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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif
Autoren: Gabriel Galen
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wie man es mir immer beschrieben hat. Ein selt e ner Fund ist das! Es soll nur noch wenige geben. Dieser ist wohl von einem Adle r paar aufgezogen worden, doch den Alten scheint etwas zugestoßen zu sein, sonst wären die beiden Jungen nicht so schwach. Was kann ich tun, um sie zu retten? Heraufholen kann ich sie nicht, und was sollte es nü t zen, zu ihnen hinunterzuste i gen? Wir würden nur alle drei verhungern, wenn ich nicht wieder heraufkäme. Ja, das ist es! Sie brauchen dringend Nahrung. Aber die kann ich auch zu ihnen hina b werfen.’
     
    Er nahm den Bogen von der Schulter und rannte ein Stück in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Dort hatte er einige Erdlöcher von Murmeltieren gesehen, denen er j e doch keine Beachtung geschenkt hatte, da er noch einige Stücke gebratenes Kaninche n fleisch bei sich trug. Doch das war wohl nicht das Richtige und auch nicht genug für die be i den ausgehungerten Tiere. Da war ein fettes Mu r meltier schon etwas ganz anderes!
    Als er sich den Murmeltierbauen näherte, pirschte er sich vorsichtig um die Ecke eines Fel s brockens. Als der Pfeil davon schnellte, erblickte der Wachtposten der Murmeltiere den J ä ger und stieß einen durchdringenden Pfiff aus. Wie der Blitz verschwanden die Murme l tiere in ihren Löchern. Doch für eines war die Warnung zu spät gekommen: der Pfeil hatte sein Ziel erreicht!
    Rasch war der junge Mann bei seiner Beute und schwang sich das feiste Tier auf die Schu l ter, nicht ohne jedoch vorher den kostbaren Pfeil wieder an sich zu nehmen.
    Bald hatte er wieder die Stelle über dem Adlerhorst erreicht. Er zog seinen Dolch und zertei l te die Beute in faustgroße Stücke, da er annahm, daß die beiden Jungtiere zu schwach w a ren, das Fleisch selbst zu zerreißen. Dann legte er sich wieder auf den Boden und ließ das erste Stück in den Horst fallen.
    Wieder schauten die beiden Tiere auf und wandten sich dann dem Brocken zu. Der junge Adler versuchte, ihn zu verschlingen, doch das Stück war zu groß für ihn. Nun langte der Greif nach dem Fleisch. Für ihn schien der Brocken gerade richtig zu sein, und mit einem Ruck hatte er ihn verschlu n gen.
    Nun ließ der Jüngling Brocken auf Brocken in die Tiefe fallen, kleinere Stücke für den Adler, die großen für den Greif. Langsam und mit großer Anstrengung ve r zehrten die Tiere die lang entbehrte Nahrung. Dankbare Blicke aus vier Augen tr a fen den jungen Mann, dann krochen die beiden Jungen eng zusammen und schli e fen erschöpft ein.
    Eine Weile noch beobachtete der Jüngling die beiden Geschöpfe, dann erhob er sich und setzte sich in der Nähe nieder, den Rücken an einen Stein gelehnt.
    Nachdenklich schaute er vor sich hin. Er schien ratlos und unentschlossen zu sein. Mit der einen Fütterung der Tiere war es nicht getan. Das hatte sie nur vor dem unmittelbaren Ve r derben gerettet. Sie waren fast flügge, aber es würden immerhin noch einige Tage verg e hen, bis sie das Nest aus eigener Kraft verlassen konnten. Bis dahin waren sie auf seine Hilfe a n gewiesen.
    Doch konnte er es wagen, so lange hier auszuharren? Um seine Verpflegung mac h te er sich keine Gedanken. Es gab hier genug Kleinwild für ihn und die Tiere, und an einer Que l le war er kurz vorher vorbeigekommen. Das Wetter war gut, und Nachtfröste waren um diese Ja h reszeit auch noch nicht zu erwarten, selbst hier im Gebirge nicht.
    Aber er hatte ein anderes Problem: er war auf der Flucht!
    Nachdem sein Vater, der König von Ruwarad, gestorben war, hatte er, Raigo, die Nachfo l ge antreten sollen. Alles war schon für die Krönung bereit gewesen, die am nächsten Tag hatte stattfinden sollen, als er am späten Abend erfuhr, daß einige der Fürsten, aufgest a chelt vom Bruder seines Vaters, eine Revolte planten. Er hatte dabei getötet werden sollen, damit sein Onkel die Macht übernehmen konnte. Schon hatte er die Schritte der Mörder auf dem Gang gehört, und nur das Wissen um einen Geheimgang hatte ihm die Flucht ermö g licht.
    Drei Wochen lang war er nun schon, jede menschliche Behausung meidend, auf die Berge zu geflüchtet. Oft hatte ihn nur das Glück seinen Verfolgern entzogen, die ihm dicht auf den Fersen waren. Vor zwei Tagen jedoch war es ihm gelungen, seine Spur zu verwischen, und seit dieser Zeit hatte er die Häscher nicht mehr zu Gesicht bekommen.
    Er hoffte, daß es ihnen nicht mehr gelingen würde, ihn in diesem unübersichtlichen Gelä n de  aufzustöbern. Bliebe er aber hier auf der Hochebene,
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