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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt
Autoren: Katherine McLean
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Krebs­krank­hei­ten ein. Es gibt ei­ne Men­ge Selbst­mor­de und noch mehr Bit­ten um Hil­fe bei aku­ter Selbst­mord­ge­fähr­dung. Du hast recht. Die gan­ze Stadt ist aus dem Häus­chen.“
    Er mar­schier­te über die 42. Stra­ße auf die Sixth Ave­nue zu und ging da­bei sehr schnell. „Brau­che zu­sätz­li­che Un­ter­stüt­zung. Ver­su­che ei­ne an­de­re Me­tho­de.“ Ein Hän­ge­schild, auf dem ZI­GEU­NER-TEE­STU­BE stand, gab be­kannt, daß man hier ori­en­ta­li­schen Tee, exo­ti­sches Ge­bäck be­kam und sich die per­sön­li­che Zu­kunft aus der Hand le­sen las­sen konn­te. Ah­med bahn­te sich einen Weg durch die Schwing­tür und eil­te ei­ne sich be­we­gen­de Roll­trep­pe hin­auf, wo­bei er je­des­mal zwei Stu­fen mit ei­nem Schritt nahm. Ich war di­rekt hin­ter ihm. Wir ka­men mit­ten in ei­nem großen Re­stau­rant her­aus, das ei­ne nied­ri­ge De­cke hat­te und mit klei­nen Ti­schen und zier­li­chen Stüh­len aus­ge­stat­tet war.
    Vier al­te Da­men sa­ßen um einen Tisch her­um, knab­ber­ten Ge­bäck und un­ter­hiel­ten sich. Ein Ge­schäfts­mann saß an ei­nem Tisch in der Nä­he des Fens­ters und las das Wall Street Jour­nal. Die jün­ge­ren Stu­den­ten sa­ßen ge­gen ei­ne Glas­fens­ter­wand ge­lehnt und sa­hen auf das Men­schen­ge­wim­mel der 42. Stra­ße hin­ab. In ei­ner Ecke saß ei­ne di­cke Frau an ei­nem Tisch und hielt sich ein Ma­ga­zin vor das Ge­sicht. Sie ließ es sin­ken und sah uns über den Rand hin­weg an. Die vier al­ten Da­men hör­ten auf zu re­den, und der Ge­schäfts­mann fal­te­te das Wall Street Jour­nal zu­sam­men und leg­te es bei­sei­te, als sei­en Ah­med und ich zwei Ku­rie­re mit schlech­ten Nach­rich­ten. Sie wa­ren al­le in ei­ner mi­se­ra­blen, ner­vö­sen Stim­mung; in der glei­chen Stim­mung, in der auch ich ge­we­sen war. Sie er­war­te­ten das Schlimms­te.
    Ah­med schlän­gel­te sich durch die Tisch­rei­hen auf den Eck­tisch zu, an dem die di­cke Frau saß. Sie leg­te das Ma­ga­zin auf den Ne­ben­tisch, als wir auf sie zu­ka­men. Sie hat­te ein run­des Ge­sicht vol­ler Lach­fält­chen. Sie nick­te und lä­chel­te mir zu, aber Ah­med nicht. Statt des­sen sah sie ihm di­rekt in die Au­gen, als er vor ihr Platz nahm.
    Er beug­te sich über den Tisch. „In Ord­nung, Bes­sie, du fühlst es al­so auch. Hast du her­aus­be­kom­men, wer es ist?“
    Die Frau ant­wor­te­te mit lei­ser, aber fes­ter Stim­me, als fürch­te sie sich, zu laut zu spre­chen. „Ges­tern ha­be ich es ei­ne Zeit­lang ge­spürt, Ah­med. Ich ha­be ver­sucht, die Tee­blät­ter zu be­nut­zen, um die Ret­tungs­bri­ga­de auf ei­ne Spur zu brin­gen, aber sie spür­te nur und dach­te nicht. Heu­te – vor ei­ner Stun­de – wur­de es laut und ab­scheu­lich, aber das Nach­for­schen und Ver­stär­ken in so vie­len Leu­ten mit schlech­ter Lau­ne, die ängst­lich sind und sich al­le paar Mi­nu­ten an­de­re Grün­de aus­den­ken, warum sie sich so füh­len …“ Sie mach­te ei­ne Pau­se, und ich wuß­te, was sie zu be­schrei­ben ver­such­te. Wenn man es zu be­schrei­ben ver­sucht, wird es nur noch ver­wirr­ter. Man fühlt sich dann so … so … in ei­ner Fal­le … ster­bend, ver­ges­sen … ver­lo­ren.
    Sie sprach nun noch lei­ser. Ihr run­des Ge­sicht drück­te Be­sorg­nis aus. „Das Ge­fühl ei­nes schlech­ten Traums ist im­mer noch da, Ah­med. Ich fra­ge mich, ob ich …“
    Sie woll­te nicht dar­über spre­chen, aber Ah­med hat­te den Mund zu ei­ner Fra­ge ge­öff­net. Die Frau tat mir leid, des­we­gen warf ich mich da­zwi­schen, um ihn zu stop­pen.
    „Was mei­nen Sie mit den Leu­ten? Wie kommt es, daß die Men­ge …“ Ich mach­te ei­ne va­ge Be­we­gung mit der Hand und mein­te da­mit die Stadt und die Men­schen. Die Stadt war nicht ver­lo­ren.
    Ah­med sah mich un­ge­dul­dig an. „Er­wach­se­ne wen­den nicht ger­ne Te­le­pa­thie an. Sie ge­ben vor, es nicht zu kön­nen. Aber an­ge­nom­men, ein Mann fallt in einen Auf­zug­schacht und bricht sich ein Bein. Nie­mand fin­det ihn, und er kann auch kein Te­le­fon er­rei­chen, so wird er ver­zwei­feln, be­ten und an­fan­gen, Geis­tes­kräf­te ein­zu­set­zen. Er wird ver­su­chen, sei­ne Ge­dan­ken so zu
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