Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea
Autoren: Rainer M. Schroeder
Vom Netzwerk:
schäbigen, fleckigen Lederscheide steckte; den unentbehrlichen und nicht pfändbaren Mantel, der aus einem großen viereckigen Tuch mit einer bequemen Öffnung für den Kopf bestand, ebenso gegen Hitze und Kälte schützte und nachts gewöhnlich auch als Decke Verwendung fand und an dessen Ecken die vorgeschriebenen rituellen Quasten 6 baumelten. Dazu kamen Sandalen und ein verschwitztes Kopftuch, das hinten zum Schutz vor der glühenden Sonne ein gutes Stück weit über den Nacken fiel und das von einer doppelten, um den Kopf laufenden Zierkordel an seinem Platz gehalten wurde.
    »Und was soll das sein, was wir deiner Meinung nach gemeinsam haben?«, fragte Jona misstrauisch.
    Das spöttische Lächeln verschwand aus Timons Gesicht und wich einem ernsten Ausdruck. Gleichzeitig wurden seine Augen schmal und sein Mund hart, während er mit gedämpfter Stimme antwortete: »Dass wir vermutlich die Einzigen aus diesem elenden Häuflein Schuldsklaven sind, die jetzt mit Sicherheit wissen, dass die Geschichte von der legendären Arbeit auf einem neuen Berechja-Gut bei Sepphoris nichts als Lug und Trug ist!«
    Jona konnte seine Überraschung nicht verbergen. Doch er blieb weiterhin vorsichtig und dachte nicht daran, auch nur irgendetwas von seinem Wissen preiszugeben. »Lug und Trug? Wie kommst du denn darauf? Unser Herr macht diese Reise mit uns doch nicht zum Vergnügen und nur weil er uns mal die ehemalige Residenzstadt des Herodes Antipas zeigen will, der da oben als Landesfürst von römischen Gnaden über Galiläa und Peräa herrscht.«
    Ein unwilliger Ausdruck zeigte sich auf Timons Gesicht. »Du weißt ganz genau, wovon ich rede!«, zischte er und packte ihn am linken Oberarm.
    »Nein, weiß ich nicht«, beharrte Jona und schlug die Hand weg, die ihn festhalten wollte. Es bedurfte dazu eines kräftigen Schlages. »Und jetzt lass mich gefälligst in Ruhe, Timon ben Talmai!« Mit diesen Worten wandte er sich abrupt von ihm ab und wollte hinaus auf den Hof.
    Mit einem Satz war Timon bei ihm und verstellte ihm den Weg. »Ich rede von Tyrus!«, stieß er mit leiser, gepresster Stimme hervor. »Und ich rede davon, dass Berechja uns dort auf dem Sklavenmarkt verkaufen will! Er wird uns in Tyrus einen Priem durch das Ohr bohren, wie man es mit Sklaven macht, die bis zu ihrem Tod zur Knechtschaft verdammt sind! Und du weißt, dass es die Wahrheit ist! Also spiel nicht den Ahnungslosen! Damit hilfst du weder dir noch mir auch nur eine Furzlänge weiter!«
    Jona fühlte sich überrumpelt und wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Gern hätte er Vertrauen zu Timon gefasst. Aber die Angst, es womöglich mit einem Spitzel seines Herren zu tun zu haben, verschloss ihm den Mund. Wenn Vorteile winkten und das eigene Leben auf dem Spiel stand, fand sich immer ein Verräter aus den eigenen Reihen!
    Jona kam nicht mehr dazu, Timon eine ausweichende Antwort zu geben. Denn plötzlich tauchte Eljakim hinter Timon auf dem Hof auf und versetzte diesem einen derben Stoß zwischen die Schulterblätter.
    »Was habt ihr hier unten im Hof zu suchen?«, blaffte er sie an und ließ seinen stechenden Blick zwischen ihnen hin und her springen. »Habt ihr nicht gehört, dass ihr oben bei den anderen bleiben sollt?«
    Jona senkte scheinbar unterwürfig den Kopf und blickte zu Boden. In Wirklichkeit wollte er nicht, dass Eljakim die Verachtung und den brennenden Hass in seinen Augen sah, machte er doch den Aufseher für den Tod seines Vaters im vergangenen Jahr verantwortlich. »Ich hatte Durst und wollte nur den Krug am Brunnen auffüllen.«
    Eljakim stemmte die Fäuste in die Seite. »So, und dabei hast du dich im Hof verlaufen und bist dir mit diesem Burschen hier in die Haare geraten, ja?«, höhnte er.
    Timon mischte sich nun ein. Auch er hatte eine scheinbar demütige Haltung eingenommen. Mit hängenden Schultern und gebeugtem Rücken stand er vor ihm. »Ich dachte, er hätte noch was im Krug und wollte mich nicht trinken lassen«, log er mit mürrischem Tonfall. »Und wenn dieser Schwachkopf nicht so saublöde Bemerkungen gemacht hätte...«
    »Halt den Mund, Bursche!«, schnitt ihm Eljakim schroff das Wort ab. Er war in sichtlich gereizter Stimmung. Vermutlich weil Berechja es abgelehnt hatte, sich mit dem Händler aus Gaza auf einen Handel einzulassen, und weil ihm nun eine mindestens acht- bis neuntägige beschwerliche Reise nach Norden bevorstand. Und das bei der Hitze, die mit jedem Tag an glühender Kraft gewann. »Ich will nichts
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher