaos nach der Explosion war zwar groß und das Zimmer ruiniert, aber unsere Spurensucher haben alles mitgenommen, was vielleicht noch auf eine verwertbare Spur hindeuten konnte.“ Böhnke atmete durch. „Unsere Chemiker sind jedenfalls überzeugt, dass die Fäden zu ein und demselben Pullover gehören.“
    Langsam baute sich die Spannung in mir auf. Sollte ich etwa, wenn auch mit einer anderen Begründung, den Fall gelöst haben? „Erinnern Sie sich noch an das Pornoheft, dass Sie bei Frau Doktor Leder entdeckt haben?“, fragte Böhnke, ohne eine Antwort zu erwarten. „Es ist uns endlich nach riesigem bürokratischen Aufwand und Ärger gelungen, ein komplettes Heft zu bekommen. Unsere Rechnungsprüfung hat wohl geglaubt, meine Assistenten seien auf das Heft scharf. Und wissen Sie, was wir auf den fehlenden Innenseiten gefunden haben? Ein Foto mit einem von hinten abgelichteten Mann, der einen blauen Seemannspullover trägt und den man mit ein wenig Fantasie als Wagner identifizieren kann.“
    „Ein Verleger als Pornostar“, kommentierte ich ironisch. „Das nicht gerade, aber zumindest als Zuschauer und Kulisse einer pornografischen Handlung.“ Der Kommissar konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Meine Assistenten haben sich daraufhin an den Pornoverlag gewandt und sich van Dykes sämtliche Berichte besorgt. Sie haben sie durchstöbert und sind dabei mehrmals auf eine Person gestoßen, die wahrscheinlich Wagner ist.“
    „Warum fragen Sie ihn nicht selbst, ob er es ist?“, warf ich höhnisch dazwischen.
    „Wie denn? Der ist doch in Kanada“, fauchte Böhnke. Dann wurde er wieder sachlich. „Wir haben herausgefunden, dass er im Laufe der letzten beiden Jahre immer wieder hohe Bargeldbeträge abgehoben hat und van Dyke wenige Tage nach diesen Abbuchungen auf verschiedene Konten Bareinzahlungen vornahm. Es liegt wohl auf der Hand, dass der Autor den Verleger erpresst hat.“ Böhnke atmete kurz durch. „Hinzu kommt noch, dass es dem Verlag bei weitem nicht so rosig geht, wie alle dachten. Wagner hat gewaltige Probleme mit dem Finanzamt. Kurzum, er schlitterte in die unternehmerische Pleite. Den Erpresser loswerden und aus Deutschland verschwinden, das waren wohl die Motive für Wagner, Fleischmann mit Langerbeins Hilfe auszuschalten.“
    Nachdenklich rieb ich mir über die Nase. „Hätten Sie das nicht früher ermitteln können? Das liegt doch eigentlich auf der Hand?“ Für mich machten jetzt auch die Filmrechte mehr Sinn. Vielleicht hatte Wagner versucht, auf diese Weise das Geld wieder hereinzuholen, das Fleischmann ihm abgepresst hatte. „Eigentlich gibt es nicht“, antwortete der Kommissar. „So lange Wagner nicht der Tatverdächtige war, gab es keinen Grund, gegen ihn zu ermitteln. Es ist eine Frage der Ökonomie, wenn wir uns zunächst auf die uns bekannten Tatverdächtigen konzentrieren.“
    „Selbst wenn es so ist, wie Sie es darstellen, bleiben für mich etliche Fragen. Warum führte Fleischmann ein Doppelleben und welche Rolle spielt die Lektorin? Warum hatte sie das Pornoheft und warum fehlten darin die Innenseiten? Was soll das?“
    „Ich weiß es nicht, mein Freund“, entgegnete Böhnke. „Vielleicht wacht die Frau bald auf und wir können sie fragen. Aber ist das überhaupt von Bedeutung, wenn wir den Mörder überführt haben?“
    „Überführt ja, aber nicht geschnappt.“
    Böhnke wollte unbedingt das letzte Wort haben und ich ließ es ihm: „Noch nicht geschnappt“, betonte er. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn packen.“
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