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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao
Autoren: Pauline Gedge
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Zwei Länder zu überbringen, innige Wünsche für Leben, Gesundheit und Wohlstand.«
    Seqenenre nickte. »Wir bedanken uns. Bist du auf dem Weg nach Kusch, Chian?«
    Der Herold nippte zierlich an seinem Wein. »Nein, Fürst«, erklärte er. »Ich bin nur gekommen, weil ich dir die Grüße des Einzig-Einen und einen Brief bringen möchte.« Seqenenres Blick kreuzte sich mit Kamoses und wanderte weiter zu seiner Frau. Aahotep sah beflissen den Narrenpossen der Sperlinge im frischen Blattwerk der Bäume zu.
    Ein kurzes, verlegenes Schweigen legte sich über die Runde. Der Herold trank noch einen Schluck. Kamose putzte ein unsichtbares Staubkörnchen von der Dattel in seiner Hand und biss vorsichtig hinein. Seqenenre wollte gerade eine harmlose Bemerkung machen, wie es die guten Manieren erforderten, als ein Schatten auf ihn fiel, und als er sich umdrehte, standen Si-Amun und Aahmes-nofretari Hand in Hand hinter ihm. Er atmete tief und erleichtert auf. Das Paar verneigte sich lächelnd, küsste Aahotep, begrüßte Chian zuvorkommend und nahm auf einer Matte neben Kamose Platz.
    Nun kam die Rede auf allgemeine Themen wie die Aussichten für die diesjährige Aussaat, das neue Leben, das sich in den kostbaren Weinstöcken regte und die Anzahl der im Delta geborenen Kälber. Chian war ein begeisterter Landwirt und kümmerte sich persönlich um die Verwaltung seines eigenen kleinen Anwesens vor den Toren von Auaris, und die kleine Pause nach der Erwähnung des Briefes war vergessen. Langsam ging die Sonne im Westen unter und badete den Garten in dunkelgoldenes Licht, und die Fische in Seqenenres Teich stiegen zur Wasseroberfläche hoch, über der sich die Mücken in Schwärmen zu sammeln begannen. Uni verteilte Fliegenwedel, und sachtes Wedelgeräusch durchsetzte das Gespräch.
    Tani war die Letzte, kam, gefolgt von den japsenden und hechelnden Hunden, über den Rasen gelaufen. Behek sprang zu Seqenenre und legte den glatten Kopf in den Schoß seines Herrn. Seqenenre streichelte ihn zärtlich. »Tut mir Leid, dass ich so spät komme«, sagte Tani und griff nach dem Obst, während sie sich neben ihrer Mutter niederließ. »Aber die Hunde haben tüchtig Auslauf gebraucht. Ich bin mit ihnen bis zum Rand der Wüste gegangen und dann durch die Stadt zum Fluss, damit sie sich abkühlen konnten. Ist das ein schöner Tag gewesen!«
    Seqenenre winkte Tanis Leibwächter, und der pfiff und schüttelte die Hundeleinen, die er in der Hand hielt. Widerstrebend gehorchten die Hunde. Behek leckte Seqenenre die Hand, ehe er forttrabte. Aahotep erhob sich. »Es wird Zeit, dass du dich vor dem Essen frisch machst«, sagte sie zu Chian. »Uni wird dir die Gästegemächer zeigen und dich dann in den Empfangssaal führen. Deine Männer können mit unseren Dienern gehen. Tani, du kommst mit mir. Du musst dich tüchtig waschen.« Sie lächelte in die Runde, und Seqenenre musste über ihre Fassung staunen. Ihr Gesicht zeigte keinerlei Anspannung, ihre Gesten verrieten kein Zögern. Chian und seine Soldaten standen sofort auf, verbeugten sich und folgten dem Haushofmeister. Si-Amun legte Aahmes-nofretari betont den Arm um die Schultern.
    »Der ist mehr Bauer als Herold«, meinte er. »Und dabei wäre Unkrauthacken für einen Mann ohne Muskeln eine schöne Plackerei. Warum schickt uns der König solch eine niedrige Kreatur? Gewisslich steht uns ein Oberherold zu, oder? Was will er von uns?«
    Seqenenre wusste, sein Sohn machte Spaß, doch dem scherzhaften Ton war unterschwellig eine gewisse Kränkung anzumerken. Du hast zu viel von der falschen Art Stolz, Si-Amun, dachte er bei sich. Wenn du dich doch nur nicht so leicht an Kleinlichkeiten stören würdest, die weder deiner Männlichkeit noch deinem edlen Blut Abbruch tun, es sei denn, du lässt es zu. »Er hat einen weiteren Brief von Apophis mitgebracht«, sagte er. »Ich habe ihn noch nicht gelesen, und das möchte ich auch nicht auf nüchternen Magen.« Kamose trat zu seinem Vater.
    »Ewig diese Briefe, ewig alberne, krittelige Forderungen«, sagte er leise. »Das letzte Mal war es ein Befehl, mehr Gerste als Flachs anzubauen, wo doch schon alles nach einer reichlichen Gersteernte aussah, dann eine Aufforderung, die Zahl der Sandalen in unserem Haushalt anzugeben. Was für ein albernes Spiel spielt der König mit uns?«
    Seqenenre blickte starr auf die beschauliche Oberfläche des Teiches. Die Fische erzeugten friedliche Kreise, deren Ringe an die steinerne Umrandung plätscherten. Die Schatten
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