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Der Consul

Der Consul

Titel: Der Consul
Autoren: Christian Ditfurth
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ein Desaster. Das Gericht, das unter dem Vorsitz eines anderen Präsidenten tagte, verweigerte mir jede Verteidigung. Ich galt von vornherein als Lügner. Meine Einlassung zum Fall Engert wurde als Geständnis gewertet. Engert sei mir auf die Schliche gekommen, deshalb hätte ich ihn ermordet. Mein Verhör Kippenbergers wurde als Komplizenschaft ausgelegt, als geschickter Trick des M-Apparats, die Arbeit der Ermittlungsbehörden zu behindern. Zwar könne man mir die Mitgliedschaft im M-Apparat nicht nachweisen, aber meine Taten sprächen dafür, dass ich in seinem Auftrag gehandelt hätte. Anders sei der Überfall auf den Oberreichsanwalt Voß und die Befreiung der Untersuchungshäftlinge Leutbold und Schmoll nicht zu erklären.
    Sie malten ein großes und komplexes dunkles Bild, am Ende war ich mir selbst unsicher, ob sie nicht recht hatten. Nicht in den Einzelheiten, aber im Kern.
    Auf meine eindringliche Bitte hatten sie mir mein Medaillon ausgehändigt. Es lag vor mir auf dem Tisch, oft trug ich es in der Hand. Manchmal dachte ich an Sofia, aber sie schien in einer anderen Welt zu leben. Das neue Verfahren hatte gewiss auch meine Glaubwürdigkeit in der internationalen Presse erschüttert. In den deutschen Zeitungen, die sie mir gaben, las ich vom Ende des Versailler Vertrags und von der Aufrüstung der Wehrmacht bis zu einer Größe, die Deutschlands Bedeutung angemessen sei. Schon lange planten sie den Krieg, und sie würden ihn führen, wenn sie hofften, Polen zerschlagen und das Elsass, Lothringen und das Saarland zurückholen zu können. Ich fragte mich, ob sie sich damit begnügen würden.
    Vielleicht war es besser, dass sie irgendwann kommen würden, um mich auf den Bock zu legen. Es dauert nur wenige Sekunden, bis das Fallbeil den Kopf abschlägt. Ein Wärter sagte, es tue nicht weh.
     

Dank an
    Gisela Gandras, die das Manuskript kritisch gelesen und mir in zahlreichen Diskussionen Hinweise gegeben hat. Dr. Herbert Brehmer für Dokumente und fachlichen Rat. Nicolaj Ennulat, ohne dessen ärztlichen Rat ich ein Detail in Soettings Biographie weniger farbig hätte ausmalen können.
     

Eine Anmerkung
    Den Historiker drängt es zur Genauigkeit, der Schriftsteller verfängt sich im Sog seiner Geschichte. Im Interesse meiner Geschichte und, so glaube ich, des Lesers habe ich einige Lokalitäten und Einrichtungen erfunden. So habe ich mir etwa erlaubt, die berühmte Nachrichtenagentur Agence France Presse, die 1944 gegründet wurde, bereits im Berlin der dreißiger Jahre arbeiten zu lassen.
     



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