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Der Gefangene

Titel: Der Gefangene
Autoren: John Grisham
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sind die Kriminaltechniker oft völlig überlastet. Verfahren und Verhalten sind daher nicht immer professionell. Und in den Kleinstädten sind die Polizeibeamten häufig unzureichend ausgebildet und handeln nach Gutdünken. Mord und Vergewaltigung schockieren die Öffentlichkeit immer noch. Das Volk will Gerechtigkeit, und zwar schnell. Bürger und Geschworene vertrauen darauf, dass sich die offiziellen Stellen richtig verhalten. Tun sie es nicht, passiert so etwas wie bei Ron Williamson und Dennis Fritz.
    Oder wie bei Tommy Ward und Karl Fontenot. Beide sitzen eine lebenslange Freiheitsstrafe ab. Vielleicht wird Tommy eines Tages ein bedingter Straferlass gewährt. Karl steht diese Möglichkeit aufgrund einer Macke im Verfahren nicht offen. DNA-Tests können ihnen nicht helfen, weil es kein biologisches Beweismaterial gibt. Der oder die Mörder von Denice Haraway werden nie gefunden werden, zumindest nicht von der Polizei. Mehr über ihre Geschichte erfahren Sie unter www.wardandfontenot.com .
    Bei den Recherchen zu diesem Buch stieß ich auf zwei andere Fälle, die mit Ada zu tun haben. 1983 stand ein Mann namens Calvin Lee Scott in Pontotoc County wegen Vergewaltigung vor Gericht. Das Opfer war eine junge Witwe, die in ihrem Bett lag und schlief, als sie angegriffen wurde. Da ihr der Vergewaltiger ein Kissen auf das Gesicht drückte, konnte sie ihn nicht identifizieren. Ein Haarsachverständiger vom OSBI sagte aus, die beiden am Tatort gefundenen Schamhaare »stimmten mikroskopisch gesehen« mit Proben von Calvin Lee Scott »überein«. Obwohl dieser vehement seine Unschuld beteuerte, waren die Geschworenen anderer Ansicht. Er wurde zu einer Freiheitsstrafe von fünfundzwanzig Jahren verurteilt. Nachdem er zwanzig davon verbüßt hatte, wurde er entlassen. Als DNA-Tests 2003 seine Unschuld bewiesen, saß er bereits nicht mehr im Gefängnis.
    Ermittelt hatte in diesem Fall Dennis Smith. Der zuständige Bezirksstaatsanwalt war Bill Peterson gewesen.
    Weiterhin bekannte sich im Jahre 2001 Dennis Corvin, der frühere stellvertretende Polizeichef von Ada, vor einem Bundesgericht der Herstellung von und des Handels mit Methamphetamin schuldig und wanderte für sechs Jahre hinter Gitter. Wie Sie sich vielleicht erinnern, war Corvin der Polizist, den Glen Gore in seiner beeideten schriftlichen Erklärung etwa zwanzig Jahre nach den mutmaßlichen Drogengeschäften erwähnte.
    Ada ist eine schöne Stadt. Die Frage liegt auf der Hand: Wann wollen die braven Leute dort aufräumen?
    Vielleicht wenn sie es satthaben, für Fehler bei der Strafverfolgung zu bezahlen. In den vergangenen zwei Jahren hat die Stadt Ada die Grundsteuer zweimal erhöht, um die Rücklagen wieder aufzufüllen, die für den Vergleich mit Ron und Dennis verwendet worden waren. Blanker Hohn ist, dass diese Steuern von allen Grundstückseigentümern zu entrichten sind, auch von vielen Angehörigen der Familie von Debbie Carter.
    Wie viel Geld insgesamt verschwendet wird, lässt sich gar nicht errechnen. Der Bundesstaat Oklahoma gibt jedes Jahr fünfzigtausend Dollar für die Unterbringung jedes Gefangenen aus. Damit belaufen sich die Kosten für Ron auf sechshunderttausend Dollar, wobei die Zusatzausgaben für die Unterbringung im Todestrakt und die Behandlung in psychiatrischen Krankenhäusern gar nicht eingerechnet sind. Noch einmal dieselbe Summe ist für Dennis angefallen. Wenn man dann noch die Vergleichszahlungen berücksichtigt, braucht man nicht lange zu rechnen. In beiden Fällen wurden mit Sicherheit mehrere Millionen Dollar verschwendet.
    Dabei sind die Tausenden Stunden, die bei den Revisionsanwälten anfielen, die sich so engagiert für die Freiheit dieser Männer einsetzten, ebenso wenig eingerechnet wie die Zeit, die die Staatsanwälte damit verschwendeten, die Hinrichtung voranzutreiben. Jeder Dollar, der für ihre Strafverfolgung und Verteidigung ausgegeben wurde, stammte aus Steuergeldern.
    Dafür wurde an anderer Stelle gespart. Barney Ward erhielt für die Verteidigung von Ron ganze dreitausendsechshundert Dollar. Sie werden sich erinnern, dass Richter Jones seinen Antrag ablehnte, einen kriminaltechnischen Sachverständigen für die Prüfung der von der Anklage vorgelegten Beweise zu engagieren. Greg Saunders erhielt ebenfalls ein Honorar von dreitausendsechshundert Dollar. Mehr war dem Steuerzahler wohl nicht zuzumuten.
    Die finanzielle Verschwendung ist schlimm genug, aber wirklich verheerend sind die menschlichen Opfer. Rons geistige
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