Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg

Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg

Titel: Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg
Autoren: Joe Haldeman
Vom Netzwerk:
Sie kroch zu mir unter die Decke. Sie war warm und leidlich weich.
    Ich tätschelte ihr in brüderlicher Art die Hüfte. »Nacht, Rogers.«
    Sie erwiderte die Geste pointierter. »Gute Nacht, Hengst.«
    Warum kriegt man immer die Müden, wenn man bereit ist, und die Scharfen, wenn man müde ist? Ich beugte mich dem Unvermeidlichen.

2
    »Los, los, legt euch ein bißchen mehr ins Zeug, Herrschaften! Wo bleiben die Träger? Bewegung, ihr Lahmärsche!«
    In der Nacht war eine Warmfront gekommen, und der Schneefall hatte sich in Graupelregen verwandelt. Der Permaplast-Träger wog zweihundertfünfzig Kilo und war schwierig zu manövrieren, selbst wenn er nicht mit Eis überzogen war. Wir waren zu viert, zwei an jedem Ende, und trugen den Plastikträger mit Schultern und Händen. Unsere Finger waren vor Kälte gefühllos. Rogers war meine Partnerin.
    »Vorsicht!« schrie einer hinter mir, was nur bedeuten konnte, daß er den Halt verlor. Der Träger war zwar nicht aus Stahl, doch schwer genug, einem den Fuß zu brechen. Alle ließen los und sprangen zur Seite. Der Träger bespritzte uns von oben bis unten mit Schneematsch und Schlamm.
    »Gottverdammich, Petrow!« sagte Rogers. »Warum hast du dich nicht zum Roten Kreuz gemeldet? So schwer ist das verfluchte Ding nun auch nicht!« Die meisten Mädchen waren in ihrer Ausdrucksweise etwas weniger direkt; Rogers war ein wenig burschikos.
    »Was ist denn, wo bleibt der Träger? Schlafen könnt ihr heute abend! Die Leute mit dem Kleber hierher!«
    Unsere zwei Kleber rannten mit schaukelnden Eimern durch den Schneematsch. Einer der beiden am anderen Ende des Trägers nickte mir zu. »Los, weiter, Mandella. Ich friere mir hier die Eier ab.«
    »Ich auch«, sagte das Mädchen mit mehr Gefühl als Logik.
    »Eins – zwei – hoch!« Wir brachten das Ding wieder auf die Schultern und wankten auf die Brücke zu. Sie war ungefähr zu drei Vierteln fertig. Der zweite Zug schien drauf und dran, uns zu schlagen. Mir wäre es gleich gewesen, aber derjenige Zug, der seine Brücke zuerst fertigstellte, durfte mit den Lastwagen zurückfahren. Die anderen mußten sechs Kilometer durch Graupelregen und aufgeweichten Schnee marschieren, ohne Ruhepause vor der Essenszeit.
    Wir brachten den Träger an Ort und Stelle, ließen ihn mit Getöse fallen und befestigten ihn mit Klammern an den Querverstrebungen. Ehe wir damit fertig waren, klatschte einer der Eimerträger mit breitem Spachtel Kunstharzkleber auf die Oberfläche, während sein Partner auf der anderen Seite den zweiten Längsträger erwartete. Die Bodenverleger standen unterdessen am Fuß der Brücke, jeder eine leichte, vorgespannte Permaplast-Platte wie einen Schirm über dem Kopf. Sie waren trocken und sauber. Ich fragte mich laut, womit sie das verdient hätten, und Rogers wartete mit einigen interessanten, aber unwahrscheinlichen Möglichkeiten auf.
    Wir gingen zurück, den nächsten Träger zu holen, als der aufsichtführende Unteroffizier (ein Mann namens Dougelstein, den wir ›Alsogut‹ nannten) in die Trillerpfeife stieß und brüllte: »Also gut, Leute, zehn Minuten. Raucht eine, wenn ihr sie habt.« Er griff in die Tasche und betätigte den Monitor, der über Funkimpulse die Heizung unserer Arbeitsanzüge einschaltete.
    Rogers und ich setzten uns auf unser Ende des Trägers, und ich zog meine Schachtel mit Gras hervor. Ich hatte viele Joints, aber es war verboten, vor dem Abendessen welche zu rauchen. Der einzige Tabak, den ich hatte, war ein Zigarrenstummel von ungefähr sieben Zentimetern Länge. Ich zündete ihn an, und nachdem ich ein paarmal daran gepafft hatte, fand ich ihn nicht allzu schlecht. Auch Rogers tat zur Geselligkeit einen Zug davon, machte aber ein angewidertes Gesicht und gab ihn zurück.
    »Warst du noch in der Ausbildung, als du eingezogen wurdest?« fragte sie.
    »Ja. Hatte gerade das erste Staatsexamen in Physik hinter mir. Wollte Lehrer werden.«
    Sie nickte verständnisvoll. »Ich hatte Biologie belegt …«
    »Kein Wunder«, sagte ich und wich geschickt einer Handvoll Schneematsch aus. »Wie weit?«
    »Sechs Jahre, Bakkalaureat und Praktikum.« Sie fuhr mit dem Stiefel im Dreck hin und her, bis ein kleiner Wall aus Schlamm und Schneematsch entstand, der die Beschaffenheit von gefrierender Eismilch hatte. »Warum zum Teufel mußte das passieren?«
    Ich zuckte die Achseln. Sie verlangte nicht nach einer Antwort, schon gar nicht nach jener, die uns von der UNAS gegeben wurde: Die geistige und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher