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Der Grenzgänger

Der Grenzgänger

Titel: Der Grenzgänger
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Wunsch seines Schwiegervaters im Rahmen der Nachbarschaftshilfe die Arbeit kostenlos verrichtet hätten. Unverschämterweise, so empörte er sich außerdem, hätten Nachbarn die Bauarbeiten sogar fotografiert und die Fotos an die Presse weitergegeben, ohne ihn um Erlaubnis zu fragen. Dies sei ein eklatanter Verstoß gegen seine Persönlichkeitsrechte. Die Nachbarschaftshilfe hatte nur einen kleinen und fatalen Haken. Bei den beiden Arbeitern handelte es sich um Polen, die ohne Arbeitserlaubnis und ohne Aufenthaltsgenehmigung bei uns lebten; da musste ich schon den Begriff der Nachbarschaft als grenzüberschreitende, europaweite Beziehung definieren, um eine Plausibilität hinzubiegen. Wenn’s nach mir ginge, müsste der Politiker seine Koffer in Berlin packen und seinen Rückzug aus der Politik erklären. Aber ich war ja nur sein Anwalt und nahm nur seine Rechte wahr.
    Ich hätte Sümmerling fragen können, was an der Politposse dran war; doch ich ließ es sein. Sümmerling hatte die Berichte nicht verfasst. Außerdem musste ich damit rechnen, dass er mich auf den Fall Fleischmann ansprechen würde. Und danach stand mir überhaupt nicht der Sinn. Amüsiert legte ich die Handakte zur Seite. ,Das ist der richtige Stoff für einen Lustfilm’, dachte ich mir vergnügt und stockte in meiner Bewegung. „Lustfilm“, das war das Stichwort. Ich erinnerte mich schlagartig daran, dass angeblich ein Produzent die Verfilmung der Fleischmann-Romane beabsichtigte.
    Ich brauchte nicht lange, bis ich den richtigen Mann gefunden hatte, der mich aufklären konnte. Es war ein WDR-Mitarbeiter, der mir schon einmal eine Videoaufnahme über die Ermittlung eines raffinierten Mordes an der Rur in Düren überlassen hatte.
     
     
    „Mit den Filmrechten lässt sich richtig Geld machen“, bestätigte er mir, nachdem ich ihn informiert hatte. „Wagner kassiert und Fleischmann guckt in die Röhre, so sieht es aus, wenn der Vertrag zwischen Autor und Verleger nicht fair ist.“ Er würde sich umhören, versprach der Journalist und den Namen des Produzenten herausbekommen.
    Schneller als erwartet löste er sein Versprechen ein: Ein Kollege, der eine neue Produktionsfirma gegründet hatte, wollte Fleischmanns Romane für einen Privatsender verfilmen. Man sei bei den Verhandlungen schon sehr weit gewesen, der Kollege habe sich nur gewundert, dass Wagner immer großen Wert darauf gelegt hatte, ohne Fleischmann mit ihm zu reden. Auch sollte Fleischmann auf keinen Fall am Drehbuch mitarbeiten.
    Der Grund für Wagners Anliegen war mir jetzt klar. Fleischmann sollte nicht mitbekommen, welche lukrativen Geschäfte hinter seinem Rücken geplant waren.
    Aber diese Erkenntnis brachte mich auch nicht weiter. Ich beschloss, sie zunächst für mich zu behalten. Böhnke würde sie nicht verwenden können.
    Ich war ziemlich überrascht, als Sabine nach mehr als zwei Wochen einen Anruf Böhnkes in mein Büro durchstellte. „Wir haben ihn“, hörte ich den Kommissar zufrieden sagen. „Wen?“, knurrte ich, obwohl ich wusste, was er meinte. „Fleischmanns Mörder.“
    „So. Wer ist’s?“ Es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren und in die Geschichte zurückzuversetzen.
    „Wer schon? Wagner selbstverständlich“, antwortete der Kommissar. „Wir haben jetzt alle Beweise und Indizien, die ihn überführen.“
    „Die hatten wir schon vor vierzehn Tagen“, brummte ich, „aber da wollten Sie nicht und haben ihn abhauen lassen.“
    „Das waren keine Beweise, das waren Vermutungen“, glaubte Böhnke, mich belehren zu müssen, und er fuhr fort, ehe ich protestieren konnte, „aber Ihre Überlegungen haben mich veranlasst, noch einmal die Ermittlungen gegen Wagner zu intensivieren.“
    „Und was ist dabei herausgekommen?“
    „Wir haben in einer Jagdhütte in der Eifel, die Wagner gepachtet hat, einen großen Häcksler gefunden. Es spricht vieles dafür, dass dort Fleischmann zerstückelt wurde. Der Häcksler ist zwar gründlich gereinigt worden, aber wir haben darauf einen Fingerabdruck Langerbeins gefunden. In der Hütte haben wir auch eine Ampulle des Betäubungsmittels gefunden, mit dem Fleischmann betäubt worden war. Das haben unsere Chemiker herausbekommen. Und wir haben eine Sackkarre gefunden, mit der wahrscheinlich der Müllsack mit Fleischmanns Überresten befördert wurde.“
    „Noch was?“ Die Informationen hörten sich zwar gut an, konnten mich aber nicht begeistern.
    „Unsere Chemiker haben noch etwas gefunden. Sie haben an dem
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