Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
Ich setze sonst auf der Stelle einen Notwortwurf ab.«
    Jorge spuckte auf den Boden. »Leck mich!«
    »Ich warne Sie …«
    Jorge trat einen Schritt zurück und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Konnte es sein, dass Dolder versiert war? Unsinn, einen Notwortwurf konnte fast jeder absetzen, es gab thaumaturgische Apparate, die ausschließlich für diesen Zweck hergestellt wurden.
    Jorge schnappte sich einen der Barhocker und reckte ihn in die Höhe, als besäße er kein Gewicht. »Immer diese unkooperativen Menschen! Du willst mich also warnen, Dolder? Du willst mich warnen? Jetzt warne ich dich mal! Dich und deine Knochen. Und deine Zähne, die kullern nämlich gleich in deinen Arsch!«
    Jorge presste die Beine des Hockers zusammen, der sich knirschend zusammenfaltete, als bestünde er aus Zahnstochern. Eines der langen, massiven Beine behielt er wie einen Knüppel in der Hand, den Rest ließ er polternd zu Boden fallen. »Du befindest dich auf einer Reise in Richtung Schmerz, bei Batardos. Einer Reise in Richtung Schmerz.«
    »Sie können mir keine Angst …«
    »Einer Reise in Richtung Schmerz.«
    »Sie haben weder die Befugnis noch …«
    »Richtung Schmerz!«
    In diesem Moment wurde die Tür des Entbeinten von außen aufgestoßen, und ein junger Bursche mit halblangem braunem Haar und schlaksigen Gliedern erschien auf der Schwelle. Atemlos blickte er sich um. Als er Jorge sah, der mit erhobenem Stuhlbein vor dem Wirt stand, zögerte er. Dann, als würden Jorge und der Wirt lediglich Nettigkeiten austauschen, erschien ein erleichtertes Lächeln auf seinen jugendlichen Zügen, und er betrat den Schankraum.
    »Bei Lorgon«, rief er. Seine Stimme klang hell und fröhlich. Er war fast noch ein Junge. »Da sind Sie ja, Agent Jorge! Gut, dass ich Sie endlich gefunden habe. Geheimrat K. meinte, falls der Wortwurf in Ihre Privatunterkunft in der Zubergasse Sie nicht erreicht, soll ich der Reihe nach alle Kneipen des Fassviertels abklappern. Himmel, ich bin seit einer Ewigkeit unterwegs!«
    Der junge Bote trat neben Jorge, der ihn um vier Köpfe überragte, klopfte ihm auf die untere Hälfte seines breiten Rückens und setzte sich dann ganz in seiner Nähe an einen Tisch. »Ein Bier, bitte«, sagte er zu Dolder. »Himmel, hab ich einen Durst. Kein Wunder, bei der ganzen Rennerei.«
    Jorges Arm mit dem Stuhlbein sank herab. Dolder sah aus, als hätte er in etwas Verfaultes gebissen. Ungläubig starrte er den Neuankömmling an. »Sagt mal, seid ihr eigentlich von allen guten Geistern verlassen?« Er brachte nur noch ein Flüstern zustande.
    »Also, wer schickt dich?« Jorges Stimme klang mit einem Mal ganz sanft. Junge Menschen waren ihm grundsätzlich lieber als ausgewachsene.
    »Geheimrat K.«, sagte der Bursche. »Und es scheint um etwas Wichtiges zu gehen. Der Geheimrat weiß schließlich, dass Sie um diese Zeit des Tages, äh … nun, noch nicht gerne behelligt werden.«
    »Geheimrat K.?«, wiederholte Jorge verwirrt. »Ach so, du meinst das Maul! Hat es gesagt, was es will?«
    »Nein, aber es muss wirklich dringend sein. Warum sollte er mir sonst den Auftrag erteilen, sämtliche Spelunken im Fassviertel abzuklappern? Er hat gesagt: Geh sofort los, Rusasus … das ist nämlich mein Name, Rusasus. Also, er hat gesagt, Rusasus, hier ein wichtiger Auftrag für dich, zieh los und schaff mir Jorge her, so schnell es geht. Das hat er gesagt! Bin nur gerannt, der Auftrag war ja wichtig, da beeilt man sich besser. War in fast allen Kneipen des Viertels. Sind ja fast … wie viele Kneipen gibt es hier eigentlich? Ziemlich viele?«
    »Sau viele«, bestätigte Jorge. Er blickte zu Dolder, der verloren hinter dem Tresen stand und ins Nichts starrte, wahrscheinlich auf der Suche nach dem Universum, wie er es bisher gekannt hatte.
    »Ihr Stuhl ist ja kaputt«, sagte Rusasus und deutete auf die Überreste des Hockers in Jorges Hand.
    »Wie? Ach so, ja. Schlechte Qualität, mein Junge.« Er schleuderte das Stuhlbein quer durch den Schankraum. Es prallte gegen die grüne, brandlöchrige Filzwand und brach in der Mitte entzwei. »Na, dann wollen wir das gute, alte Maul mal lieber nicht warten lassen, was? Weißt du, wir Trolle haben da ein Sprichwort, und es geht so: Auf geht's!«
    »Danke, ich bleibe noch einen Moment. Gönne mir ein Bierchen, hab ich mir verdient.«
    Jorge legte dem Jungen eine Pranke auf die Schulter. »Zweifelsohne hast du das, mein Sohn. Dolder? Einen Humpen Bier für meinen Freund, und zwar schnell!«
    Damit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher