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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug
Autoren: W Hunt
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nach einer Lücke in seiner Abwehr suchte, sondern sie klang verschlagen und tückisch, so als würde sie ihn sehr gut kennen. Sie schien Erinnerungen an seine früheren Begegnungen mit den Aliens zu wecken, vor allem an den allerersten Kontakt bei Josephson an Bord der Duc d’Enghien , was mehr als eine Ewigkeit her war. Dort war er ohnmächtig geworden, als das Bild eines früheren Gyaryu’har plötzlich verschwunden war, was ihn schutzlos dem Angriff durch Vuhl-Fühlende ausgesetzt hatte. Hundert-, ja fünfhundertmal hatte er sich seitdem dieser Situation gestellt. Es hätte diesmal nicht anders sein sollen, und doch war genau das der Fall. Fühlende kämpfen ständig gegen Panik an; sie nagt am Verstand, sie zerstört Schutzwälle und unterhöhlt das Selbstbewusstsein.

    Hinter diesem Angriff steckte jemand mit besonderer Macht. Glücklicherweise war er diesem Maß an Kraft oder Geschick noch nicht oft begegnet. Es gestaltete sich schwierig, sie von den Marines ringsum fernzuhalten, und es war fast unmöglich, die anderen Fühlenden abzuschirmen. Sie alle spürten sie.
     
    »Es rief mich auf die Hauptbrücke. Es wartete auf mich«, sagte er zu Jim Agropoulous. Das Krankenzimmer kam ihm sonderbar ruhig vor, als er sich die letzten Minuten an Bord des fast fertigen Schwarmschiffs ins Gedächtnis rief. Gyes’ru und der General beobachteten ihn aufmerksam und hörten genau auf das, was er zu sagen hatte.
    »Sie haben dagegen angekämpft.«
    »Aus der Ferne, ja. Schritt für Schritt. Ich konnte es nur langsam angehen, während Sam Navarro seinen Leuten Befehle erteilte. Fast wäre ich wie ein Verrückter zur Brücke gerannt. Ich war der Einzige, der überhaupt irgendwelchen Widerstand aufbringen konnte. Wir wurden regelrecht in die Mitte des Spinnennetzes gezogen. Hunderte von Marines in der vorderen Sektion des Schiffs, dazu ein Dutzend Fühlende.«
    »Das muss an der Verstärkertechnik gelegen haben.«
    »Natürlich muss es das gewesen sein. Sonst hätten sie keine Chance gehabt. Zu viele Lasergewehre, zu viele Menschen, um sie alle zu kontrollieren, und zudem nicht alle in Sichtweite. Ohne diese Technik hätten wir sie überwältigt.«
    »Und dann erreichten Sie die Brücke …«, erwiderte Agropoulous.
    »Richtig.« Alan Howe schauderte bei der Erinnerung daran. »Es wartete auf uns. Und es kannte meinen Namen.«
     
    Die Brücke war in aktinisches blaues Licht getaucht. Für das menschliche Auge wirkten die Kurven und befremdlichen flachen Winkel äußerst merkwürdig. Wände und Decke wurden abwechselnd von farbigen Lichtwirbeln beleuchtet, die sich mal bewegten,
mal kurz anhielten und sich dann weiterbewegten. Es gab weder Monitore noch Tische oder gar Stühle, stattdessen kreisrunde Projektionen und unregelmäßig geformte feste Objekte, die mitten in der Luft schwebten. Der Boden war eine klebrige Masse, die träge gegen die Stiefelsohlen schwappte und über die man besser nicht nachdachte.
    In der Mitte des Raums stand ein Mann in einer Uniform, die fast wie ein imperiales Modell aussah, aber seit mindestens hundert Jahren so nicht mehr getragen wurde. Eine leuchtende, vielfarbige Aura umgab ihn, die ihm ein unirdisches Erscheinungsbild verlieh. Es musste sich um eine Art Schutzanzug handeln, der ihn vor den Effekten des Vakuums bewahrte. Dennoch hatte Alan Howe etwas Derartiges noch nicht gesehen. Es erinnerte sogar mehr an ein Energiefeld rund um ein Raumschiff.
    »Hallo, Alan«, sagte der Mann. »Es freut mich, dass Sie es geschafft haben.«
    »Sie kennen mich«, erwiderte Alan.
    »Oh, ja. Ich habe sogar auf Sie gewartet. Auf Sie alle.« Er breitete die Arme aus, als eine weitere Gruppe Marines durch eine andere Schleuse auf die Brücke gestürmt kam. Sofort erstarrten die Männer und Frauen mitten in ihren Bewegungen.
    Auch die Marines um Alan herum rührten sich nicht mehr. Das Ganze wirkte wie ein Videostandbild.
    »Sie können uns nicht alle kontrollieren.«
    »Das muss ich gar nicht. Dafür bin ich nicht hier.« Er lehnte sich gegen eine gekrümmte Wand und legte den Kopf ein wenig schräg, als würde er auf etwas horchen. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust. »Der Vuhl, dessen Körper ich mir geborgt habe, wird sehr überrascht sein, wenn er ihn zurückerhält.«
    »›Geborgt‹«, wiederholte Alan, kam aber nicht weiter, da der Mann ihm das Wort abschnitt.
    »Das Beste von allem …« – er musste lächeln, als er kurz innehielt – »… das absolut Beste von allem ist, mein Freund,
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