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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer
Autoren: Amy J. Fetzer
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Madame.« Ganz leicht tippte er ihr auf die Nase.
    Sie verdrehte die Augen. »Ich werde die Medien darauf ansetzen.«
    Medien? Ram formte das Wort unhörbar mit den Lippen, während er Dane, um eine Erklärung bittend, ansah, aber nichts als ein verwirrtes Schulterzucken zur Antwort erhielt. Tess lachte still und vergnügt in sich hinein, und Ram kam wieder auf den Gedanken, dass sie irgendeine geheime Macht besaß, zu der nur sie Zugang hatte. Dane schien das zu gefallen.
    »Ihr könnt Euch gleich einen anderen Beruf wählen, Captain O’Keefe, wenn das hier...«, er machte eine Geste, die die grell gestrichene Schaluppe umfasste, »Eure Vorstellung von einem Schiff ist, das der Revolutionären Marine angemessen sein soll.«
    Ram grinste teuflisch. »Habe sie Rothmere direkt vor der Nase weggeschnappt.«
    »Bist du sicher, dass er sie dir nicht mit Absicht überlassen hat?«, spöttelte Tess.
    »Das kann ich beweisen. Seht her!« Ramsey hob den verbundenen Finger wie ein Kind, das stolz seine neueste Wunde vorzeigt. »Mir deucht, ein Kuss würde die Heilung sicher beschleunigen«, sagte er neckend und warf ihr einen schelmischen Blick zu, wobei er mit den Augenbrauen zuckte.
    »Bist du sicher, dass er der Revolutionären Marine angehört?«, sagte sie zu Dane und deutete mit dem Daumen auf Ramsey.
    »Daran habe ich in der Tat bisweilen Zweifel, meine Liebe.« Dane lachte, und gegen die Reling gelehnt, beobachtete er das übermütige Spiel der beiden.
    Tess’ Stirn legte sich in Falten. »Wenn du hier bist, Ramsey, wer befehligt dann die Triton?«
    »Hat man nicht genau dafür seinen ersten Offizier, Mädchen?«
    »Oh, wie gut, das zu wissen!« Sie seufzte dramatisch in Richtung Dane, die silberfarbenen Augen verschmitzt leuchtend. »Und ich habe gedacht, du hättest es an eine falsche Stelle gebracht.«
    Ram verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie an eine falsche Stelle gebracht. Im Englischen ist das Schiff eine Sie«, berichtigte er.
    Ein verdrießlicher Ausdruck trat auf ihr Gesicht. »Genau wie es sich für einen männlichen Chauvinisten gehört: eine mit vierundzwanzig Geschützen bestückte Fregatte als weiblich zu betrachten.«
    Verwirrt starrte er sie an. »Ein männlicher Chau-vi-nist? Was meinst du damit?«
    Der Wind fuhr ihr ins Haar, und sie strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. »Solltest du eigentlich wissen. Das ist ein Mann, der mehr oder weniger mit seinem ... denkt.« Sie machte eine Bewegung in Richtung auf seine Bundhosen.
    Ram lachte leise auf, aber Dane starrte sie mit äußerstem Entsetzen an. »Tess Renfrew Blackwell!«
    »Ich weiß. Heiliger Strohsack, Weib, Ihr seid ein kühnes Frauenzimmer«, äffte sie mit tiefer Stimme einen Mann nach. »Aber Ihr liebt es, mein Pirat!« Sie küsste ihn, hart und schnell, und warf dann von der Seite einen Blick auf Ram. »Triton ist der Name eines Mannes«, forderte sie ihn heraus.
    »Gewiss, ihr Name ist eigentlich Tritons Wille, Mädchen. Es ist der Wille, der Verführung durch die Sirene zu widerstehen, die nun ganz bestimmt weiblich ist.« Mit strahlendem Gesicht baute er sich vor ihr auf und bewunderte sie insgeheim für ihre Schlagfertigkeit.
    »So bin ich nun berichtigt worden und stehe voller Demut ganz zu Euren Diensten«, sagte sie, doch sie sah ganz und gar nicht danach aus.
    »Es wird ein schlimmer Tag in der Hölle werden«, murmelte Dane. Als ihn ihr Ellbogen in die Rippen traf, stieß er ein Uff aus.
    »Sie wird sich später mit uns treffen«, sagte Ram halblaut zu seinem Vorgesetzten. »Wird dann mit Ladung aus Phillips Lager davonsegeln.« Er zwinkerte Tess zu. Sie waren sich alle drei klar darüber, welchen Anteil sie an diesem Erfolg hatte.
    »Schade nur, dass er keine Farben in seinen Kisten hatte.« Tess sah sich um. »Denn diese Wanne hier ist ja ziemlich tuntig angemalt.«
    Dane ließ Daumen und Zeigefinger über einen imaginären Schnurrbart gleiten und unterdrückte ein Lächeln. »Sei nachsichtig, Tess. Das Schiff bringt uns hier heraus.« Und zu Ramsey gewandt, fuhr er fort. »Es - oder sie - ist deine Seebeute. Du kannst sie behalten.«
    »Teufel auch, nein!«, stieß er schroff hervor, abgestoßen von der Schaluppe mit den lächerlich blauweiß gestreiften Segeln. Es juckte ihm in den Fingern, sie eigenhändig zu versenken. Und das würde er auch tun.
    »Weißt du, O’Keefe«, sagte Tess philosophisch, »ich hatte es beinahe erwartet, dich durch eines der Fenster dahinten hereinkommen zu sehen.« Sie lehnte
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