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Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht

Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht

Titel: Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht
Autoren: Michael Moorcock
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Schulter des großen, hageren Mannes mit der Krone aus Eisen und Diamant. König Rigenos.
    Sie standen vor einer leeren Plattform aus Quartz und Gold. Auf einem Kissen aus Staub ruhte ein langes Schwert, das sie nicht zu berühren wagten. Sie wagten auch nicht, ihm zu nahe zu kommen, denn es gab eine Strahlung ab, die sie töten konnte.
    Es war ein Grabmal, in dem sie standen.
    Das Grabmal von Erekose. Mein Grab.
    Ich bewegte mich auf die Plattform zu, schwebte darüber.
    Vor Jahrhunderten war mein Körper dort niedergelegt worden. Ich blickte auf das Schwert, das für mich keine Gefahr bedeutete, aber wegen meiner Fesseln war es mir unmöglich, danach zu greifen. Es war nur mein Geist, der diesen dunklen Ort bewohnte - aber der Geist meines vollständigen Ichs, nicht mehr nur der kleine Teil, der seit Tausenden von Jahren in diesem Grab gewartet hatte. Dieser kleine Teil hatte König Rigenos gehört und John Daker befähigt, ihn zu hören, zu ihm zu kommen, sich mit ihm zu vereinen.
    »Erekose!« rief der König und suchte mit seinen Augen die Dunkelheit zu durchdringen, als hätte er mich gesehen. »Erekose! Wir beten.«
    Dann erfuhr ich den furchtbaren Schmerz, wie ihn, so vermutete ich, auch eine Frau in den Wehen erlebt. Ein Schmerz, der ewig schien und doch seine eigene Linderung war. Ich schrie und wand mich in der Dunkelheit über ihnen. Furchtbare Krämpfe der Qual -aber einer sinnerfüllten Qual - , dem Sinn der Schöpfung.
    Ich schrie. Aber es lag Freude in meinem Schrei.
    Ich stöhnte. Aber voller Triumph.
    Ich wurde schwer, und ich taumelte. Ich wurde schwerer und schwerer und ich keuchte, streckte meine Arme aus, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Ich hatte Fleisch, und ich hatte Muskeln, und ich hatte Blut, und ich hatte Kraft. Die Kraft durchströmte mich, und ich holte tief Atem und berührte meinen Körper. Es war ein starker Körper, groß und makellos.
    Ich blickte auf. Lebendig stand ich vor ihnen. Ich war ihr Gott, und ich war zurückgekehrt.
    »Ich bin gekommen«, sagte ich. »Ich bin hier, König Rigenos. Ich habe nichts von Bedeutung hinter mir gelassen, aber trage Sorge, daß ich den Tausch nicht bereue.«
    »Du wirst es nicht bereuen, Held.« Er war bleich, erschöpft, aber er lächelte. Ich blickte auf Iolinda, die ehrerbietig die Augen gesenkt hatte, aber dann, scheinbar gegen ihren Willen, hob sie den Kopf, um mich zu betrachten. Ich wandte mich zu der Plattform zu meiner Rechten.
    »Mein Schwert«, sagte ich und griff danach.
    Ich hörte König Rigenos zufrieden seufzen.
    »Nun sind sie zum Untergang verdammt, die Hunde«, flüsterte er.

II
    DER HELD IST ZURÜCKGEKEHRT
    Eine Scheide für das Schwert war schon vor Tagen angefertigt worden. König Rigenos ging, um sie zu holen und ließ mich mit seiner Tochter allein.
    Nun, da ich hier war, dachte ich nicht daran, nach dem ›Wie‹ oder ›Warum‹ zu fragen. Auch ihr schien es nicht wichtig zu sein. Ich war da. Es mußte so sein.
    Wir betrachteten einander schweigend, bis der König mit der Schwerthülle zurückkehrte.
    »Dies wird uns vor dem Gift Eures Schwertes beschützen«, sagte er.
    Er hielt sie mir entgegen, und einen Augenblick lang zögerte ich, bis ich meine Hand ausstreckte und danach griff.
    Der König runzelte die Stirn und blickte zu Boden. Dann kreuzte er die Arme über der Brust.
    Ich hielt die Scheide in beiden Händen. Sie schimmerte milchig wie altes Glas, aber das Metall war mir - oder vielmehr John Daker -unbekannt. Es war leicht, biegsam und fest.
    Ich drehte mich um und hob das Schwert auf. Der Griff war mit Golddraht umwunden und bebte unter meiner Berührung. Den Knauf bildete eine Kugel aus dunklem Onyx, das Heft war aus Silber und schwarzem Onyx gearbeitet. Die Klinge war lang, gerade und scharf, aber sie funkelte nicht wie Stahl. Statt dessen erinnerte die Farbe an Blei.
    Das Schwert war wunderbar ausgewogen, und ich schwang es durch die Luft und lachte laut, und es schien mit mir zu lachen.
    »Erekose! Nicht!« rief König Rigenos erregt. »Bergt es in der Scheide! Die Strahlung bedeutet für jeden außer Euch den Tod!«
    Ich mochte die Waffe nicht aus der Hand legen. Sie weckte eine dunkle Erinnerung.
    »Erekose! Bitte! Ich flehe Euch an!« Iolindas Stimme enthielt dieselbe Furcht, wie die ihres Vaters. »Verhülle das Schwert!«
    Widerstrebend schob ich das Schwert in die Scheide. Warum war ich der einzige, der das Schwert tragen konnte, ohne von seiner Strahlung geschädigt zu werden?
    War es so,
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