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Der gefangene Stern

Der gefangene Stern

Titel: Der gefangene Stern
Autoren: Nora Roberts
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begann. Sie grub die Zähne in seine Schulter und spürte Adrenalin und so etwas wie Triumph durch ihre Adern rauschen, als er aufjaulte.
    Arme und Beine ineinander verknäuelt, rollten sie über den Boden und prallten gegen einen Beistelltisch. Eine blaue Schale mit Schokoladenbonbons zersprang auf dem Boden. Eine Scherbe drang in Jacks unverletzte Schulter, er fluchte erneut. Sie landete einen Schlag in sein Gesicht und einen zweiten in seine Nieren.
    Gerade hatte sie das Gefühl, dass sie ihn überwältigen konnte, als er sie herumwarf. Noch bevor sie Luft holen konnte, saß er bereits auf ihrem Rücken und verdrehte ihr die Arme.
    Nun bekam sie es zum ersten Mal wirklich mit der Angst zu tun.
    „Verdammt, ich kapier nicht, warum Sie den Kerl angeschossen haben, wenn Sie ihn genauso gut grün und blau hätten prügeln können“, murrte Jack. Er griff in seine Tasche auf der Suche nach den Handschellen und schimpfte leise, als er keine fand. Er hatte sie während des Kampfes verloren.
    Sie versuchte, sich aufzubäumen. Seit Big Betsy hatte er keinen solchen Kampf mit einer Frau mehr ausgetragen. Und die war ein einziger Muskelberg von einhundert Kilo gewesen.
    „Hören Sie, Sie machen doch alles nur schlimmer. Warum gehen Sie nicht einfach brav mit mir, bevor wir die Wohnung Ihres Freundes noch weiter verwüsten?“
    „Sie brechen mir das Kreuz, Sie Idiot“, stieß sie zwischen den Zähnen hervor. „Und außerdem ist das meine Wohnung. Wenn Sie versuchen, mich zu vergewaltigen, reiße ich Ihnen die Eier ab. Von Ihnen wird nichts übrig bleiben, was die Polizei aufsammeln könnte!“
    „Es ist nicht mein Stil, Frauen zu zwingen, Herzchen. Nur weil irgendein Buchhalter die Finger nicht von Ihnen lassen konnte, muss das nicht auch für mich gelten. Und die Polizei interessiert sich nicht für mich, sondern für Sie.“
    Sie versuchte, tief durchzuatmen, doch er drückte ihr die Luft ab. „Ich habe keine Ahnung, wovon zum Teufel Sie sprechen!“, fauchte sie.
    Er zog die Unterlagen aus seiner Tasche und schob sie ihr vors Gesicht. „M.J. O’Leary, gesucht wegen Körperverletzung und blablabla. Ralph ist wirklich enttäuscht von Ihnen, Süße. Er hat die Kaution für Sie gestellt, damit Sie erst mal nicht in den Knast müssen. Er konnte wirklich nicht ahnen, dass eine nette Frau wie Sie ihn so hängen lässt.“
    „Das ist doch Schwachsinn. Sie haben die Falsche erwischt. Für mich muss niemand eine Kaution stellen, ich bin noch nie wegen irgendetwas verhaftet worden. Und das hier ist meine Wohnung. Idiotische Bullen“, murrte sie und versuchte erneut, ihn abzuwerfen. „Rufen Sie doch ihren Sergeant an oder wen auch immer. Klären Sie das. Ich werde Sie in jedem Fall verklagen.“
    „Netter Versuch. Und natürlich haben Sie noch nie von einem George MacDonald gehört.“
    „Nein, habe ich nicht.“
    „Dann war es außerordentlich unhöflich von Ihnen, den Mann anzuschießen.“ Er ließ den Druck so weit nach, dass er ihr Gesicht nach oben drehen konnte. Sie hatte ihre Sonnenbrille verloren, und ihre Augen waren weder moosgrün noch smaragdgrün, sondern grün wie ein schattiger Fluss – und jetzt glühten sie geradezu vor Zorn.
    „Wissen Sie, Schwester, wenn Sie ‘ne heiße Affäre mit Ihrem Buchhalter haben, juckt mich das nicht. Wenn Sie ihn mit ‘ner Waffe bedrohen, ist mir das auch egal. Aber abhauen und andere Leute um ihr Geld bringen, so was geht mir wirklich auf den Zeiger!“
    Sie konnte jetzt etwas besser atmen, aber seine Hände schlossen sich noch immer wie Stahlbänder um ihre Handgelenke. „Ich habe eine Buchhalterin namens Holly Bergman und auf keinen Fall eine heiße Affäre mit ihr. Außerdem habe ich niemanden angeschossen und auch niemanden um sein Geld gebracht. Es gibt keine Kaution, weil gar keine Kaution verhängt wurde. Ich will jetzt sofort Ihren Ausweis sehen, Sie Schlaumeier.“
    Die hatte vielleicht Nerven, in ihrer Lage noch Forderungen zu stellen! „Mein Name ist Dakota, Jack Dakota. Ich sorge dafür, dass Leute wie Sie ihre Schulden zurückzahlen, wenn sie es nicht freiwillig tun.“
    Mit zusammengekniffenen Augen musterte sie sein Gesicht. Er sah aus wie direkt aus einem schlechten Western entstiegen. Ein Großmaul und Revolverheld.
    „Kopfgeldjäger also. Nun, hier gibt’s kein Kopfgeld, Sie Trottel.“ Es war also kein Überfall – die Angst, die ihr Herz umklammert hatte, verwandelte sich in blinde Wut. „Sie Mistkerl. Sie brechen hier ein, zerreißen mir die
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