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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht
Autoren: Janny Wurts
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können.«
    »Geld«, brachte Dakar zwischen seinen erbärmlichen Bemühungen, Luft in seine Lungen zu saugen, hervor. »Die Kriege spielen uns ehrbaren Händlern übel mit. Die Waffenschmiede fordern ihre Bezahlung, und Juwelen werden als Steuern requiriert.«
    Keldmar entblößte seine Zähne. Vor den tiefen Schatten des Innenhofes traf ein Lichtstrahl auf seinen ruhelosen Stahl, der aufleuchtete wie ein verirrter Blitz. »Du würdest wohl nichts gegen ein bißchen Frieden einzuwenden haben.« Seine Stimme klang spöttisch. »Nun, welcher Statthalter diesen Spion auch geschickt hat, er hat sich damit einen kolossalen, blutigen Kampf erkauft.«
    Mearn stocherte beunruhigend in Dakars Rücken herum. »Bei Ath, du solltest wahrhaftig lieber laufen, statt zu plaudern. Oder wir werden die stinkende Ratte überhaupt nicht mehr erwischen.«
    Der Gefangene mußte erst wieder zu Atem kommen. Unfähig, den großen Schritten der langen s’Brydion-Beine zu folgen, hing er in seinen Fesseln wie eine Flunder an der Angelschnur. Eine Melkerin, bewaffnet mit Kübeln und Seihern, sprang widerwillig aus dem Weg. Bransian trampelte mitten durch eine Schar freilaufender Hühner und veranlaßte sie dazu, unter großem Gezeter davonzufliegen. Federn flogen durch die Luft wie Laub auf einer Windströmung. Dakar, rot-blau angelaufen, atmete ein und nieste. Das verdammte rote Wams erstickte ihn, schnürte ihn von den Achselhöhlen bis zur Leistengegend ein, bis sich seine Eingeweide schließlich anfühlten, als wären sie in einen Faßreifen eingezwängt worden. Hätte Mearn auch nur eine Spur des Mitgefühls aufgebracht, so hätte er sein Messer dazu benutzt, den rückwärtigen Saum aufzutrennen und den Mann so von seinem übermäßigen Leiden zu befreien.
    Doch kein s’Brydion würde jemals Verzögerungen in Kauf nehmen, solange das Geheimnis ihrer Waffenkammer auf dem Spiel stand.
    Die Wehranlage, die der Lagerung der Waffen diente, ragte bedrohlich über einer dornenbewehrten Ummauerung auf, und die flechtenbewachsenen Zinnen kerbten sich in den blauen Himmel hinein. Keuchend und kraftlos befürchtete Dakar, daß die Strapazen ihn umbringen würden, lange bevor es seinen Peinigern möglich wäre, ihn dort hinaufzubefördern. Selbst Bransians Bullenmuskeln dürften der Mühe kaum gewachsen sein, ihn wie ein Stück totes Fleisch die Treppen heraufzuschleppen. Fest entschlossen, eine Ohnmacht vorzutäuschen, um sich eine Pause zu verschaffen und sofort zu verschwinden, wenn sie ihn erst zurückgelassen hätten, sank Dakar, kläglich stöhnend, in die Knie.
    Zwei Paar Hände klinkten sich wie Fleischhaken in seine Achselhöhlen und schleuderten ihn mit einem heftigen Ruck voran; offensichtlich fiel es Parrien und Keldmar nicht schwer, ihr dauerndes Gezänk zu vergessen, wurden sie mit einer angemessenen Provokation von dritter Seite konfrontiert.
    Während ein Kutscher, der eine Ladung Bierfässer zum Markt transportieren wollte, sein Maultiergespann zur Seite zerrte, um im letzten Augenblick einem Zusammenstoß auszuweichen, stieß Mearn über das Klappern der Hufe hinweg ein frostiges Gelächter aus. »Warum kommt es mir wohl so vor, als wäre dieser Gimpel, den wir uns da eingefangen haben, nicht besonders erfreut darüber, uns zu begleiten?«
    Niemand antwortete. Die Zähne in seinem Elend fest zusammengebissen, stürzte Dakar Hals über Kopf über den widerlichen Abfluß aus der Straße der Metzger hinweg und wand sich durch das Durcheinander loser Ziegel, die ihm neben geprellten Schienbeinen auch das Wutgeheul erzürnter Maurer einbrachten, als jene knöcheltief im Mörtel aus einem umgestürzten Schubkarren versanken. Zornig wünschte der Wahnsinnige Prophet Arithon s’Ffalenn die übelsten Seiten des s’Brydion-Temperaments an den Hals.
    Vor ihnen, mit einem Gebrüll, das Steine zu zersplittern imstande wäre, befragte Herzog Bransian die Wachen neben der oberen Rundbogentür. Nur wenig interessiert folgte Dakar ihren nachdrücklichen Absagen. »Wir haben nichts gesehen, Euer Lordschaft Herzog. Während unserer Wache ist kein Eindringling vorbeigekommen.«
    Erst vier Blicke, anklagend genug, einem Mann bei lebendigem Leibe die Haut abzuziehen, und ein Messer brachten Dakars Wirrkopf wieder zu Verstand. »Der Spion ist ein Zauberer«, stieß er keuchend hervor. »Er wird schon Möglichkeiten haben, ungesehen hineinzugelangen.«
    »Vorbei an sechs Wachen und durch zwölf verschlossene Tore?« Bransians Brauen rückten in einem
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