Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea
Autoren: Rainer M. Schroeder
Vom Netzwerk:
davon wissen. Wenn ihr Hohlköpfe euch wegen eines lächerlichen Schluckes Wasser streiten wollt, ist das eure Sache. Macht das aber gefälligst nicht hier unten, sondern da oben zwischen euch aus!« Er deutete mit flüchtiger Geste die Treppe hoch. »Jetzt sieh zu, dass du deinen Krug am Brunnen auffüllst, Jona! Und dann will ich keinen von euch mehr hier unten sehen! Habt ihr das verstanden?«
    Jona und Timon beeilten sich, ihm zu versichern, dass sie sofort nach oben zurückkehren würden, sowie sie am Brunnen ihren Durst gestillt und den Krug gefüllt hatten.
    Eljakim entließ sie mit einer unwirsch wedelnden Handbewegung, als wollte er zwei lästige Fliegen verscheuchen. Und während er sich mit übellauniger Miene von ihnen abwandte und seinen Blick suchend über den Hof schweifen ließ, murmelte er erbost vor sich hin: »Wo steckt überhaupt Michaja, diese faule Ausgeburt einer Wüstenratte? Dabei hatte ich ihm doch eingeschärft, dass er da oben für Ordnung sorgt und alles im Auge behält! Und das Stinkmaul Henoch ist auch nicht auf seinem Posten! Na, die werden was zu hören bekommen! Ich werde dafür sorgen, dass Berechja beiden einen vollen Tageslohn für ihre Schlamperei abzieht!« Und damit stapfte er davon.
    Als Jona und Timon wenig später am Brunnen standen und den vollen Wassereimer am dicken Strick über den steinernen Rand zogen, raunte Timon ihm entschuldigend zu: »Nimm bloß nicht für bare Münze, was ich da eben an Beleidigungen von mir gegeben habe! Es war nur dazu bestimmt, dass Eljakim erst gar keinen Verdacht schöpft, wir könnten irgendetwas aushecken.«
    »Was sollten wir denn aushecken wollen?«, fragte Jona ebenso leise.
    »Na, wie wir dem feisten Berechja und seinen verfluchten Aufsehern einen Strich durch die Rechnung machen können«, flüsterte Timon. »Oder willst du dich vielleicht wie ein Lamm zur Schlachtbank führen und in Tyrus an den meistbietenden Heiden verkaufen lassen?«
    Jona zögerte kurz, dann beschloss er, seine vorgetäuschte Ahnungslosigkeit aufzugeben und darauf zu vertrauen, dass er es bei Timon ben Talmai nicht mit einem Verräter zu tun hatte.
    »Nein«, antwortete er schließlich knapp und fügte entschlossen hinzu: »Lieber sterbe ich vorher!«
    »Na also!« Timon klang hörbar erleichtert. »Ich hoffe jedoch nicht, dass Sterben die einzige Alternative zu Berechjas Vorhaben ist. Aber darüber lass uns besser oben an einem stillen Ort reden, wo wir vor argwöhnischen Augen und Ohren sicher sind. Einverstanden?« Er rückte ganz nahe an ihn heran und streckte ihm unter dem weiten Mantel verstohlen die Hand hin.
    Jona nickte kaum merklich, ergriff die ihm dargebotene Hand und erwiderte Timons festen Druck. Nicht einmal in seinen kühnsten Träumen hätte er sich vorstellen können, welche folgenschweren Konsequenzen dieser kurze Händedruck und die Bekanntschaft mit Timon für sein zukünftiges Leben haben würde. Konsequenzen, die unter anderem zu Kerker und Verrat führen sollten.

3
    Sie saßen auf dem flachen Dach in der östlichen Mauerecke des Obergeschosses, das wie bei einer Festung rundum von brusthohen Zinnen gekrönt wurde. Räuberische Überfälle auf die wehrhafte Karawanserei des Akiba ben Nahum versprachen wenig Aussicht auf Erfolg. Zu hoch ragten die massiven Mauern aus glatten Kalksteinquadern über dem Wadi empor.
    Aber solch ein mächtiges Geviert konnte den darin Eingeschlossenen nicht nur ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit vermitteln, sondern auch das genaue Gegenteil bewirken. Indem es nämlich den Charakter eines gut bewachten Gefängnisses annahm, aus dem eine Flucht kaum möglich erschien.
    »Und? Hast du eine Idee, was wir jetzt tun sollen?«, fragte Jona, während die Sonne hinter den Bergrücken im Westen einen letzten rot flammenden Lichtschein an den Himmel malte, als wollte sie sich noch einmal aufbäumen, bevor die Nacht sie endgültig zum Erlöschen brachte. Unten aus dem Innenhof kam schon der flackernde Schein von gut einem Dutzend Pechfackeln.
    »Auf keinen Fall die Hände in den Schoß legen!«, erwiderte Timon entschlossen und spuckte einen Olivenkern aus. Wieder einmal hatte das Abendessen, das Michaja und Henoch verteilt hatten, aus dünnen, halb angebrannten Brotfladen sowie je einer Hand voll Oliven und Datteln bestanden. Und natürlich waren auch diesmal wieder die Brotfladen aus Gerstenmehl gewesen, dem täglichen Brot der Armen. Das teure Brot aus hellem Weizen gestand Berechja nur seinen Aufsehern zu.
    »Was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher