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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen
Autoren: Barbara Wood
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verpacken, wie es die Mönche
vom Toten Meer getan hatten – seine Aufzeichnungen als Lektüre für seinen Sohn?
    Und dann dieser absonderliche
Fluch! Die Rollen mußten etwas Wichtiges enthalten, wenn der alte David so weit
gegangen war, um sie zu schützen.
    Ben unterbrach seine
Spekulationen und konzentrierte seine Gedanken wieder auf den Fund selbst. Er
wußte aus Erfahrung, daß es nicht lange dauern würde, bis die Nachricht davon
durchsickerte, und war dies einmal geschehen, dann würde die Welt den Atem
anhalten. Der Medienrummel wäre schwindelerregend. Sein Name, Dr. Benjamin
Messer, würde untrennbar mit der Entdeckung verbunden, und er fände sich
plötzlich in dem Rampenlicht wieder, von dem er so oft geträumt hatte. Er würde
Bücher veröffentlichen, im Fernsehen interviewt werden und Vortragsreisen
durchs ganze Land unternehmen. Er fände Ansehen, Ruhm und Anerkennung und… Im
knisternden Feuer schlugen die Flammen hoch und tauchten das Zimmer für einen
Moment in hellen Schein. Irgendwo, ganz nahe, hörte er ein sanftes Atmen. Ben
spürte, wie sein Gesicht sich zunehmend erhitzte, sei es nun von dem Feuer im
Kamin oder von seiner inneren Erregung. Er wurde langsam müde und dachte an die
Briefe, die John Weatherby ihm geschrieben hatte.
    Den ersten hatte er vor zehn
Wochen erhalten. Darin hatte ihn Weatherby nur kurz von einer »bemerkenswerten
Entdeckung« unterrichtet.
    Ben erinnerte sich, wie er
damals geglaubt hatte, daß Weatherby offenbar eine Synagoge aus dem zweiten
Jahrhundert gefunden hatte. Doch dann war dieser Anruf aus Jerusalem gekommen,
bei dem John Weatherbys Stimme klang, als hätte er sich einen Eimer über den
Kopf gestülpt. Er sprach von einem Versteck mit Schriftrollen, auf das er
gestoßen sei, und kündigte an, daß er Ben mit ihrer Übersetzung und zeitlichen
Zuordnung betrauen wolle. Das war vor zwei Monaten gewesen.
    Die nächste Mitteilung war
vier Wochen später in Form eines langen Briefes gekommen. Ein
»Ausgrabungsbericht« in zeitlich genauer Abfolge von ihrem Beginn bis zum Fund
der Schriftrollen; eine ausführliche Schilderung der Ausgrabungsstätte,
insbesondere von Niveau VI; eine Liste von Gegenständen, die man neben den
Tonkrügen gefunden hatte – Haushaltsgegenstände, Münzen, Tonscherben – und dann
noch eine Beschreibung der Tonkrüge und der Schriftrollen selbst.
    Als nächstes war ihm ein
dreiseitiger Bericht über den Befund des Instituts für Nuklearforschung an der
Universität Chicago zugegangen, die Ergebnisse der Radiokarbontests und eine
Festsetzung des Alters der Münzen auf siebzig nach Christus. Doch letztendlich
waren die Wissenschaftler lediglich imstande gewesen, auf das breite Spektrum
von dreihundert Jahren hinzuweisen, und hatten es auch nicht näher eingrenzen
können.
    Aus diesem Grund waren die
Ablichtungen der Rollen an Ben Messer geschickt worden. Um genauer zu
bestimmen, in welchem Jahr sie geschrieben worden waren und was sie aussagten.
»Ben?«
    »Hm?« Er öffnete langsam die
Augen.
    »Schläfst du ein?« Angies
Stimme klang sanft und einschmeichelnd.
    »Ich denke nur nach…«
    »Worüber?«
    »Oh…« Ben seufzte. Er spürte
ein plötzliches Hochgefühl. »Mir ist da gerade etwas eingefallen. Etwas, woran
ich bisher noch gar nicht gedacht hatte.«
    »Was ist es?«
    »Daß Davids Vater denselben
Namen trug wie mein Vater.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Das ist in seinem Namen,
David Ben Jona, enthalten. ›Ben‹ bedeutet in Aramäisch ›Sohn des‹. Also hieß
sein Vater Jona. Und zufälligerweise war Jona auch der Name meines Vaters…«
    Allmählich spürte Benjamin
Messer die Wirkung des Weines. Aus irgendeinem Grund schienen die Rollen
plötzlich noch wichtiger als vorher. Dabei hatte er doch erst damit begonnen,
sie zu lesen. »Meinst du, daß es noch mehr davon gibt?«
    »Das hoffe ich. Ich bete zu
Gott, daß es so ist.« Angie sah ihn von der Seite an. »Das wäre mir völlig neu,
daß du wüßtest, wie man betet, Ben.«
    »Schon gut, das reicht.« Sie
hatte ihn oft damit aufgezogen, daß er der frömmste Atheist sei, den sie kenne.
Er, Benjamin Messer, der Sohn eines Rabbiners.
    Sie schmiegten sich im
Halbdunkel des Kaminfeuers aneinander. Angie war emotional vielleicht etwas
zurückhaltend, doch ihre sexuellen Wünsche konnte sie durchaus ausdrücken.
    »Vergiß die Vergangenheit«,
hauchte sie Ben ins Ohr, »komm zurück in die Gegenwart. Komm zurück zu mir.«
    Sie machten sich nicht die
Mühe, ins
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