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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah
Autoren: King Stephen
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Callahan.
    Eddie schien sich zum ersten Mal für etwas anderes als das Schicksal seiner verschwundenen Frau zu interessieren. Er betrachtete Roland fast aufmerksam. Und warum auch nicht? Schließlich war das die alles entscheidende Frage. Alle Dinge dienen dem Balken, wie es hieß, und obwohl in Wirklichkeit alle Dinge dem Turm dienten, waren es die Balken, die den Turm im Lot hielten. Brachen sie…
    »Zwei«, antwortete Roland. »Es muss mindestens noch zwei geben, würde ich sagen. Den einen, der durch Calla Bryn Sturgis geht, und dann noch einen weiteren. Aber weiß Gott, wie lange sie noch halten werden. Selbst wenn die Brecher nicht an ihrer Zerstörung arbeiten würden, bezweifle ich, dass sie noch lange halten können. Wir müssen uns beeilen.«
    Eddie hatte sich sichtlich versteift. »Wenn das heißen soll, dass wir ohne Suze…«
    Roland schüttelte ungeduldig den Kopf, als wollte er Eddie damit sagen, sich nicht lächerlich zu machen. »Ohne sie können wir nicht zum Turm vordringen. Wer weiß, ob wir dazu nicht auch Mias kleinen Kerl brauchen. Das liegt in den Händen von Ka, und in meiner Heimat gab es da ein Sprichwort: ›Ka hat weder Herz noch Verstand.‹«
    »Dem kann ich nur zustimmen«, sagte Eddie.
    »Möglicherweise gibt es da noch ein weiteres Problem«, sagte Jake.
    Eddie betrachtete ihn stirnrunzelnd. »Wir brauchen kein weiteres Problem.«
    »Ich weiß, aber… Was ist, wenn das Erdbeben den Eingang der Torweghöhle verschüttet hat? Oder…« Jake zögerte, dann sprach er widerstrebend aus, was er wirklich befürchtete. »Oder sie ganz zum Einsturz gebracht hat?«
    Eddie streckte eine Hand aus, packte Jake am Hemd und zog ihn zu sich heran. »Sag das nicht. Denk das nicht mal.«
    Aus der Stadt war jetzt Stimmengewirr zu hören. Die Folken waren dabei, sich wieder auf dem Stadtanger zu versammeln, wie Roland vermutete. Wie er auch annahm, dass man sich an diesen Tag – und nun auch an diese Nacht – in Calla Bryn Sturgis noch tausend Jahre lang erinnern würde. Das hieß, wenn der Turm dann überhaupt noch stand.
    Eddie ließ Jakes Hemd los und betatschte dann die Stelle, an der er es gepackt hatte, als wollte er auf diese Weise die Knitterfalten glatt bügeln. Er versuchte ein Lächeln, das ihn aber schwach und alt aussehen ließ.
    Roland wandte sich an Callahan. »Werden die Manni morgen trotzdem kommen? Du kennst diesen Haufen besser als ich.«
    Callahan zuckte die Achseln. »Henchick ist ein Mann, der Wort hält. Ob er nach allem, was vorhin passiert ist, jedoch andere dazu bringen kann, Wort zu halten… Das, Roland, weiß ich nicht.«
    »Das will ich ihm aber geraten haben«, murmelte Eddie finster. »Ich will’s ihm bloß geraten haben.«
    »Will jemand Watch Me spielen?«, fragte Roland von Gilead auf einmal.
    Eddie glotzte ihn ungläubig an.
    »Wir kriegen heute Nacht sowieso kein Auge zu«, sagte der Revolvermann. »Da können wir uns genauso gut die Zeit vertreiben.«
    Also spielten sie das Kartenspiel, und Rosalita, die eine Runde nach der anderen gewann, addierte die Ergebnisse aller auf einer Schiefertafel, ohne das geringste Siegerlächeln zu zeigen – ohne irgendeinen Gesichtsausdruck, den Jake deuten konnte. Zumindest anfangs nicht. Er war versucht, seine Gabe der Fühlungnahme zu gebrauchen, gelangte aber zu der Einsicht, dass sich ihr Gebrauch nur in Notfällen rechtfertigen ließ. Sie zu benutzen, um hinter Rosas Pokergesicht zu blicken, wäre so gewesen, als hätte er sie heimlich beim Ausziehen beobachtet. Oder zugesehen, wie Roland und sie miteinander schliefen.
    Aber als das Spiel weiterging und der Himmel im Nordosten endlich heller zu werden begann, glaubte Jake doch zu wissen, was sie dachte, weil es nämlich genau das war, woran er dachte. Auf irgendeiner Verstandesebene würden sie alle an die beiden letzten Balken denken, von nun an bis zum bitteren Ende.
    Darauf warten, dass einer oder beide zerbrachen. Ob sie es waren, die Susannahs Fährte folgten, oder Rosa, die sich ihr Abendessen zubereitete, oder sogar Ben Slightman, der draußen auf Vaughn Eisenharts Ranch um seinen toten Sohn trauerte… Sie alle würden das Gleiche denken: Nur noch zwei übrig, und die Brecher arbeiteten Tag und Nacht gegen sie, fraßen sich in die Balken hinein, zerstörten sie.
    Wie lange noch, bis alles endete? Und wie würde es enden? Würden sie das dumpfe Poltern riesiger schiefergrauer Steinquader hören, wenn der Turm einstürzte? Würde der Himmel wie ein dünnes Stück
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