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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron
Autoren: Simon R. Green
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ihnen zu weichen,
und der Torso stürzte zu Boden und rührte sich nicht mehr.
    Owen preßte den Stumpf seines Unterarms mit der gesunden Hand zusammen und zitterte unkontrolliert. Zuerst spritzte das Blut förmlich aus der Wunde, aber bald schon versiegte
der Strom zu einem Rinnsal. Er überlegte angestrengt. Er hatte etwas zu erledigen. Etwas verdammt Wichtiges. Sein Blick
glitt suchend hin und her und fiel auf Monds abgetrennten
Kopf, der neben dem Kontrollpaneel auf dem Boden lag. Die
Hadenmänner! Er mußte die Hadenmänner wecken. Hazels
Leben hing davon ab. Owen griff nach dem Kontrollpaneel
und zog sich daran auf die Beine. Erschöpft und müde lehnte
er sich einen Augenblick dagegen und rang nach Luft. Blut
tropfte aus seinem Handgelenk und besudelte die Konsole,
während Owen die Kontrollen untersuchte. Sie ergaben keinen Sinn. Überhaupt keinen. Wütend starrte er auf Monds
Kopf hinab und hob ihn mit der gesunden Hand vom Boden,
damit er in die gebrochenen Augen sehen konnte.
    »Mond, du verdammter Bastard! Was soll ich tun? Wie
kann ich sie aufwecken? Rede!«
Ein schwaches goldenes Leuchten erwachte in Monds Augen, und seine Lippen begannen sich lautlos zu bewegen.
Owen hob den Kopf an das Ohr, und ganz leise hörte er
Monds Flüstern. Blau Drei Sieben Sieben Null . Owen legte
den Kopf beiseite und wandte sich wieder dem Kontrollpult
zu. Seine Lippen verzogen sich zu einem wilden Grinsen, als
er das blaue Eingabefeld fand und Drei Sieben Sieben Null eintippte. Er wandte den Blick vom Paneel und zum Eingang
der Gruft, und ein rauhes Lachen entsprang seiner Kehle, als
das Eis wie im Zeitraffer zu schmelzen begann, wegfloß und
Licht auf Licht in den Zellen des gewaltigen Bienenstocks
aufflammte. Owen lachte noch immer, als die Gruft sich öffnete und die Hadenmänner in all ihrem Glanz und ihrer Pracht
hervorströmten.
    Kurze Zeit später saß Owen still neben den toten Wampyren,
während Hazel seinen Armstummel mit einem kunstfertigen
Verband versorgte. Die Wunde schien sich von alleine versiegelt zu haben, ein weiteres Erbe aus dem Labyrinth, doch Hazel wollte kein Risiko eingehen.
    Giles unterhielt sich leise mit Kapitän Schwejksam und Investigator Frost, die entwaffnet worden waren und von einem
halben Dutzend grimmig dreinblickender Hadenmänner bewacht wurden. Jakob Ohnesorg und Ruby Reise lagen nebeneinander auf Tragbahren und unterhielten sich ebenfalls leise.
Die Hadenmänner waren rechtzeitig genug gekommen, bevor
der letzte Funke von Leben aus ihren Körpern hatte weichen
können, und ihre Apparate hatten die Verletzungen mit unglaublicher Geschwindigkeit behandelt. Ruby und Jakob waren zwar noch sehr schwach, aber anscheinend erwarteten
beide, sich bald wieder völlig zu erholen. Owen hatte die Hadenmänner veranlaßt, Monds Kopf zu untersuchen, doch sie
hatten erwidert, daß es zu spät sei. Owen hatte ihnen erzählt,
wie Monds abgetrennter Kopf dem Tod lange genug von der
Schippe gesprungen war, um ihm die notwendigen Kodes für
das Öffnen der Gruft und das Wiedererwecken ihres Volkes
zu verraten, und sie hatten freundlich genickt und ihm bedeutet, sich auszuruhen.
    Halb hatte er erwartet, daß die aufgerüsteten Männer von Haden ihn im gleichen Augenblick töten würden, da sie aus
ihrer Gruft hervorkämen, aber zumindest im Augenblick
schienen sie nicht genug für ihren Befreier tun zu können. Sie
waren groß und vollkommen und bewegten sich mit übermenschlicher Eleganz. Ihre Augen leuchteten wie Sonnen. Sie
entschieden den Kampf rechtzeitig, um Giles vor den drei
verbliebenen Wampyren zu retten. Hazel und Investigator
Frost hatten sich gegenseitig bis zur völligen Erschöpfung
duelliert, und die Hadenmänner mußten sie förmlich auseinanderreißen. Investigator Frost hatte selbst dann noch nicht
aufgeben wollen. Am Ende hatte Kapitän Johan Schwejksam
ihr den Befehl erteilt zu kapitulieren und ihre Waffe zu übergeben. Und schon war alles vorüber.
    Owen blickte zur Leiche des Hohen Lord Dram. Giles hatte
sich im gleichen Augenblick neben ihr niedergekniet, in dem
die Hadenmänner die drei Wampyre weggeführt hatten. Als
Owen zu ihm getreten war, hatte er den Blick gehoben und
leise erklärt: »Trauer, Verwandter. Einer aus unserer Familie
ist gestorben.«
    Er hatte nichts weiter gesagt, und Owen hatte nicht nachgefragt. Es konnte warten. Eine Menge Dinge konnten plötzlich
warten. Sein Blick fiel auf Ruby Reise und Jakob Ohnesorg,
und
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