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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern
Autoren: Joseph Wambaugh
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Marihuanamolekül unentdeckt bleibt!« Dann riß der Monstercop die Zeitung in Fetzen und schrie: »Der Scheißköter sorgt dafür, daß diesen Drecksschmugglern endlich mal ihr Gucci-Gepäck auseinandergenommen wird. Und dann kommt Rose Bird her und behauptet, das war nicht fair!«
    Runzel-Ronald guckte auf seine Uhr und stellte fest, daß er noch einundfünfzig Stunden und dreißig Minuten überstehen mußte, bis ihm seine Pension sicher war. Dann tastete er nach seinem Puls, und sofort bekam er eine panische Angst und sah sich von zu hohem Blutdruck, Arterienverkalkung und Schlaganfällen bedroht.
    Eins von den Groupies, ein ausgemergeltes Mädchen mit einem ausladenden Becken, das auf dem Barhocker rumhing wie der Schwimmer in einem Toilettenspülkasten, sagte: »Hey, Leery. Der Tscheche braucht mal dringend ne kleine Aufmunterung. Der hat schon, wart mal, seit zwei, drei Tagen keinen mehr zusammengeschlagen.«
    »Hey, Tscheche«, kicherte ein anderes Groupie, »ich hab gehört, du hast die letzte Zeit nur auf Kanister geschossen. Mexikanister. Puertonkanister …«
    Bestens informiert über die multinationale Herkunft der Cops in der Rampart Division sagte ein drittes Groupie: »Nee, nee, der Tscheche schießt doch immer nur auf die Knie … hauptsächlich auf die Knienesen.«
    Und so weiter.
    Die Groupies waren Stammgäste in Leerys Saloon und in jeder anderen Copbar zwischen Chinatown und Hollywood. Eine fast schon familiäre Spezies von Groupies ohne Namen, denen man seit jeher nachsagte, sie seien so allgegenwärtig wie die Hundescheiße am Stiefel eines Sittencops. Wenn die Cops wieder mal so kaputt waren, daß sie kaum noch den Mund aufmachen konnten, brachten diese Mädchen sofort wieder Leben in die Bude.
    »Ich brauch 'n Doppelten!« schrie eine leiernde Stimme aus dem Qualm und der Düsternis. »Meine Kehle ist so trocken wie die Eier von Jerry Brown.«
    Die Stimme gehörte der einen Hälfte jenes unzertrennlichen Teams Hans und Ludwig, das, Schulter an Schulter stehend, die Ellbogen auf die Bar gestützt hatte und von den drei Groupies förmlich umringt wurde.
    Der Schreckliche Tscheche wurde noch bösartiger und wütender als sonst, als er mitansehen mußte, daß Hans und Ludwig wie üblich die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zogen, weil sie wieder mal aus derselben Bierflasche tranken. Aber die Groupies fanden das nun mal süß und allerliebst, und zur Belohnung kraulten sie Hans und Ludwig, wenn sie es wieder mal taten, aufs innigste.
    Selbst in dieser Finsternis konnte der Schreckliche Tscheche erkennen, daß Ludwig mit seiner riesigen nassen Zunge die Flaschenöffnung rundherum ableckte. Dann setzte Hans die Flasche an seinen Mund und trank sie aus, ohne zuvor auch nur den Sabber wegzuwischen.
    Der Schreckliche Tscheche hatte daraufhin das dringende Verlangen, diesem mageren, armseligen Krüppel von Cop mit seinem Spaghettihals die Bierflasche wegzureißen und sie dem Kerl so tief und so lange in den Rachen zu stoßen, bis seine quengelnde, leiernde Stimme durch die zweiundzwanzig Zentimeter Glas zum Schweigen gebracht wäre. Genau das hätte er gern getan. Wenn er bloß nicht diese Scheißangst vor Ludwig gehabt hätte.
    Der Partner von Hans war ganz und gar nicht knochig und dürr. Ludwig bestand ausschließlich aus Muskeln. Sein Brustkasten und seine Schultern schwollen an und dehnten sich gewaltig, als er an der Bierflasche nuckelte. Und seine Augen waren mit den dummen, kleinen, blinzelnden Augen seines Partners Hans überhaupt nicht zu vergleichen. Ludwigs Augen waren eine einzige gelbe Gefahr. Die Pupillen waren schlitzförmig. Und mit seiner mächtigen Muskulatur war er fast so groß wie sein magerer Partner.
    Der Schreckliche Tscheche war der größte, stärkste und unbestritten bösartigste Cop der Rampart Station, aber irgend etwas in diesen Augen veranlaßte ihn, seine Wut schnell wieder runterzuschlucken. Ludwig hatte die Augen eines Killers. Er war blauschwarz und wog hundertdreißig Pfund. Er war in Hamburg geboren und abgerichtet worden und verstand kein Wort Englisch. Er war ein Rottweiler, der größte Hund in der sogenannten K-9-Einheit, der Hundestaffel des Los Angeles Police Department.
    Ludwig versenkte seine große, häßliche Zunge vollständig in die Bierflasche, als Hans sie ihm nochmals hinhielt. Ein reichlich heruntergekommenes Groupie, dem die Fettwülste, wie man deutlich erkennen konnte, über den Rand der Strumpfhose quollen, war davon völlig hingerissen. Vor
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