Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
mal, dass sie durchkommen. In keiner der Welten gibt’s noch Waffen wie seine. Da bin ich überzeugt.«
    Das dachte Eddie zwar auch, aber er machte sich nicht die Mühe, es auszusprechen. Aus der Stadt war kurz ein Knattern von Knallkörpern zu hören, dann herrschte wieder Stille. Dort drüben ging offenbar die Siegesfeier ihrem Ende entgegen. Irgendwann musste sie das ja mal. Morgen würde es zweifellos eine ganztägige Party auf dem Stadtanger geben – eine Fortsetzung der heutigen Feiern, aber etwas weniger trunken und etwas zusammenhängender. Roland und sein Ka-Tet würden zwar als Ehrengäste erwartet werden, aber wenn die Götter der Schöpfung es gut mit ihnen meinten und die Tür sich öffnete, würden sie längst fort sein. Um Susannah nachzuspüren. Sie zu finden. Zum Teufel mit dem Nachspüren. Finden.
    Als läse er Eddies Gedanken (und das konnte er, besaß er doch die Gabe der Fühlungnahme), sagte Jake: »Sie lebt noch.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Wir hätten gespürt, wenn sie nicht mehr am Leben wäre.«
    »Jake, kannst du sie erreichen?«
    »Nein, aber…«
    Bevor er den Satz zu Ende bringen konnte, drang ein tiefes Rumpeln aus der Erde. Die Veranda begann plötzlich wie ein Boot in schwerer See zu schwanken. Sie konnten hören, wie die Bretter knarrten. Aus der Küche kam das Klirren von Porzellan, das wie Zähneklappern klang. Oy hob den Kopf und winselte. Sein füchsisches kleines Gesicht wirkte komisch erschrocken, die Ohren hatte er flach angelegt. Nebenan in Callahans Wohnzimmer stürzte irgendetwas krachend um und zerschellte.
    Eddies erster Gedanke – unlogisch, aber sich nicht weniger aufdrängend – war, Jake habe Suze allein dadurch getötet, dass er sie für lebend erklärt hatte.
    Einige Augenblicke lang wurde das Beben sogar noch stärker. Ein Fenster zersplitterte, weil dessen Rahmen völlig verdreht wurde. Aus der Dunkelheit war ein Geräusch zu hören, als fiele etwas in sich zusammen. Eddie vermutete – völlig zu Recht –, dass es sich um den beschädigten Außenabort handelte, der jetzt vollends einstürzte. Er sprang auf, ohne es zu merken. Jake stand neben ihm und hielt sein Handgelenk umfasst. Eddie hatte Rolands Revolver gezogen, und die beiden standen jetzt da, als wollten sie im nächsten Augenblick zu schießen beginnen.
    Aus den Tiefen der Erde stieg ein abschließendes Grollen auf, dann stabilisierte sich die Veranda unter ihnen wieder. An bestimmten Schlüsselpositionen entlang dem Balken wachten Leute auf und sahen sich benommen um. Auf den Straßen eines bestimmten New Yorker Wanns heulten die Alarmanlagen einiger Autos los. Am nächsten Tag würden die Zeitungen unbedeutende Erdstöße melden: Glasschäden, keine Verletzten. Nur ein leichtes Zittern des eigentlich unerschütterlichen Grundgesteins.
    Jake starrte Eddie mit weit aufgerissenen Augen an. Mit wissendem Blick.
    Die Tür hinter ihnen flog auf, und Callahan kam in einer dünnen weißen Unterhose, die ihm bis zu den Knien reichte, auf die Veranda gestürmt. Sonst trug er nur noch sein goldenes Kruzifix um den Hals.
    »Das war ein Erdbeben, oder nicht?«, sagte er. »Ich habe mal eines in Nordkalifornien gespürt, aber noch nie hier in der Calla.«
    »Das war verdammt viel mehr als ein Erdbeben«, sagte Eddie und deutete mit einer Hand. Die mit Fliegengittern umgebene Veranda führte nach Osten hinaus, wo der Horizont von lautlosen Artilleriesalven aus grünen Blitzen erhellt wurde. Unterhalb des Pfarrhauses öffnete sich die Tür von Rosalitas Häuschen knarrend und fiel dann wieder krachend zu. Rosa und Roland kamen miteinander den Hügel herauf; sie in ihrem Unterkleid und der Revolvermann in Jeans, liefen sie beide barfuß über die taunasse Wiese.
    Eddie, Jake und Callahan eilten ihnen entgegen. Roland starrte unverwandt die bereits schwächer werdenden Blitze im Osten an, dorthin, wo das Land Donnerschlag auf sie wartete – und der Hof des Scharlachroten Königs und am Ende der Endwelt der Dunkle Turm selbst.
    Wenn, dachte Eddie. Wenn er noch steht.
    »Jake hat gerade gesagt, dass wir es wissen würden, wenn Susannah gestorben wäre«, berichtete Eddie. »Dass es etwas geben würde, das du Sigul nennst. Und dann kommt das hier.« Er zeigte auf Pere Callahans Rasen, auf dem sich ein kleiner Hügelrücken gebildet hatte, über dem die Grasnarbe auf ungefähr drei Meter Länge aufgeplatzt war, sodass die gekräuselten braunen Lippen der Erde zu sehen waren. Überall in der Stadt kläfften
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher