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Der Frauenkrieg (German Edition)

Der Frauenkrieg (German Edition)

Titel: Der Frauenkrieg (German Edition)
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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er kommt wie einer, der des Vorzugs seiner Rechte sicher ist. Der andere ist der eines jungen Mannes, von sechs- bis achtundzwanzig Jahren. Dieser ist, muß ich gestehen, etwas schüchterner und hat ganz das Aussehen einer gefolterten Seele. Ich wollte auch wetten, es ist der des zweiten Gatten.«
    »Um welche Zeit sollt Ihr dem Befehle gemäß das Abendessen heute liefern?« – »Um acht Uhr.«
    »Es ist halb acht,« sagte der junge Mann, eine sehr schöne Uhr, die er bereits wiederholt befragt hatte, aus seiner Tasche ziehend. »Ihr habt also keine Zeit zu verlieren.«
    Nachdem noch der Jüngling den Wirt wegen seiner eigenen Mahlzeit, die ihm wenig am herzen liege, beruhigt hatte, entfernte sich Biscarros.
    »Ah, nun begreife ich alles,« sagte der junge Mann zu sich selbst und nahm neugierig wieder seinen Posten am Fenster ein. »Die junge Name erwartete irgend, einen, der von Libourne kommen muß, und die Männer im Gehölz wollen mit ihn anbinden, ehe er Zeit gehabt hat, an die Tür zu klopfen.«
    In derselben Minute und wie um die Worte des scharfsichtigen Beobachters zu rechtfertigen, ließ sich der Tritt eines Pferdes auf der Linken vernehmen. Rasch wie der Blitz prüfte das Auge des jungen Mannes das Gehölz, und er glaubte trotz der Dunkelheit aus der heftigen Bewegung der Zweige die Aufregung der dort Harrenden zu erkennen und den harten Klang vom Spannen einer Muskete zu vernehmen. Da wandte er sich rasch nach der Seite von Libourne und sah einen jungen Menschen mit heiterer Siegermiene, den Arm in der Hüfte, herantraben, dessen kurzer, mit weißem Atlas gefütterter Mantel anmutig die rechte Schulter freiließ. Vorn erschien dieses Gesicht voll Eleganz, voll weicher Poesie und freudigen Stolzes; in der Nähe zeigte es seine Linien, einen belebten Teint, glühende. Augen, einen durch die Gewohnheit des Lächelns halb geöffneten Mund, einen zarten schwarzen Schnurrbart und kleine weiße Zähne. Ein triumphierendes Schwingen der Reitpeitsche, ein kurzes Pfeifen, wie es damals modern war, ließ in dem Ankömmling einen vollendeten Kavalier nach den am, französischen Hofe bestehenden Ritterschaftsgesetzen erkennen.
    Fünfzig Schritte hinter ihm kam ein anmaßender und aufgeblasener Lakai, der einen nicht minder ausgezeichneten Rang unter den Bedienten, wie sein Herr unter den Edelleuten einzunehmen schien.
    Der schöne Jüngling konnte sich beim Gedanken an die vorstehende Gewalttat eines Bebens nicht erwehren und rief, einer raschen Aufwallung nachgebend, dem schönen Reisenden zu: »Hollah! mein Herr, haltet an, bitte, denn ich habe Euch etwas Wichtiges mitzuteilen.«
    Bei dieser Stimme und bei diesen Worten hob der Reiter den Kopf empor und hielt, als er den jungen Mann am Fenster sah, sein Pferd mit einer Handbewegung an, die dem besten Stallmeister Ehre gemacht hätte.
    »Haltet Euer Pferd nicht an, mein Herr,« fuhr der junge Mann fort, »nähert Euch mir im Gegenteil, als ob es ohne besondere Absicht geschähe und wie wenn Ihr mich kenntet.«
    Der Reisende zögerte einen Augenblick; als er aber an der Miene dessen, der zu ihm sprach, wahrnahm, daß er es mit einem jungen Edelmann von guter Haltung und schönem Antlitz zu tun hatte, nahm er den Hut in die Hand und ritt lächelnd vor.
    »Hier bin ich zu Euern Diensten, mein Herr,« sagte er, »was steht zu Befehl?«
    Mit wenigen Worten teilte der Jüngling dem Kavalier seine Mitteilungen mit, und dieser wußte auch sofort, wer der Anführer im Gehölz war, der mit seinen Stock- und Musketenträgern seiner harrte. Er forderte seinen jungen Warner auf, ihm mit dem Degen in der Hand, gegen seine Widersacher zu Hilfe zu kommen, und ließ sich, nachdem jener die Einladung fast mit Schrecken zurückgewiesen hatte, nur durch den Hinweis, daß es sich um die Ehre einer Frau handle, abhalten, allein den Strauß zu wagen.
    »Ihr habt recht,« sagte hierauf der Reiter, »obgleich es sich bei diesem Verhältnis nicht gerade um die Ehre, sondern um das Glück handelt. Castorin, mein Freund,« fuhr er, sich an seinen Lakaien wendend, fort, »wir gehen für den Augenblick nicht weiter.«
    »Wie!« rief Castorin, in seinen Hoffnungen ebensosehr getäuscht, wie sein Gebieter, »was sagte der gnädige Herr?«
    »Ich sage, Mademoiselle Francinette wird diesen Abend des Glücks dich zu sehen beraubt sein, weil wir die Nacht im Gasthof zum Goldenen Kalb zubringen. Gehe also hinein, bestelle ein Abendessen und laß mir ein Bett bereiten.«
    Sodann stieg der Reiter ab,
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